6 Uhr früh am Dienstagmorgen. Nordenham erwacht langsam zum Leben. Ein erster Streifen Helligkeit schiebt sich am Union-Pier über den auf der Weser liegenden Nebel und verspricht einen Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch. Ein Schiff liegt in Höhe des Leuchtfeuers auf Reede. Die Lichter an Bord glimmen durch die Dunkelheit, während auf der Strandallee die ersten Jogger ihre frühmorgendliche Runde drehen.
Polizei überwacht Umschlag mit Großaufgebot
Man könnte den Eindruck gewinnen, es sei ein ganz gewöhnlicher Tagesanbruch in Nordenham. Wäre da nicht das Großaufgebot an Polizeieinsatzkräften. Sie patrouillieren in Schlauchbooten auf der Weser, kreisen in einem Hubschrauber über dem Stadtgebiet, haben am Union-Pier und vor der Zufahrt zur Midgard Stellung bezogen. Ihre Mannschaftswagen nehmen, in langen Reihen geparkt, nahezu den gesamten Parkplatz des Hafenunternehmens ein.
Wie viele Einsatzkräfte der Bundes-, der Landes- und der Wasserschutzpolizei gerade in Nordenham im Einsatz sind, mag der Pressesprecher der zuständigen Polizeidirektion Oldenburg am Dienstagmorgen nicht preisgeben - „aus einsatztaktischen Gründen“. Es sind auf jeden Fall viele.

Das Spezialschiff „Pacific Grebe“ hatte am Mittwochabend vergangener Woche den Hafen des britischen Barrow-in-Furness verlassen. Jetzt liegt es an der Midgard-Pier. Foto: Sina Schuldt
Um 6 Uhr ist die „Pacific Grebe“ an der Pier vertäut
Um 5.20 Uhr hat die „Pacific Grabe“ am Dienstag Nordenham erreicht. Als das Schiff um 6 Uhr vertäut ist, ist es noch zu dunkel und zu neblig, um vom Union-Pier aus beobachten zu können, was sich bei der Midgard tut. Die Wasserschutzpolizei hat mit einem Einsatzboot am Ponton festgemacht. Gegenüber ist das Bootshaus des Ruderclubs hell erleuchtet. Es dient den Einsatzkräften als „Kommandozentrale“. Sie können sich dort aufwärmen, einen heißen Kaffee trinken, Besprechungen abhalten.

Nicht nur die Wasserschutzpolizei, sondern auch Kräfte der Bundes- und der Landespolizei sind wegen des Atommüll-Umschlags in Nordenham im Einsatz. Foto: Sina Schuldt
Boote der Wasserschutzpolizei begleiten Atomfrachter
Die unter britischer Flagge fahrende „Pacific Grebe“ hatte am Mittwochabend vergangener Woche den 65 Kilometer von Sellafield entfernt liegenden Hafen Barrow-in-Furness verlassen - mit Kurs Nordenham. Boote der Wasserschutzpolizei begleiten den Atomfrachter auf dem letzten Stück zum Midgard-Hafen, nachdem er deutsche Küstengewässer erreicht hat.

Ein Castor-Behälter mit radioaktivem Atommüll wird am Dienstagmorgen im Privathafen von Rhenus Midgard in Nordenham von Bord des Spezialfrachters „Pacific Grebe“ gehievt. Foto: Sina Schuldt
Gesellschaft für Nuklear-Service wickelt Transport ab
Auch Michael Köbl hüllt sich dazu in Schweigen. Der Pressesprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) aus Essen ist am Dienstag vor Ort in Nordenham. Und er ist guter Dinge. Die GNS ist als zentraler Dienstleister für die Rückführung des Atommülls zuständig. „Die Bedingungen sind optimal. Es läuft alles reibungslos“, sagt Michael Köbl am frühen Dienstagnachmittag auf Nachfrage der Redaktion. Das habe ihm auch die Polizei bestätigt, so der GNS-Sprecher.

Ein schwer bewaffneter Polizist hält während des Castoren-Umschlags vor der Einfahrt zum Nordenhamer Midgard-Hafen Wache. Foto: Sina Schuldt
Der Atommüll-Umschlag in Nordenham hat begonnen
Am frühen Dienstagmorgen hat das Spezialschiff „Pacific Grebe“ mit sieben Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll in Nordenham festgemacht. Auf dem Vorplatz des Bahnhofs in Nordenham hielten Atom-Gegner erneut eine Mahnwache ab.
Während Nordenham am Nachmittag schon weitgehend wieder zur Tagesordnung übergegangen ist, halten Atom-Gegner auf dem Bahnhofsvorplatz erneut eine Mahnwache ab. Wie bereits bei der ersten Mahnwache am vergangenen Samstag ist die Anzahl der Demonstranten übersichtlich. Der große Protest bleibt aus.
Die Polizei ist derweil auf einen mehrtägigen Einsatz eingestellt. Gemutmaßt wird, dass der Zug mit den Castoren Nordenham am Mittwochabend verlässt. Offiziell bestätigt ist das jedoch nicht.