Die Welt ist bekanntermaßen ungerecht. Während die einen am Sonntag noch in den Federn liegen und sich fragen, ob sie überhaupt aufstehen sollen, habe ich die zweifelhafte Ehre, an diesem Tag Dienst in der Redaktion schieben zu müssen.
Wie finde ich das? Ganz klar, völlig daneben. Ich bin allerdings nicht so allein, wie ich annahm. Rettungsdienste, Polizei und Behörden, Krankenhauspersonal, Gaststätten- und Hotelpersonal, Mitarbeiter bei Musikaufführungen, Theatervorstellungen, in Kirchen, Verbänden - sie alle dürfen arbeiten. Ja, dürfen. Denn eigentlich verbietet es das deutsche Gesetz am Sonntag den Bürostuhl zu drücken. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Gucke ich über den Tellerrand meines Landes, erfahre ich schnell, dass mein Schicksal schlimmer hätte sein können. In Indien ist eine Sechs-Tage-Woche mit bis zu 16 Stunden Arbeit am Tag im Rahmen des Normalen. Viel mehr geht eigentlich nicht.
Auch die Japaner halten Ruhe für unnötig. Sie begrüßen sich gern mit den Worten: „Sie sehen erschöpft aus“. Was bei uns als flegelhaftes Verhalten goutiert würde, ist bei ihnen ein Kompliment. Angeblich sollen die Japaner sich schwer damit tun, fünf Urlaubstage im Jahr anzunehmen. Verlässliche Information zu afrikanischen Ländern sind kaum zu finden. Dort hat die Bevölkerung andere Sorgen.
Wenn ich aus dem Fenster gucke (und es die Arbeit zulässt), sehe ich nur glückliche Menschen, die auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt sind und ihre Freizeit genießen. Es ist schließlich Sonntag. Tun Sie mir einen Gefallen und denken Sie am kommenden Sonntag beim Entzünden der dritten Kerze an alle, die an diesem Tag arbeiten müssen.

Schubidubi, auch feierliche Sonntage haben ihre Auf und Ab´s. Foto: Krabbenhoeft