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Wenn dich die Justizvollzugsanstalt sucht

Handwerker nutzen ihren Lieferwagen, um neue Kollegen zu suchen. Die Justizvollzugsanstalt Bremen hat dafür jetzt die klassische „Grüne Minna“ entdeckt.

Portrait von Klaus Mündelein

Der Mammutprozess gegen neun Verdächtige, die eine halbe Tonne Kokain aus dem Hafen holen wollten, findet an einem ungewöhnlichen Ort statt. Eine Lagerhalle in einem Gewerbegebiet wurde zum XXL-Gerichtssaal umgebaut. Der Stacheldraht im Eingangsbereich verrät, dass hier anders als in der Nachbarschaft nicht Metallarbeiter oder Lageristen im Einsatz sind, sondern Justizpersonal. Neben den üblichen Firmen-Lkw rauschen dann zu Prozessbeginn etliche Fahrzeuge mit Blaulicht an. Und dann ist da noch die klassische „Grüne Minna“, mit der die Angeklagten aus der Untersuchungshaft herbeigeschafft werden. Die Aufschrift auf dem Fahrzeug verwirrt allerdings. „Die Justizvollzugsanstalt sucht dich!“, steht da in großen Lettern. Bitte wen? Wer das liest, zuckt erst einmal zusammen. Fahren die etwa mit einer Fahndungsliste durch die Gegend? Ich dachte immer, die JVA bekommt ständig neue Mitbewohner vom Gericht geschickt, ohne dass sie die aktiv suchen muss. Nein, ein Mangel an Insassen besteht wohl nicht. Es fehlen die Kollegen, die auf sie aufpassen. Facharbeitermangel gibt es auch im Knast, und wie der Handwerker mit einem Schriftzug auf dem Lieferwagen neue Azubis und Mitarbeiter sucht, nutzt die Justiz die „Grüne Minna“ als fahrende Stellenanzeige.

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

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