Zeven

Das Paradoxon der Gewohnheit: Wie uns Routinen manchmal mehr stressen als helfen

„Wer die richtigen Gewohnheiten pflegt, führt ein glücklicheres Leben“ - so heißt es in zahlreichen Sachbüchern. Auch auf sozialen Plattformen wie TikTok und Co. werden wiederkehrende Handlungen und Abläufe empfohlen. Routinen sind dort zu einem neuen Trend geworden: Man steht nicht mehr einfach auf und macht sich einen Kaffee, sondern hat eine „Morgenroutine“. Oder man wäscht sich nicht einfach das Gesicht, sondern folgt einer „Skin-Care-Routine“. Warum sehnen wir uns so sehr danach, diese alltäglichen Handlungen zu festen Ritualen zu machen?

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“ Indem wir unseren Alltag in kleinste Bestandteile zergliedern, verliert das größere Ganze an Bedeutung. Gerade das macht Gewohnheiten so verlockend: Sie vermitteln das Gefühl, unser Leben in einer unvorhersehbaren Welt zumindest in Teilen kontrollieren zu können. Wenn der eigene Job, eine lebenswerte Umwelt oder demokratische Zukunft unsicher erscheinen, ist es zumindest beruhigend zu wissen, dass man sich regelmäßig ausreichend Flüssigkeit zuführt.

Doch Vorsicht: Schnell wird die Aufmerksamkeit auf den nächsten vermeintlichen Mangel gelenkt. In diesem Fall machen uns Routinen nicht glücklicher, sondern schränken unsere Unbeschwertheit ein.

Vielleicht ist es aber auch das Beste an Routinen, dass es unbändigen Spaß macht, sie immer wieder zu durchbrechen - zu viele Routinen können uns erdrücken.

Pia Willing

Als gebürtige Hamburgerin liebt sie die stürmische Küste. In Münster hat sie Design studiert und ist danach in den Norden zurückgekehrt. Seit Dezember 2024 volontiert sie bei der Zevener Zeitung und möchte mit ihrer Arbeit Menschen eine Stimme geben, die sonst kein Gehör finden.

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