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Ob Gesichtstattoo oder nicht: Bloß nicht zu schnell urteilen!

Man kann Menschen nur bis vor die Stirn gucken. Oder bis vor das Gesichtstattoo. Wie fatal es ist, in Klischees zu denken, habe ich neulich mitbekommen.

Hentschel

Wie fatal die Vorverurteilung von Menschen ist, hat sich neulich in einer Situation ganz besonders gezeigt. Es war einer dieser heißen Tage, ich lag auf meinem Strandtuch am Wasser. Hinter mir eine Familie, Mutter und Vater am ganzen Körper tätowiert, auch im Gesicht. Neben mir eine Gruppe junger Leute, etwa 18 bis 20 Jahre alt, mit sichtlich Geld auf dem Konto, das sich unter anderem in ihren Markenklamotten zeigte. „Voll Assi, so Gesichtstattoos“, sagte einer von ihnen, etwa zwei Meter von der Familie entfernt, mit lauter Stimme. Wie unfassbar dreist, dachte ich. Die Familie hörte natürlich die Bemerkung. Und beschloss, sie zu ignorieren. Im Laufe der darauffolgenden Stunden hörte ich immer wieder - zwangsläufig durch die unmittelbare Nähe - die Gespräche der Familie hinter mir und neben mir. Während die Familie über das Leben philosophierte und inhaltsvolle Unterhaltungen führte und lachte, kam von links nur Gejammer über Luxus-Probleme: Die Gästeliste für die anstehende Geburtstagsparty ist zu lang, der geplante Trip in Budapest enthält jetzt doch drei statt zwei Übernachtungen. Und das in einer Lautstärke, dass wohl jeder im Umkreis von mehrern Metern mithören musste. Wie wenig Optik und Geld mit Verhalten zu tun haben, wurde mir in diesem Moment wieder einmal bewusst. „Assi“ war aufgrund der Vorverurteilung nur die Gruppe junger Leute. Mit Geld kann man eben keinen Anstand kaufen. Und deren Gesprächen nach zu urteilen, auch keine gute Laune.

Leoni Hentschel
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