Zum zweiten Mal hatte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) im April die Banken in ihrem Zuständigkeitsbereich dazu aufgefordert, mehr für den Schutz von Geldautomaten zu tun. Fälle, in denen die Geräte gesprengt wurden, haben im vergangenen Jahrzehnt zugenommen. Von 2011 bis 2022 stieg die Zahl der geplünderten Geldautomaten in Deutschland von 38 auf 493 pro Jahr. In der Wesermarsch gab es bisher noch keinen Vorfall dieser Art.
2017 hatte allerdings ein Unbekannter in Stollhamm versucht, einen Geldautomaten aufzubrechen. Der Täter scheiterte jedoch und verursachte einen Sachschaden von 25.000 Euro. Gefasst wurde er nicht. Damals handelte es sich laut der betroffenen Raiffeisenbank um einen Anfänger, der nichts mit den professionell auftretenden Automatensprengern gemein hatte.
Wie schützen sich die in Nordenham vertretenen Banken gegen organisierte Überfälle auf Geldautomaten? In der Innenstadt gibt es noch Filialen der Oldenburgischen Landesbank (OLB), der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) und der Raiffeisen-Volksbank Varel-Nordenham (RVB).
Die Banken wollen ihre Filialen sicherer machen
Am Eingang der Sparkassenfiliale in Nordenham hängt ein Plakat, das neue Öffnungszeiten des Foyers ankündigt. Die Botschaft des Blattes lautet: Der Innenbereich ist nur noch von 6 bis 23 Uhr zu erreichen, statt - wie früher - rund um die Uhr.
„Wir haben im gesamten Geschäftsgebiet die Öffnungszeiten angepasst“, sagt Andreas Renken, Pressesprecher der LzO. Drei Mal ist die LzO bereits Opfer der Automatensprenger geworden. In Vechta, dem Ammerland und in Oldenburg. Über die neuen Schließzeiten hinaus wurden diverse weitere Maßnahmen ergriffen, über die Renken nicht weiter Auskunft geben möchte. „Das sind bauliche und sicherheitstechnische Punkte. Diese Informationen sollen nicht an die falschen Leute geraten“, berichtet der Sprecher. Die LzO betreibt laut eigener Aussage knapp 200 Geldautomaten in ihrem Geschäftsgebiet. Die getroffenen Maßnahmen könnten den Erfolg eines Sprengstoffüberfalls allerdings nicht ausschließen. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Wir tun dennoch alles, um das Risiko gering zu halten“, sagt Renken.
Autobahn- und grenznahe Filialen sind besonders gefährdet
Ähnlich geht die RVB vor. In Nordenham und allen Filialen des Geschäftsbereichs kann ausschließlich zwischen 6 und 23 Uhr Geld abgehoben werden, so die Vorständin Tanja Daugill. Bei den Geldautomaten der RVB wurden ebenfalls bauliche Maßnahmen vorgenommen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Fakt ist jedoch, dass die Automaten mit Färbemittel ausgestattet sind, die im Falle einer Sprengung enthaltene Scheine unbrauchbar machen sollen. „Bisher sind wir noch nicht betroffen gewesen“, so Daugill. „Unsere Standorte in der Wesermarsch sind weiter von der Autobahn entfernt, da ist das Risiko einer Sprengung grundsätzlich etwas geringer.“
Laut Innenministerin Behrens sind Banden aus den Niederlanden für die Anschläge verantwortlich. Bisherige Taten haben gezeigt, dass die Verbrecher in der Nähe von Autobahnen und in Reichweite der holländischen Grenze zuschlagen. An dieser Beobachtung orientiert sich die OLB, die im Moment als einzige Bank in Nordenham Bargeldabhebungen über 24 Stunden zulässt.
Britta Silchmüller, Sprecherin der OLB, erklärt, warum das so ist: „Wir arbeiten nur mit solchen Maßnahmen, wenn ein erhöhtes Risiko besteht. Das sehen wir in der Wesermarsch aktuell nicht.“ Vielmehr würden grenznahe Geldautomaten besonders geschützt, in diesen Gebieten sei die OLB von Überfällen betroffen gewesen. „Wenn es ein Risiko gibt, setzen wir Sicherheitsdienste ein“, so Silchmüller. Außerdem würden die Geldautomaten dort mit speziellen Bügeln ausgerüstet, die das Einleiten von Gas verhindern sollen.“