Die Welt allem zum Trotz durch die rosarote Brille zu sehen. Ach, nur für ein paar Augenblicke - wäre das nicht traumhaft? Es geht. Und wenn je, dann jetzt. So eiskalt der April uns auch verlässt, den rosa Rausch kriegt er nicht klein. Selbst bei Hagelwolkenbruch bin ich wild entschlossen, mich vollzutanken mit - Schönheit. Und suche die schönsten Plätze, an denen die Blütendolden tief über der Straße schwanken und mir mitten im Hagel Blütenschnee über den Kopf rieselt. Er ist so ungeheuer flüchtig, dieser Rausch, so wenige Tage nur erliegt selbst unser nordisch-herbes Bremerhaven dem Charme des japanischen Hanami, des Kirschblütenfestes. Und vor lauter Kopf-in-den-Nacken und Staunen, Ooohhh-Rufen, Knipsen und Filmen - überseh ich schon mal die Bordsteinkante, das entgegenkommende Gefährt oder remple berauscht einen nüchternen Mitmenschen an. Ich bitte nachträglich um Vergebung - diese verflixte rosa Brille...! Was mich aber wundert: Ob die Alleen im Strödacker, der Rudloff- oder Anton-Schumacher-Straße, ob rosa Inseln am Becké-Platz oder am Katasteramt - es scheint nur der Stadtnorden im Rosa zu baden. Wo bitte sind diese Alleen, Galerien, Plätze in Geestemünde, Wulsdorf, Surheide, Schiffdorferdamm? Sie kennen geheime Orte? Bitte weitersagen. Dann geh ich mich ganz bestimmt im nächsten April dort „besaufen“ von Hanami. Auch bei Hagel.

Es ist ein flüchtiger, heftiger Rausch der Schönheit, mitten in der Stadt: Bremerhaven trägt in diesen - viel zu kalten - Tagen Rosa. Die Kirschblütenträume stehen nicht nur vereinzelt in vielen Gärten, auch an öffentlichen Plätzen und Straßen schlendern bezauberte Passanten durch rosa Blütenalleen, wie hier an der Leher Straße Im Strödacker Foto: Schwan