Bremerhaven

Flohmarkt in der Bremerhavener Stadthalle: Das ist ein bisschen wie Jagen

Diese Version von Einkauf ist von Online-Handel und Shopping-Zentrum so weit weg wie Bremerhaven von Hongkong. Aber der gute alte Flohmarkt ist immer noch angesagt: Eine Stunde vor dem Einlass bildet sich eine lange Schlange vor der Stadthalle.

Menschen in der Stadthalle

Es war voll in der Stadthalle: Gut 2000 Besucher stöberten beim Flohmarkt. Foto: Ralf Masorat

Es ist das erste Mal, dass die Bremerhavener Stadthalle am Samstag den Flohmarkt selbst organisiert. Von 14 bis 18 Uhr wuseln rund 2000 Besucher durch die Tapeziertisch-Reihen. Vier Euro Eintritt haben sie bezahlt in der Hoffnung, mit günstigen Schnäppchen aus zweiter Hand am Ende doch viel Geld gespart zu haben.

Zu Hause etwas Platz schaffen

Auf der anderen Seite des Tapeziertischs ist das Eintrittsgeld höher. 34,50 Euro hat Christian Krummel für seinen Stand bezahlt. Dazu kommt die Parkgebühr. Bereits um 12 Uhr hat er seine Kisten in die Halle gebracht. Der Bremerhavener hatte sich spontan entschlossen. Und er ist keiner der professionellen Trödler. Er verschaffte sich zu Hause etwas Platz.

„Ich bin in den letzten zweieinhalb Jahren zweimal umgezogen. Da packt man dann viel zur Seite“, sagt er. Jetzt hat er sich getrennt. In der Kälte frühmorgens einen Stand aufbauen, das mag er nicht. Deshalb hatte er sich für die Stadthalle entschieden. Viel Zeit hat er nicht für ein Gespräch. Ständig wird er gefragt. Von seiner Freundin nach dem Preis, von den Wühlern an der CD-Kiste nach dem Musikstil.

Für einen Euro gibt er die Schätzchen weg. „Das tut ein bisschen weh, aber ein anderer freut sich“, sagt er. Doppelte Küchengeräte, Geschirr, Lampen, die nicht mehr in die neue Wohnung passen, bietet er zudem an. Zehn Euro will er für einen Toaster, ein Mann bietet fünf. Ab dafür. Vor zehn Jahren war er zuletzt auf dem Flohmarkt. Damals seien am Ende 200 Euro herausgekommen.

Auf den Tischen wird viel Kinderkleidung angeboten. Cengiz Dastan hat zwei Kinder. Einen kleinen Sohn trägt der Bremerhavener dem Arm. Der greift schon kräftig zu. Das bunte Spielzeug mit vielen Tasten und Kugeln soll die Motorik schulen. „Die Kinder wachsen so schnell“, sagt er. Deshalb sei es gut, dass auf solchen Märkten die Sachen günstig erworben werden können.

Einfach mal überraschen lassen

Nicht alle haben so klare Vorstellungen von dem, was sie einkaufen wollen. „Ich bin einfach mitgekommen, um mich überraschen zu lassen“, sagt Faten Faour. Ein rosa Handylautsprecher von JBL hat die junge Frau für drei Euro erbeutet. „Das ist ein bisschen wie Jagen“, sagt ihre Freundin, „ich weiß erst, was ich brauche, wenn ich es sehe.“ Diesmal ist es ein Pullover.

Autofelgen, Weihnachtsdekoration, Gesellschaftsspiele, Nippes, Münzen, Uhren, Geschirr – das Angebot der rund 200 Händler ist enorm. „Am besten gehen Kinderkleidung und Kleidung“, sagt Cindy Scharnhorst von der Stadthalle. Sie ist zufrieden mit dem Verlauf des Flohmarkts an einem Samstagnachmittag.

Mann erklärt zwei anderen Männern etwas

Christian Krummel (links) hat sich spontan entschlossen, sich auf dem Flohmarkt von den Dingen zu trennen, die nicht mehr aus den Umzugskisten herausgeholt wurden. Foto: Ralf Masorat

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

0 Kommentare
Newsletter Der KZW-Newsletter
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.
PASSEND ZUM ARTIKEL

Bremerhaven

Meine Woche

Hafen-Blockade, Rattenalarm und teure Najade

nach Oben