
Schön kalt. Allein das ist ein Witz. Die Aussicht bei klirrenden Temperaturen auf dem Weihnachtmarkt zu stehen ist erschreckend. Da hilft auch nicht das verklärte Bild mit dem Becher dampfenden Glühweins in der Hand. Trotzdem sage ich zu. Eine Freundin holt mich mit dem Auto ab, es geht zum Weihnachtsdorf nach Abbehausen. Wir lauschen ihrem Partner, wie er juchzenden Kindern eine Geschichte vorliest. Sie handelt vom brummeligen Bären, der zu viel Besuch an den Feiertagen bekommt. Mancher Erwachsene kann das Gefühl wohl nachvollziehen.
Um 20.30 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Eldo. Die neue deutsche Härte steht auf dem Programm. Die Band „Ultraviolett“ hat den Senkrechtstart geschafft und ist noch nicht im All verglüht. Schon vor der Tür der Kneipe ist zu spüren, dass der Laden heute Nacht aus allen Nähten platzen wird.
Ich stelle mich zwischen Jukebox und Merch-Tisch. Es werden T-Shirts signiert und über Pullis gezogen. Gut an der Position ist, dass mir niemand die Sicht versperren kann. Dafür drücken mich die nachrückenden Fans gegen die Tischkante. Ein Mann fragt, ob ich im Auftrag der Polizei hier sei. Seine Freundin erklärt, er sei betrunken. Sie würden mich beschützen, wenn das nötig ist, sagt sie. Ich mag die beiden. Außerdem bekomme ich an der Theke zwei Bier gratis von Khadija. „Nimm meine Hand, lass mich‘s dir zeigen. Herzlich willkommen im Wunderland!“, legt Niklas Kanthack los. Die Texte sind gut. Da haben junge Leute was zu sagen. Vor der kleinen Bühne wird leicht gepogt. Die Gäste gehen ausgesprochen höflich miteinander um. Irgendwann trabe ich glücklich und beseelt nach Hause.