Rotenburg

Anreise zum Hurricane in vollem Gange: Polizei kontrolliert in Sottrum

Donnerstag, Haupt-Anreisetag zum Hurricane-Festival. Wer sich einen guten Spot auf einem der Campingplätze und kurze Wege sichern will, ist früh unterwegs. In den Morgenstunden ist das Aufkommen an Pkw und Wohnmobilen durch den Kernort erheblich.

Die Anreise zum Hurricane geht heute noch weiter. 80.000 Fans werden in Scheeßel erwartet.

Die Anreise zum Hurricane geht heute noch weiter. 80.000 Fans werden in Scheeßel erwartet. Foto: Ulla Heyne

Einige Fans sind schon am Vortag angereist und haben die Nacht im Auto verbracht. Am frühen Mittag verzeichnen auch die umliegenden Dörfer wie Westervesede und Bartelsdorf Rückstaus; Grund für Unmut ist das jedoch nicht. Ähnlich entspannt ist die Lage am Bahnhof, wo die Welle der Bollerwagen etwas später gen Eichenring rollt. Maxim, der sich als „Lastentaxi“ verdingt, ist etwas enttäuscht: Im Vorjahr hat der 15-jährige Scheeßeler mehr als 500 Euro eingenommen und sich so das eigene Ticket verdient, dieses Jahr sitzt das Geld bei den Fans nicht so locker. Am Geschäftssinn des Schülers kann das nicht liegen: Er denkt darüber nach, in einen Kühli für Bierdosen zu investieren.

Stimmung ist gut in Scheeßel

Viele bringen ihren eigenen Proviant mit; auch Schubkarren und Campingtische werden zum Tragen umfunktioniert. Die Stimmung ist gut, aber (noch) nicht überbordend. „Die schonen ihre Akkus“, meint Thomas Voss. Gemeinsam mit einer Handvoll anderer „Beekelöwen“ gehen die im Vorjahr gesammelten Campingstühle, aber auch Tische, Schlafsäcke, ein Pavillon und sogar Regenschirme. Während Besucher aus Bielefeld sich mit einem Stuhl gegen Spende eindecken, lassen sie sich über das Kinderhospiz in Syke informieren. Als es noch ein „Festival-Paket“ mit Ohrstöpseln, Zahnbürste und Kondom obendrauf gibt, strahlen die beiden.

Etwas verhaltener ist die Laune bei Julian, ebenfalls aus Bielefeld, der am Bahnhof darauf wartet, dass sein Camp ihn nach dem Aufbau wieder abholt. Ein lädiertes Knie und Unterarmgehstützen werden ein gepflegtes Abfeiern verhindern, verzichten will der 29-Jährige auf sein viertes Hurricane aber auf keinen Fall, auch wenn es wohl eher eine „stationäre Sache“ wird: „Das Line-up mit Peter Fox, den Ärzten und Billy Talent ist so stark wie lange nicht!“, ist er überzeugt.

Seniorin kommt mit dem Rad vorbei

Ungleich dynamischer ist Gerrit Rohlig unterwegs: Er hat sich heute freigenommen und ist als einer der wenigen mit dem Rad zu seinem fünften Hurricane angereist. „Zelt und zwei Satteltaschen, mehr passt nicht drauf“, meint der Bremer, den Pavillon bringen die Freunde aus Bielefeld mit - während der 30-Jährige trotz der Fahrt „über die Dörfer“ nur drei Stunden gebraucht hat, werden sie ungleich länger unterwegs sein. Die offiziellen „Fahrradstellplätze“ will er nicht aufsuchen: „Das sind auch nur ein paar Zäune, wo man das Rad anschließen kann, das geht auch anderswo!“ Ebenfalls mit dem Rad angereist ist Lisa Heitmann, allerdings nur aus Jeersdorf. Die Seniorin hat auf dem Weg vom Supermarkt einen Umweg zum Bahnhof gemacht, um sich mit den Festivalisten zu unterhalten. Früher sei sie öfter mal mit dem Rad zum Gelände gefahren, „heute ist mir das zu weit“.

Am frühen Nachmittag sind die Campingplätze schon gut gefüllt. Während die einen noch mit Hering und Spanngurt kämpfen oder beim Aperol darüber fachsimpeln, wird unter anderen Pavillons schon das erste Bier getrunken.

Im schlicht gehaltenen Festivalstore wird zumeist flüssig und palettenweise eingekauft. Auf die Masten mit Schildern von Musikinstrumenten zur Orientierung verlassen sich Profis wie die 20 bis 30 Teilnehmer des Camps „Team Hans“ nicht - ihre Fahne ist die höchste, die über dem schon beträchtlichen Staub weht. 20 bis 30 Musikfans von Oldenburg über Berlin bis nach Wuppertal treffen sich einmal im Jahr hier, wo sie sich vor fünf Jahren kennengelernt haben. Immer mit dabei: der überdimensionale aufgeblasene Schwan - dass er an diesem Wochenende abgesehen von der ein oder anderen Bierdusche einen Tropfen Wasser sieht, scheint fraglich.

Polizei ist zufrieden

Zufrieden ist auch Polizeisprecher Heiner van der Werp mit dem ersten Anreisetag. „Der Anfang war verkehrstechnisch etwas holprig“, meint er - selbst hat er von Rotenburg bis aufs Gelände mit dem Auto mehr als eine Stunde gebraucht. In Sottrum seien bei der Kontrolle wieder einige Drogendelikte zu verzeichnen gewesen - für ihn nicht unbedingt verständlich: „Wir machen das ja sehr offensiv und stehen jedes Jahr an derselben Stelle“, so seine Hoffnung auf eine abschreckende Wirkung im Zuge der Gefahrenabwehr. Insgesamt sind 300 bis 400 Beamte im Einsatz, die Stimmung bezeichnet er bislang als entspannt: „Genau wie letztes Jahr sind die Besucher nett untereinander und auch zu uns.“

Ulla Heyne

Freie Mitarbeiterin

Ulla Heyne ist als freie Mitarbeiterin für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Ihre Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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