Rote Strohhüte vom Reifenhersteller, Regencapes vom Alkoholproduzenten oder Sonnenbrillen vom Automobilclub: Für viele Festivalfans gehören die Werbegeschenke zum Hurricane wie Musik und Bier. Jahrelang waren die Sponsoren des Hurricane und anderer Festivals sogar an der Unterhaltung der Fans beteiligt, von Partyspielchen beim Alkoholhersteller bis zum Glitzertattoo und Bemalen von Stoffbeuteln beim Modelabel.
Doch die Zeiten haben sich geändert - in Zeiten knapperer Budgets überlegen auch die Sponsoren genau, wo sie investieren und wie viel. Das merkt auch die Festivalbranche. Auch wenn Veranstalter FKP Scorpio keine Einschätzung in Prozent geben will, wie viel diese Finanzierungssäule neben den Einnahmen durch Kartenverkäufe und die Gastronomie ausmacht, so betont ein Unternehmenssprecher: „Neben den Eintrittsgeldern und der Gastronomie sind Sponsoren die wichtigste Säule bei der Finanzierung eines Festivals. Ohne sie ginge es nicht, wenn die Ticketpreise fair bleiben sollen.“
Die Partnersuche ist laut Veranstalter nach der Pandemie schwieriger
Seit der Pandemie sei es schwieriger geworden, Partner zu finden: „Viele Unternehmen sind vorsichtiger bei ihren Investments geworden sind und sparen am ehesten an aufwendigen Kommunikationsmaßnahmen“, heißt es auf Nachfrage. Zudem seien auch Sponsoren für ihre Aktivierungen vor Ort genauso wie der Veranstalter von den gestiegenen Produktionskosten betroffen.
Können die Festivalmacher also überhaupt noch anspruchsvoll sein im Hinblick darauf, ob die Sponsoren zur Ausrichtung der Großveranstaltung passen? Im Vorjahr hatten gleich mehrere Sponsoren ob ihrer Produktionspraktiken für Kritik gesorgt.
Erwägungen, ob die Unternehmensethik der Sponsoren zum Festival passt, habe es immer gegeben: „Die ethische Abwägung ist aber oftmals komplex, und eine eindeutige Bewertung einer Marke in den seltensten Fällen möglich. Im Fall von SHEIN waren wir mit der Entscheidung aber selbst nicht glücklich, was bedauerlicherweise zu spät aufgefallen ist“, so der Sprecher. Der Pool an infrage kommenden Unternehmen sei postpandemisch sicherlich nicht gewachsen, „grundsätzlich können wir uns Sponsoren aber noch aussuchen“.
In diesem Jahr nimmt sich die Reihe der Sponsoren zumindest thematisch etwas stimmiger aus als so manches anderes Jahr. Die Hersteller von Energydrinks, Gehörschutz, Whisky - das ist nachvollziehbar. Wieder dabei ist Coca Cola - zumindest im nicht ganz weit entfernten Lüneburger Raum stand das Unternehmen jahrelang für seine Brunnenbaupläne in der Kritik, die den Bewohnern das Wasser abgegraben hätten.
EWE lädt Akkus der Fan-Handys mit Solarstrom
Am präsentesten ist derzeit der örtliche Strom- und Mobilfunkanbieter EWE. Und der setzt bei seinen Werbekampagnen zum Hurricane ausdrücklich auf Nachhaltigkeit. Unter dem Hashtag #sustainablewow propagiert man „nachhaltiges Abfeiern“ - dem Veranstalter FKP Scorpio dürfte diese Ausrichtung gut zu Gesicht stehen, ist Nachhaltigkeit bei Festivals doch ein Thema, das in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus rückt.
Mit seinem „Festival-Hotspot“, einer Photovoltaik-Anlage, die den Stand mit grünem Strom zum Laden des Akkus versorgt, präsentiert sich Stromanbieter EWE beim Hurricane wie auch beim Elektronik-Festival „Tante Mia tanzt“, beim „oldenbora“ sowie beim Deichbrand als nachhaltig orientiertes Unternehmen. (bal)