Menschenskind, wie schön haben die das denn hingekriegt! Das schießt mir durch den Kopf, kaum angekommen in der alten Hansestadt Greifswald. Die sich des größten Museumshafens Deutschlands rühmt.
Die vor studentischem, jungen Puls nur so vibriert zwischen ihren historischen Backstein-gotischen Hausfassaden. Ich flaniere hingerissen vom Charme des Ryck-Ufers durch die warme Frühlingssonne die Kajen-Promenade entlang. Und hab sofort unsere eigene Columbusstraße vor Augen. Welche Parallelen. Auch die Greifswalder City und die Wasserkante mit alten Schiffen (viele mit kleinen Bistrotischen auf den breiten Steinstufen am Kajenrand) werden längs durchschnitten von der Hauptschlager, die dort Hafenstraße heißt. Auch hier gibt es vier Spuren, zwei pro Richtung, auch hier halten die Busse. Aber: Die Greifswalder haben die Achse halbiert, die Spuren um die Hälfte verschlankt und nebeneinander gelegt. Die gewonnenen zwei einstigen Fahrbahnen wurden breit zum Flanieren und Radeln umgestaltet. Zwischen Fahr- und Flanier-Meile verläuft ein blühender Streifen Grünes. Und es gibt viele Fußgänger-Überquerungen aus der Altstdt rüber ans Wasser, mit und ohne Ampel. Und der Clou: eine kleine Brücke übers Wasser, die mit hydraulischer Seilkonstruktion für Schiffsdurchfahrten gedreht wird. Genial. Bitte liebe Bremerhavener Stadtplaner, guckt euch das Ganze doch mal an. Was das 60.000-Einwohner-Hafenstädtchen Greifswald hinkriegt, sollte für uns kein Hexenwerk sein.

Der große Museumshafen in Greifswald: Die Stadt hat die Hauptverkehrsachse daran entlang zur Flaniermeile umgebaut, die Fahrstreifen in beide Richtungen dafür verschlankt und den Mittelstreifen schön begrünt. Foto: Schwan

Die Bremerhavener Uferachse Columbusstraße heute. Überdimensioniert und ohne Aufenthaltsqualität, riegelt sie auf der Länge des Museumshafens die Innenstadt vom Wasser ab. Foto: Hartmann