„Moin. Nordsee-Zeitung heute morgen. Das ist eine Übersicht - Ressort Bremerhaven. Und diese Übersicht zeigt schön die Zweigesichtigkeit der Politik in Bremerhaven die wir aktuell erleben - auch kurz vor der Wahl.“ So beginnt Ralf Ekrowski eines seiner YouTube-Videos über die politischen Themen der Stadt.
Dann erklärt Ekrowski, warum mehrere Baugebiete in Bremerhaven - wie das Baugebiet Ackmann und das Werftquartier - aus einer klimafreundlichen Perspektive nicht vertretbar sind und warum die aktuelle Förder- und Baupolitik seiner Meinung nach „unsinnig“ ist.
Unsinnige Förder- und Baupolitik?
„Das Werftquartier wird nicht klimaneutral gebaut“, kritisiert er. Auf der anderen Seite beteiligt sich der Bund mit rund 2,6 Millionen Euro an den Kosten des Projektes zur Klimaanpassung „Grüner Finger Külkeninsel“, das als zentraler Teil des Werftquartiers entstehen soll.
„Ich baue also nicht klimaneutral, verursache erst einmal immense CO2-Emmissionen und bekomme dann eine Fördersumme, um die Folgen meiner Tätigkeit aufzufangen. So richtig logisch ist das nicht“, sagt er im Video.
Auch wenn Ralf Ekrowski sich als aktives Mitglied der Grünen politisch klar positioniert, sind seine Videos unaufgeregt und sachlich. Er erklärt Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Ereignissen und bietet Denkanstöße.
Seine Clips sind kurz und knackig. Er spricht ruhig, bebildert seine Worte mit entsprechenden Ausschnitten und Grafiken aus den Artikeln und verzichtet auf lange Vor- und Abspänne. Hier geht es nur um den Inhalt.
In dieser Form betreibt Ralf Ekrowski seinen YouTube-Kanal erst seit Sommer 2022. Aber in den Sozialen Medien ist der 66-jährige Rechtsanwalt schon deutlich länger unterwegs.
Als er vor vier Jahren von Münster nach Bremerhaven zieht, stellt er schnell fest, dass in seiner neuen Heimat kaum politische Diskussionen auf Twitter und Co. geführt werden. „Das hat mich überrascht, weil Bremerhaven eigentlich eine gute Größe hat, um Strukturen und Verbindungen verstehen zu können“, sagt er.
Vom privaten Archiv zum öffentlichen YouTube-Kanal
Den YouTube-Kanal eröffnet er zunächst als persönliches Archiv für seine gesammelten Zeitungsartikel, doch dann stellt er fest, dass auch in seinem Bekanntenkreis Interesse an der Sammlung besteht.
Deshalb beginnt er unter dem Serien-Titel „Auf einen Kaffee...“ öffentlich über die Stadtentwicklung, die Bauprojekte und andere Meldungen aus Bremerhaven zu sprechen.

Rechtsanwalt Ralf Ekrowski ist neben der Arbeit aktives Mitglied der Grünen in Bremerhaven. Foto: Arnd Hartmann
Mit seinem Kanal will er einen Beitrag zur Diskussionskultur der Stadt leisten. „Ich will aber nicht einfach irgendetwas behaupten, sondern deutlich machen, wo ich die Informationen hernehme“, erklärt er. Das kommt bei seinen Zuschauern an: „Viele finden es gut, dass ich ihnen die Recherchearbeit abnehme und dass ich die Quellen bei YouTube hinterlege.“
Nur das mit den lebhaften Diskussionen läuft noch etwas schleppend - „das würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass das noch etwas mehr wird“, sagt der YouTuber.