Das Plakatekleben der Parteien ist in vollem Gange. Überall zieren Gesichter und Parolen die Straßen. Am Mittelweg sah ich drei Männer mit einer Klappleiter den nächsten Laternenpfahl ansteuern. In der Hand hielten sie ein AfD-Plakat. Ich ging zu ihnen. Wieso sie diese Partei unterstützen würden, wollte ich wissen.
Das Gespräch verlief höflich, ohne Zwischenfälle. Ich hörte mehr Sorge um das alltägliche Leben als Fremdenfeindlichkeit. Trotzdem kann ich mit der Partei nicht viel anfangen. Die Rhetorik der AfD ist mir platt und grell. In meinem Beruf sind Worte dazu da, Gedanken in Form zu bringen. In zwischenmenschlichen Gesprächen transportieren sie vor allem Gefühle und Eindrücke. Wir tauschen uns darüber aus, wie wir die Welt erleben.
Diesem Austausch widersetzt sich die AfD, indem sie komplexen Themen (Migration, Wirtschaft, Finanzen) einen simplen Stempel aufdrückt. Von vornherein verankert die Partei die Diskussion in einer Ecke, die negativ besetzt ist.
Es gibt unzählige Beispiele. Flüchtende werden zur „nächsten Verbrecherwelle“. Im Kopf entstehen Bilder von Überschwemmung und Gewalt. Dazu das Gefühl der Ohnmacht. Ist der Trigger gesetzt, kommt die gesunde Logik nicht mehr so einfach dagegen an. Sachliche Argumente haben bei emotionalem Aufruhr kaum eine Chance. Ich frage mich nur, warum diese Aggression? Ist das der angestrebte Umgangston?
Liebe Wähler, sprechen Sie miteinander. Sie werden feststellen, dass es mehr gibt als einfache Antworten. Der Dialog kann vielleicht neue Verbindungen schaffen.