Wenn die Hexe geschossen hat, gemein und hinterrücks, gibt es zwei Möglichkeiten: Jaulen und flach am Boden liegen. Oder: Jaulen und beherzt gehengehengehen und alles Rausgerutschte wieder in die Senkrechte zurückbewegen. Drum bin ich los- und „fremd“ gegangen, statt in meinen Speckenbütteler Park vor der Nase spontan runter in den Süden zum Bürgerpark. Wie schön dieses riesige Areal aus Wald und Blüten-Inseln jetzt ist, zwischen goldroten Bäumen und den noch sommersatt leuchtenden Dahlien, Astern, Rosen, exotischen lila Riesenschoten mäandert der Bootsteich, Gefiedertes quakt, es duftet unbeschreiblich intensiv. Die nassen Moorwiesen, der Waldboden verströmen süßherbwürzigen Mix. Ich gehegehegehe und bin ganz verzaubert. Und dann stoße ich am Drachenberg auf etwas Seltsames, überraschend Berührendes: Mitten im Unterholz Felder voller leuchtender grüner Stelen, sanft berieselt vom Oktoberlicht. Eine Gedenkstätte, mitten im Wald? In diesen Tagen ein naheliegender Gedanke. Doch das hier ist kein Ort der Toten, sondern des Lebens. Die „Stelen“ sind schmale Meter-hohe Hülsen, in denen junge Bäumchen geschützt ihre ersten Blätter entfalten. Hunderte, verteilt in Bürger- und Speckenbütteler Park. Es ist Teil des Millionen-Euro-schweren städtischen „Reset“-Programms, um unsere Wälder und Parks dem Klimawandel mit resistenten Baumarten anzupassen. Eine Investition in die nächsten Generationen Bremerhavener. Dank dir, doofe Hexe, für diesen „erzwungenen“ Spaziergang.

Ein seltsames Feld mitten im Wald: Was im Bremerhavener Bürgerpark auf ersten Blick anmutet wie eine Gedenkstätte mit Stelen, erweist sich nicht als Ort der Toten, sondern des Lebens... nicht nur hier, auch im nördlichen Speckenbütteler Park. Foto: Schwan