Cuxland Moin

Sprache erschafft Bilder im Kopf: Wie uns das Gehirn Fallen stellt

Worte wie „Schornsteinfeger“ lösen oft eine automatische Assoziation im Kopf aus. Doch Vorsicht: Es gibt Abweichungen von althergebrachten Klischees.

Vor kurzem hing an der Tür meines Mietshauses der folgende Aushang: „Ihr Schornsteinfeger kommt.“ Vor meinem geistigen Auge entstand daraufhin das stereotype Bild eines Vertreters dieser Berufsgruppe: Schwarzer Frack, schwarzer Zylinder, männlich.

„Der Schornsteinfeger“ entpuppt sich als eine junge Frau

Als dann der Schornsteinfeger am darauffolgenden Tag zum vereinbarten Termin an meiner Wohnungstür klingelte, war die Überraschung umso größer. An der Tür stand nämlich eine junge Frau, die ich auf Anfang bis Mitte 30 schätzen würde. Sie trug zwar schwarze Dienstkleidung, aber weder Frack noch Zylinder. Und um die Verwirrung komplett zu machen, stellte sie sich mit diesen Worten vor: „Hallo, ich bin der Schornsteinfeger.“

Welche Rolle spielt das generische Maskulinum?

Nach getaner Arbeit verließ sie meine Wohnung und ich stellte mir die Frage: Wie konnte mich mein Gehirn so täuschen? Kritiker beziehungsweise Kritikerinnen des generischen Maskulinums würden an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die männliche Berufsbezeichnung ein männliches Bild zeichnet – und Frauen sprachlich unsichtbar macht. Meine Schornsteinfegerin – Pardon: Schornsteinfeger – hat damit allerdings scheinbar kein Problem.

Dirk Ley

Dirk Ley Foto: Radoslaw Polgesek

Dirk Ley

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Dirk Ley (Jahrgang 1986) ist gebürtiger Saarländer und hat bei der Saarbrücker Zeitung insgesamt fünf Jahre verbracht. Nach dem Ende des Volontariates hat er eine neue Herausforderung gesucht – und sie bei der NORDSEE-ZEITUNG gefunden. Er arbeitet seit August 2024 für die NZ.

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