Dass Handys in Beziehungen nerven, ist nichts Neues. Statt sich gegenseitig zuzuhören, wird auf das Gerät gestarrt und jede Kleinigkeit gegoogelt. Handys sind inzwischen Trennungsgründe. Erstaunlich.
Worüber hat man sich denn früher so viel unterhalten? Ich erinnere mich an großartige Bowlen-Partys mit Freunden. Das Getränk war selbstgemacht, es schwamm viel Obst darin. Nach ein, zwei Gläsern war die Stimmung auf dem Höhepunkt und irgendwie alles zum Kichern. Fotos wurden keine gemacht, es gab ja kein Handy. Auch interessierte es niemanden, die Gegenwart auf Facebook zu teilen.
Wie wir uns die Welt erklärt haben, kann ich heute kaum noch nachvollziehen. Zu Hause standen dicke Lexika im Regal, staubbraun, mit einem dünnen Stoffbezug. Das war damals Kult. Bei offenen Fragen konnte man dort nachschlagen, aber genutzt wurde die Option eher mit den Eltern als unter Freunden.
Bevor es Social Media und Zeitungen gab, brachten sogenannte Bänkelsänger Informationen unter die Leute. Sie zogen durch das Land und verkündeten auf dem Marktplatz Klatsch und Tratsch. Wenn also in China ein Sack Reis umfiel, erfuhr man das in Europa erst Monate oder Jahre später - sofern man den Bänkelsänger nicht verpasste.
Da ich solche Nachrichten nicht brauche, lasse ich das Handy inzwischen immer öfter in der Tasche und stelle es auf lautlos. Auch ein Freund, der in Berlin wohnt, pflegt die Enthaltsamkeit. Er schreibt Postkarten. Ebenso lange wie deren Zustellung dauert, braucht er, bis er auf eine Whats-App-Nachricht antwortet. Aber, wir unterhalten uns seit 25 Jahren.