Wurster Nordseeküste

Künstlerin Annelies Schwarz öffnet Atelier und Herz

Annelies Schwarz sprüht vor Fantasie und Lebensfreude. Das sieht man auch ihren Bildern an. Dass die Gemälde und Batiken wie in Farbe getauchte Poesie wirken, ist kein Zufall, denn die Misselwardenerin ist nicht nur in der Kunst zu Hause.

Künstlerin Annelies Schwarz

Auch wenn Annelies Schwarz' Acrylbilder eigentlich schon fertig aussehen, greift die Künstlerin manchmal noch zu Farbe und Pinsel, um Details hervorzuheben. Foto: Heike Leuschner

Hier ein paar gelbe Tupfen, dort ein zarter grüner Strich - dann tritt Annelies Schwarz einen halben Meter von ihrem Bild zurück, um es zu begutachten. Sie nickt. „Jetzt passt es“, sagt die Künstlerin und legt Pinsel und Farbe zur Seite. „Was die Schneeeule erzählt“ heißt das Acrylgemälde, das gleich mehrere ihrer Leidenschaften vereint.

Die Lust aufs Meer und weite Landschaften hat die studierte Theaterpädagogin, Lehrerin und Künstlerin vor 20 Jahren von Bremen nach Misselwarden gezogen. Das Haus, in dem sie lebt, wurde nach ihren Entwürfen gebaut. Dabei lassen der gemütlich-skandinavisch anmutende Eingangsbereich und der üppig blühende Vorgarten kaum vermuten, dass sich hinter der Haustür eine lichtdurchflutete, sparsam möblierte Atelierwohnung befindet, die vor allem für eines Platz bieten soll: Kunst an den Wänden. Für ihre aktuelle, am 3. September startende Ausstellung hat Annelies Schwarz 28 Acrylbilder und Batiken aus verschiedenen Epochen ihres künstlerischen Schaffens aufgehängt.

Expressionistische Werkschau mit „Waldgeist“ und „Schamanentanz“

Beim Rundgang durch die expressionistische Werkschau erzählt sie von „Schamanentanz“ und „Waldgeist“, vom „Weltenbaum“, „Gespräch mit Wildkatzen“ und „Urzeitlicher Landschaft“ - allesamt Titel, die sie ihren Bildern gegeben hat. „Manchmal fällt mir sofort eine Überschrift ein, und manchmal sind sie vielleicht auch zu poetisch“, sinniert sie mit einem Lächeln.

Mal sind es Kindheitserinnerungen, mal Wünsche an die Welt oder Lebens- und Reisestationen, die die Pensionärin mit ihrer Kunst ausdrücken will. So steht der „Waldgeist“ für Rübezahl, eine Sagengestalt aus dem Riesengebirge, einer Region in Tschechien, aus der sie selbst stammt. Im Werk „Schutzsuchendes Kind“ verarbeitet sie Bilder von ihren Reisen und ihre eigene Situation als Kriegsflüchtling in den 1940er Jahren. Und mit der Batik „Freude“ drückt sie ihre unbändige Lust am Leben aus. Ihr eigenes Alter mag sie nicht so gern verraten. Annelies Schwarz schmunzelt. „Ich sag immer, ich bin reich an Erlebnissen.“

„In Deutschland denkt man, Batik ist was für Hausfrauen“

Die Wahl-Misselwardenerin setzt sich an einen Tisch und blättert in einem Buch, das sich mit der Batikkunst beschäftigt. Vom Autor des Buches habe sie sich viel abgeschaut. Das Textilfärbeverfahren, das zum immateriellen Weltkulturerbe gehört, hat es ihr schon vor Jahrzehnten angetan. „Leider lernt man das an keiner Hochschule“, bedauert sie. Hinzu kommen Vorurteile: „In Deutschland denkt man, Batik ist was für Hausfrauen.“ Schwarz sieht das anders.

Batik von Annelies Schwarz

"Waldgeist" heißt diese aufwendige Batikarbeit, an der Annelies Schwarz besonders hängt. Foto: Leuschner

Und weil sie sich schon in jungen Jahren einen Namen als Batik-Künstlerin gemacht hatte, vermittelte ihr das Goetheinstitut vor mehr als drei Jahrzehnten einen Batikworkshop für 40 afrikanische Künstler in Ghana. Seither lassen sie Land und Menschen nicht mehr los. Immer wieder reist sie in das westafrikanische Land, gibt Schreib- und Malkurse - vor allem für Kinder. Zurück in Misselwarden schreibt sie ihre Eindrücke auf und veröffentlicht sie. Mehr als 30 Bücher, vor allem für Kinder- und Jugendliche, sind bisher von ihr erschienen.

Wer bei der aktuellen Werkschau in Annelies Schwarz’ Atelier genau hinschaut, sieht, dass die Künstlerin nicht nur malt, färbt und schreibt, sondern auch Verbindungen zwischen Wort und Bild sucht. Das Ergebnis sind kleine Gedichte, die die gebürtige Tschechin auf Deutsch und in ihrer Muttersprache veröffentlicht hat.

Ausstellung

"Zeit für Bilder" heißt die Ausstellung, die Annelies Schwarz in ihrem Atelier-Haus Am Dorfe 5 in Misselwarden vom 3. bis 17. September zeigt.Die Künstlerin und Kinder- und Jugendbuchautorin will mit ihren poetischen Werken in Acrylmalerei und Batik deutlich machen, dass alle Dinge und Wesen dieser Welt miteinander verbunden sind.Die Ausstellung ist täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Besucher werden gebeten, eine FFP2-Maske zu tragen.

Heike Leuschner

Reporterin

Heike Leuschner hat sich nach einem Jura-Studium für die journalistische Laufbahn entschieden. Seit 2010 ist sie als Redakteurin in der Lokalredaktion der NORDSEE-ZEITUNG beschäftigt. Privat sieht man sie oft mit Kamera – oder gar nicht. Dann ist sie auf Reisen.

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