Puh, also langweilig ist er jedenfalls nicht, der Endspurt im Wahlkampf. Erweckten die Kandidierenden in früheren Zeiten manchmal den Eindruck, es sei fast einerlei, wer am Ruder ist, trägt die von den politischen Rändern vorangetriebene Polarisierung Früchte und führt den Diskurs. Sicher: Die Unterschiede dezidiert herauszuarbeiten, gehört zu den wichtigsten Aufgaben im Wahlkampf, doch das letzte Zusammenkommen des Parlaments am vergangenen Dienstag erweckte auf mich den Eindruck eines ziemlich zerstrittenen Haufens. Spitzen gegen die Kontrahenten sind absolut legitim, doch ich hoffe, dass sich die Spitzenpolitiker auch nach dem Wahltag einander die Hand geben können.
In diesem Zusammenhang erscheint mir Folgendes zukunftsweisend, und ich bin neugierig, wie es sich entwickeln wird: In der Grundschule meiner Tochter stellt immer der vierte Jahrgang pro Klasse je zwei Streitschlichter, die Ansprechpersonen für andere Schüler sind. Meine Tochter hat sich dazu wählen lassen und wird nun ein halbes Jahr lang in einer zusätzlichen wöchentlichen Unterrichtsstunde in der „Streitschlichter-AG“ auf dieses verantwortungsvolle Amt vorbereitet. Ich bin sehr gespannt, was sie berichten wird und hoffe, dass kommende Generationen besser darin sein werden, sich nach einem Streit zu vertragen.