In meiner Küche herrscht etwas Chaos. Denn sie fehlt. Besser gesagt, in meiner „Küche“ steht aktuell eher eine Campingküche für den Übergang bis die eigentlichen Möbel samt E-Geräten geliefert werden. Aber immerhin: Zwei mobile Herdplatten, ein kleiner Backofen, ein Campingkühlschrank, wenige Teller und zwei Tische helfen mir derzeit ganz gut über die Runden.
So stand ich jüngst am Küchenfenster, sah die Sonnenstrahlen auf das Blattgrün der Bäume fallen, die etwas nass vom Regen schimmerten. Ein Schluck Kaffee und ich dachte zurück an die Orte, an denen ich bereits war. Dachte an die Adressen, die ich nicht mehr alle zusammenbekomme, dachte an die vielen Menschen, denen ich während meiner früheren Arbeit an der Hotelrezeption begegnet bin.
Was ist aus den ehemaligen Stammgästen geworden, die ich einst betreut habe? Manche Namen vergisst man nicht. So geht es mir mit einem Testpiloten aus Amerika. Er war früher Polizist, bis er Pilot wurde und ernsthaft meinte, dass eine Airbus-Maschine zu fliegen nicht schwerer sei als ein Auto zu fahren. So wie er Länder wechselte, wechselte ich manchmal Orte für eine Arbeitsstelle.
Die Ortswechsel taten in manchen Dingen gut, doch etwas mehr Kontinuität würde mir und anderen, die häufig neu anfangen, sicher guttun. Wenn wir alle, alle zwei Jahre jobbedingt umziehen, erleben wir eine Menge, wachsen an den Herausforderungen und werden flexibler, doch für die Umwelt, die wir erhalten wollen, ist es eher ein Trauerspiel.
Möbel werden angeschafft und weggeschmissen. Was es braucht? Fertige Appartements zum erschwinglichen Preis. Für junge Menschen, die häufig umziehen müssen - oder eben mehr Kontinuität, um langfristig Wurzeln schlagen zu können. Und langsam finde ich die Stabilität in der Flexibilität.
