Moin

Verwundert verwildert: Man kann gar nicht vorsichtig genug sein

Hütet euch vor dem Rechtschreibprogramm. Das kann einen sehr verwundert zurücklassen.

Mitunter bin ich verwundert, wenn ich etwas lese. Was will uns der Autor - oder die Autorin - damit sagen? Ich lese den Satz noch mal und noch mal, bis ich aufgebe. Da stimmt was nicht, sage ich mir dann, in diesem Satz hat sich der Autor selbst, oder sonst jemand ihm, einen Streich gespielt. Und den Lesern auch.

In den vergangenen Tagen fragte mich ein Leser, was ich denn mit dem Begriff „verwunderte Katzen“ meine. Wie bitte? Was soll das sein, verwunderte Katzen? Das müsste ich ja besser wissen, ich hätte das schließlich geschrieben, antwortet er. Ich lese die Zeile nach. Ja, da steht „verwunderte Katzen“. In einem Bericht über die Demonstration der Jäger gegen die Novellierung des Niedersächsischen Jagdgesetzes.

Ich habe den Text auf der Rückfahrt im Bus auf meinem Smartphone getippt und dann in die Redaktion geschickt. Da ist mir das Rechtschreibprogramm reingegrätscht. Gemeint sind „verwilderte Katzen“. Die dürfen nämlich auch künftig von Jägern geschossen werden, wenn sie durch die Wiesen streifen und kleine Kiebitze fangen. Bei wildernden Hauskatzen allerdings dürfen die Jäger nichts unternehmen. Das verwundert. Wie sollen die Jäger das herausbekommen? Die Katze vorher interviewen? Ein wahrhaft wunderlicher Gesetzentwurf.

Wunderlich ist auch die Rechtschreibkorrektur. Sie ist, man darf das so sagen, schlichten Gemütes, einfältig, ohne Verstand für den Zusammenhang. Noch korrigiert diese Form künstlicher Intelligenz nur unsere Sätze. Wenn es bald auch an unsere Handlungen gehen sollte, dürften uns das häufiger verwundern, als uns lieb sein kann.

Christoph Heilscher
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