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Sparspaß statt Tabu: Wie Familien in Norddeutschland Geldmanagement lernen

Offene Gespräche über Geld und kluge Ziele: Familien in Norddeutschland entdecken neue Wege, um ihre Sparziele zu erreichen.

Experte erklärt, warum Sparverhalten oft im Elternhaus geprägt wird und wie man mit klaren Zielen, Routinen und Offenheit sparen lernen kann.

Experte erklärt, warum Sparverhalten oft im Elternhaus geprägt wird und wie man mit klaren Zielen, Routinen und Offenheit sparen lernen kann. Foto: Patrick Pleul

Herr Pooch, beruflich beschäftigen sie sich mit dem Thema Finanzen. Warum können die einen ihr Sparschwein mühelos füttern und andere nicht? Das kann mehrere Gründe haben. Einer ist sicher das Elternhaus. Damit meine ich nicht, ob und wie viel Geld dort vorhanden war, sondern, wie dort mit Geld umgegangen wurde. Wer früh gelernt hat, dass am Ende des Monats mehr Geld vorhanden sein muss als im Monat zuvor, dem fällt es vielleicht leichter zu sparen. Ein anderer Punkt ist der, ob jemand konsumorientiert ist oder nicht. Meine Erfahrung ist die, dass ein konsumorientierter Mensch sich eher denkt: Geld ist zum Ausgeben da.

Sie haben eben bereits das Elternhaus angesprochen. Wird uns die Fähigkeit sparen zu können, in die Wiege gelegt? Jein. Nur weil die Eltern gut mit Geld umgehen, heißt es nicht, dass die Kinder automatisch auch gut mit Geld umgehen. Natürlich hat das Einfluss wie gut die Erziehung in dem Thema ist. Aber oft wird über das Thema Geld zu Hause gar nicht gesprochen, so dass die Kinder sich zu einem großen Teil gar nicht von den Eltern abschauen (können), wie man mit Geld vernünftig umzugehen hat.

Wenn ich Sie richtig verstehe, verschenkt man mit dieser Tabuisierung eine große Chance. Was für Tipps haben Sie für Eltern, die es anders machen und die ihren Kindern frühzeitig einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld beibringen wollen? Wichtig ist wie gesagt, dass man offen über das Thema Geld spricht. Kinder sollten auch schon in jungen Jahren ein Taschengeld bekommen. Dieses könnten die Eltern allerdings ruhig an eine kleine Leistung koppeln, wie etwa ein wenig Mithilfe im Haushalt. So lernen Kinder frühzeitig, dass Geld nicht auf Bäumen wächst, sondern, dass man etwas dafür tun muss. Wovon ich persönlich auch viel halte, sind Bücher. Es gibt inzwischen viele gute und kindgerechte Bücher über das Thema Geld. Wenn man sich damit als Eltern mit seinen Kindern hinsetzt und gemeinsam ein Buch liest und über Geld spricht, dann holt man dieses Thema auf eine angenehme, spielerische Weise aus einer Tabu-Ecke. Über Geld sollte in der Familie unbedingt offen und ehrlich gesprochen werden. Meiner Meinung nach sollte dieses Thema unbedingt auch mehr in den Schulen behandelt werden, bestenfalls sogar als eigenes Schulfach mit einer Stunde pro Woche.

Wie lässt sich sparen lernen? Dafür sollte sich jeder erst einmal bewusst machen, warum man sparen möchte und welches Ziel man damit verfolgt. Möchte ich einfach Geld auf der hohen Kante haben, also als Rücklage, damit ich mich sicher fühle oder spare ich auf eine konkrete Anschaffung? Man kann das Sparen systematisch angehen und einen Dauerauftrag anlegen auf ein Sparkonto, ein Tagesgeldkonto oder auf ein zweites Girokonto. Da sollte man sich eine Zielsumme setzen und das Ganze an ein „Warum“ knüpfen, weil man eher etwas macht, wenn man weiß, warum man es tut und dann zielorientierter dranbleibt.

Wie gehe ich konkret vor, wenn ich mir etwas Besonderes gönnen und darauf sparen möchte? Das ist eine sehr gute Frage. Ich empfehle dazu, dass man sich ganz klar machen muss: Was ist dieses Besondere, das man sich gönnen möchte oder auf das man sparen muss. Dann sollte man sich überlegen, was kostet die Anschaffung, bis wann will man sie haben und wie viel Geld hat man dafür eventuell bereits. Auf dieser Grundlage kann man sich dann ausrechnen, was man monatlich dafür beiseitelegen muss. Wenn man feststellt, das ist in dieser Zeit mit den verfügbaren Mitteln nicht realisierbar, dann muss man den zeitlichen Rahmen größer abstecken. Denn es nützt nichts, wenn man auf etwas sparen will, aber das Ziel völlig unrealistisch ist mit der Sparleistung, die man erbringen kann. Ziel und Möglichkeiten müssen aufeinander abgestimmt sein.

Das klingt alles sehr überlegt, sehr ernst. Kann Sparen auch Spaß machen? Sparen kann in jedem Fall auch Spaß machen. Ein Trick, um sich selbst bei Laune zu halten, ist, dass man sich Zwischenziele setzt und sich für diesen Zwischenerfolg auch mit einer kleinen Sache belohnt. Außerdem ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen, damit die Lust am Sparen nicht verloren geht.

Welche Rolle spielt das Alter? Sparen ältere Menschen anders als junge? Ich würde nicht sagen, dass das Alter eines Menschen entscheidend dafür ist. Wie jemand spart oder nicht, ist sehr individuell. Ein Vorteil bei älteren Menschen kann die Erfahrung sein. Ältere wissen eher, dass im Leben immer Unvorhersehbares geschehen kann und man für solche Fälle Rücklagen braucht. Ich kenne andererseits viele junge Menschen, die intuitiv gut sparen können und die mit ihrem Geld super umgehen. Einige haben mit 22 schon 10.000 oder 20.000 Euro auf dem Sparbuch liegen. Selbst angespart übrigens, also nichts Geerbtes.

Zur Person: Alexander Pooch (22), Unternehmensberater für den privaten Haushalt


Dieser Artikel erschien erstmals am 7. Februar 2023

Alexander Pooch, Unternehmensberater aus Zeven

Alexander Pooch, Unternehmensberater aus Zeven Foto: Privat

Saskia Harscher

Reporterin

Saskia Harscher ist im Landkreis Rotenburg aufgewachsen. In Bremen hat sie Politikwissenschaften studiert. Sie arbeitet seit 2019 in der Redaktion der ZEVENER ZEITUNG. Dort ist sie stellvertretende Leiterin und zuständig für die Berichterstattung aus der Samtgemeinde Tarmstedt.

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