Was gibt es bloß für verrückte Vögel! Über einen Buntspecht, der lautstark auf einen Antennenmast einhackt, hatte sich an dieser Stelle ein Kollege gewundert. Über eine Amsel, die hartnäckig Rosinen fordert, amüsiert sich meine Schwester. Alles fing mit einem Schälchen Apfelstücke und Rosinen an, Weichfutter mögen die begnadeten Sänger mit den schwarzen Federn und dem gelben Schnabel. Heinz-Rüdiger, wie der drollige Mitbewohner jetzt heißt, liebt Rosinen, mehrmals täglich. Vier knabbert er sofort weg, zwei nimmt er mit. Sorgen, das verfressene Kerlchen hat durch diese Vorliebe bald einige Gramm zu viel unter den Federn, sind unbegründet. Also sorgt meine Schwester stets für Nachschub, der Piepmatz hat sie voll im Griff.
Aber wehe, die Schale ist leer: Dann meldet sich die Amsel unübersehbar und unüberhörbar. Meine Schwester saß im Garten, der Chef-Vogel kam angehüpft, ungewöhnlich dicht für eine scheue Amsel, plusterte sich auf. Könnte sie reden, würde sie meckern: „Wo bleiben meine Rosinen?“ Meine Schwester gehorchte, die Amsel langte zu. Meine Schwester klönte mit Nachbarn, plötzlich saß die Amsel auf der Mauer und schimpfte, sie meinte wohl: „Rosinen her, aber dalli!“ Den Vogel abgeschossen hat ihr Vogel am Küchenfenster: Er hackte mit dem Schnabel gegen die Scheibe, als er sein Frauchen sah - sie bediente ihn sofort.
Große Sorge im Frühjahr, als Heinz-Rüdiger tagelang nicht auftauchte: Gefiel es ihm woanders besser? Denkste: Plötzlich saß er wieder auf der Fensterbank und hackte gegen die Scheibe: Der Rosinen-Entzug war zu schlimm...