Ich hatte schon vor längerer Zeit über meine Zimmerpflanzen geschrieben, die ich in einem Regal unterbrachte. Während die kleine Palme sich wunderbar an ihrem Standort gewöhnt hat, lässt die Efeutute ihre Blätter hängen. Sie trocknen aus und werden braun. Abfallen wollen sie auch nicht. Was mache ich falsch?
Die Pflanzen-Flüsterin aus Nordenham gibt Tipps: „Legen Sie die Wurzeln der Pflanze trocken. Wenn die Wurzeln eine braune bis schwarze Verfärbung aufweisen, schneiden Sie die Blätter ab oder bereiten sie einen neuen Topf mit der Erde vor und pflanzen sie die Efeutute um.“ Und dann erklärt sie das Verhalten der Pflanzen: „Wenn die Pflanzen zu lange im Wasser stehen, haben sie quasi nasse Füße und dann werden sie wie wir Menschen einfach krank.“ Ich lache kurz auf.
Das erinnert an die politischen Entwicklungen, bei denen wir immer noch glauben, solange die Mehrheit wählt, wie sie wählt, wird alles gut gehen und das bisschen braun lässt sich kontrollieren. Doch wie schnell kann sich ein Gedanke verbreiten, von dem man einst ausgegangen war, dass er sich niemals wiederholen würde.
Anscheinend stehen wir im Norden mit unseren Füßen zu viel im Wasser und treffen Entscheidungen, die zu hinterfragen sind, wie das Urteil der Staatsanwaltschaft in Flensburg. Dort ging es um ein Partyvideo, in dem auf Sylt die Sätze gesungen wurden: „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus.“
Der kurze Clip sorgte für bundesweites Aufsehen. Das Verfahren wegen Volksverhetzung wurde weitestgehend eingestellt. Die Entscheidung verharmlost die rechte Hetze und lässt diejenigen Menschen im Regen stehen, die sich für ein gemeinschaftliches demokratisches Land jeden Tag einsetzen. Und dann wird mir klar: Da machen wir was falsch.