Nordenham Moin

Von Sehtest bis Attest: Der steinige Weg zur Bildschirmbrille

Brillenwahnsinn in Deutschland: Wer eine Bildschirmarbeitsplatzbrille will, muss sich durch einen Dschungel aus Bürokratie kämpfen und Geduld mitbringen.

Foto: Berg/dpa

Ich trage seit vielen Jahren eine Bildschirmarbeitsplatzbrille. Früher war das Prozedere so: Man geht zu einem Optiker und macht einen Sehtest, den man mit dem Kostenvoranschlag bei seinem Arbeitgeber abgibt. Nach kurzer Zeit hat man die Brille. Die Zeiten haben sich geändert! Ich sage nur: Bürokratie. Der Hase läuft so: Man benötigt ein ärztliches Attest, dass man eine Jobbrille braucht. Nachdem ich meine Augen beim Optiker getestet habe, bin ich zum Augenarzt gegangen, um mir einen Termin zu holen. Die Werte des Optikers hatte ich bei mir. Haben Sie auch die Zusage der Kostenübernahme des Arbeitgebers dabei, wurde ich gefragt. Nein, sagte ich. Dann können wir ihnen leider keinen Termin geben, wir müssen erst die Kostenübernahme haben. Ok. Mein Arbeitgeber verfasste schnell einen Zweizeiler und schickte ihn an den Augenarzt. Ich rief dort an, um mir den Termin für die Untersuchung zu holen. Die Praxis sagte mir: Wir drucken die Mails erst aus - die vom Vormittag mittags und die nachmittags eingehenden am Abend. Ich solle am nächsten Tag anrufen. Das war mein erster Wahnsinnsmoment! Am nächsten Vormittag: Wir haben ihre Mail gelöscht, weil Sie kein Patient bei uns sind, hieß es. Mein Hinweis auf den Papierkorb im Mail-Postfach wurde so gekontert: Auch aus dem Papierkorb hätte man die Nachricht endgültig entfernt. Ist das ihr Ernst, fragte ich. So laufe es halt. Ich solle das Schreiben ausdrucken und mit diesem erscheinen - dann bekäme ich einen Termin. Kopfschüttelnd folgte ich diesem bürokratischen Wahnsinn. Auf die Frage, wann ich den Termin brauche, entgegnete ich süffisant: heute. Das fand die Dame nicht sonderlich lustig. Ich erhielt einen Termin in vier Wochen. Ich liebe die deutsche Gründlichkeit!

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