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Mitten in der Kreuzfahrt-Saison: Flüchtlinge statt Urlauber auf der „Ocean Majesty“

Das wird viele Kreuzfahrtreisende enttäuschen: Das Kreuzfahrtschiff „Ocean Majesty“ wird aus dem Programm genommen. Künftig soll das Kreuzfahrtschiff in Amsterdam einen ganz anderen Zweck erfüllen.

Neuer Einsatz für den Kreuzfahrt-Oldie "Ocean Majesty": Das Schiff soll in Amsterdam umfunktioniert werden.

Neuer Einsatz für den Kreuzfahrt-Oldie "Ocean Majesty": Das Schiff soll in Amsterdam umfunktioniert werden. Foto: Picasa/Eckardt

Das kam für viele Kreuzfahrtreisende mehr als überraschend und ohne jegliche Vorwarnung, denn sogleich nach der Ankunft am Montagmorgen (7. August) in Hamburg und dem Verlassen der letzten Passagiere nahm das kleine und eines der ältesten aktiven Kreuzfahrtschiffe weltweit, die „Ocean Majesty“ (10.417 BRZ) ohne neue Passagiere Kurs auf Amsterdam.

Nach Informationen der BILD-Zeitung soll das nur 135 Meter lange und maximal 500 Passagiere fassende Kreuzfahrtschiff nun im Ortsteil Velsen-Nord, direkt am Nordseekanal, als schwimmende Unterkunft für Flüchtlinge eingesetzt werden und geht somit aus dem aktiven Dienst als Kreuzfahrtschiff.

In Velsen am VOB-Kai lag noch bis vor ein paar Wochen das im Jahr 1993 bei der Meyer Werft erbaute Fährschiff „Silja Europa“ als Flüchtlingsunterkunft. Dieses Schiff mit einer maximalen Passagierkapazität für bis zu 3000 Personen wurde mittlerweile nach Rotterdam verlegt.

Doch anscheinend kommt der nun vorgesehene Einsatz als Flüchtlingsschiff für die „Ocean Majesty“ gar nicht so plötzlich, sondern ist wohl schon seit längerer Zeit von dem griechischen Eigentümer geplant.

Schon am 12 Juli äußert sich der Bürgermeister der niederländischen Gemeinde Velsen zu dem Thema und kündigt in einem offiziellen Statement ab August die Nutzung der deutlich kleineren schwimmenden Flüchtlingsunterkunft an dem VOB-Kai an.

„Ocean Majesty“ kommt von Grönland-Tour

Zuletzt war die „Ocean Majesty“ auf einer 21-Tage-Kreuzfahrt um Grönland unterwegs, bevor sie am Montag nach Hamburg zurückkehrte.

Von dem langjährigen deutschen Charterer des Schiffes, der Hansa Touristik wurde diese Meldung bislang noch nicht kommentiert. Das Unternehmen kündigt aber für die nächste Woche ein Statement an.

Auch sollen die Verträge mit den 220 Besatzungsmitgliedern an Bord des Schiffes kurzfristig gekündigt worden sein. Auf der aktuellen Webseite von Hansa Touristik sind mittlerweile alle anstehenden Reisen mit der „Ocean Majesty“ entfernt.

In den Medien und den sozialen Netzwerken wird nun über die Gründe des griechischen Eigners, der Majestic International Cruises, spekuliert, warum man so kurzfristig den langjährigen Vertrag mit Hansa Touristik aufgekündigt hat. Hierbei könnten auch höhere Margen für den Einsatz als Flüchtlingsschiff eine Rolle spielen.

Die Geschichte der „Ocean Majesty“

Gebaut wurde das Schiff 1966 auf der Werft Union Naval de Levante in Valencia, ursprünglich als Fährschiff „Juan March“ für die spanische Reederei Trasmediterranea für den Fährdienst zwischen dem spanischen Festland und den Balearen. Ende der 80er Jahre erfolgte ein umfangreicher Umbau zum Kreuzfahrtschiff im griechischen Perama.

In den vergangenen Jahren wurde die „Ocean Majesty“ mit der geschwungenen Rumpfform und den niedrigen Aufbauten immer wieder von verschiedenen Kreuzfahrtanbietern, zunächst für den englischsprachigen Markt für Page & Moy gechartert.

Seit 2013 fuhr das Schiff in den Sommermonaten in Vollcharter für das Stuttgarter Familienunternehmen Hansa Touristik für ein rein deutschsprachiges Publikum.

Im Frühjahr 2015 diente es über eine längere Zeit als Hotelschiff für den Ausbau des Suez-Kanals.

An Bord standen den Passagieren 274 Kabinen, davon acht Penthousekabinen mit Balkon, ein À-la-carte-Restaurant, ein Buffet-Restaurant und fünf Bars zur Verfügung.

Fortwährend haben der griechische Eigner, aber auch der Charterer in den vergangen Jahren viele Millionen Euro in ihr Schiff gesteckt und es fortlaufend renoviert sowie modernisiert.

Die „Ocean Majesty“ ist trotz ihres Alters bei den Passagieren recht beliebt, denn durch die kleine Größe und einer Breite von nur 19,2 Metern bot dieses Schiff den ganz entscheidenden Vorteil, dorthin zu gelangen, wo andere Megaliner aufgrund ihrer Größe nicht mehr hinpassen, so beispielsweise durch den Kanal von Korinth oder das Kreuzen durch die Schärenlandschaft im Nordland.

Eingesetzt war das Schiff zumeist nur vom Frühling bis in den Herbst hinein und startete in den Sommermonaten meist von Kiel, Hamburg und Bremerhaven in die Metropolen der Ostsee, zu den Fjorden, zum Nordkap oder nach Spitzbergen.

Reparatur nach Sicherheitsmängeln

Nach der pandemiebedingten Pause und einem Werftaufenthalt in Griechenland nahm die „Ocean Majesty“ am 8. Mai 2022 für Hansa Touristik von Bremerhaven erstmals wieder Fahrt auf, wenn dann auch gleich mit einem Sicherheitsproblem. Denn Ende Mai 2022 wurden im schwedischen Hafen von Karlskrona schwerwiegende technische Mängel an Bord des Schiffes festgestellt und es wurde von den Behörden vorläufig festgesetzt. Die laufende Reise musste abgebrochen werden und die Passagiere nach Hause gebracht werden.

Nach damaligen lokalen Medieninformationen haben die schwedischen Behörden seinerzeit so viele Sicherheitsmängel, beispielsweise in den Bereichen Lebensrettung, Brandbekämpfung, Kommunikation und Sicherheitsorganisation festgestellt, dass sie eine Weiterfahrt untersagten.

Mutmaßlich standen die Probleme dann wohl vor allem im Zusammenhang mit der langen, Corona-bedingten Aufliegezeit des Schiffes vom Frühjahr 2020 bis April 2022.

Noch für diesen Spätsommer waren drei Abfahrten mit der „Ocean Majesty“ von der Columbuskaje in Bremerhaven nach Irland, Island und zum Saisonabschluss ins Mittelmeer mit Zielhafen Genua geplant.

Beim Columbus Cruise Terminal Bremerhaven (CCCB) zeigt man sich überrascht von den nun wohl geplatzten drei Abfertigungen des langjährigen Kunden in der Seestadt. Eine offizielle Absage liegt dem Terminalbetreiber bislang nicht vor, wie Prokuristin Andrea Kamjunke auf Anfrage erklärte.

Christian Eckardt

Autor

Christian Eckardt ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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