Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, gibt es mit schöner Regelmäßigkeit einen Empfang, wie er stürmischer nicht sein könnte. Kaum drehe ich den Schlüssel in der Haustür um, stürmt schwanzwedelnd ein schokobrauner Wirbelwind in den Flur und kann sein Glück gar nicht fassen: Lotta.
Lotta ist eine typische Labradorhündin, meint: Fressen, Schmusen, Schlafen, Spielen und das Springen in jeden noch so gubbeligen Graben sind - in dieser Reihenfolge - ihre absoluten Lieblingsbeschäftigungen. Jetzt jedoch war alles anders. Statt mich abends stürmisch zu begrüßen, stand Lotta wie versteinert im Flur und starrte Löcher in die Luft. Wo der Napf sonst schneller leer ist, als man gucken kann, fraß sie zögerlich. Auf ihren Stammplatz auf dem Sofa springen wollte sie auch nicht.
All das waren untrügliche Zeichen: Unserer Hündin geht‘s nicht gut. Wir tippten darauf, dass Lotta bei einem Spaziergang unbemerkt etwas vom Boden aufgelesen und gefressen hatte, was dort besser liegen geblieben wäre; darin ist sie Meisterin. Oder aber, dass sie sich am Abend zuvor beim Agility vertreten und sich ein Gelenk verknackst hatte.
Nachdem wir uns schon große Sorgen gemacht hatten, war der Spuk einen Tierarztbesuch und zwei Tage später vorbei. Lotta springt wieder in jeden gubbeligen Graben, was sie nicht soll. Und sie steht frühmorgens wieder an unserem Bett und fiept in den höchsten Tönen, was unglaublich nervt. Mit anderen Worten: Lotta ist wieder ganz die Alte. Gut so!