Bremerhaven

Menschen, Maritimes, Macher: Kein Tag ist wie der andere als Lokalreporterin

Ein Leben fernab von Routine: Als Lokaljournalistin ist kein Tag wie der andere. Ob Schiffsbrand, Streik oder Besuch auf einem Forschungsschiff. Der Alltag einer Journalistin bei der NORDSEE-ZEITUNG ist so abwechslungsreich wie die Region selbst.

Eine Frau steht auf einem Schiff

Bremerhaven im Blick – auch von der Wasserseite aus. Foto: Scheschonka

Schreib doch mal etwas über deinen Alltag, lautet der Auftrag anlässlich des 130. Geburtstags der NORDSEE-ZEITUNG.

Auch wenn Fachkräftemangel vor den Medien nicht haltmacht, sie ahnen es, liebe Leserinnen und Leser: Auf 130 Jahre NZ-Erfahrung kann ich nicht zurückblicken. Nicht mal auf 30 Jahre.

Aber sehr wohl auf 30 Jahre Lokaljournalismus. Mein erster Artikel über ein Kreisklassen-Fußballspiel ist 1995 in der Bergischen Morgenpost in Remscheid erschienen. Seit 2018 arbeite ich für die NORDSEE-ZEITUNG.

Von Kindheitsträumen zum Reporteralltag

Warum ich Journalistin geworden bin? Die Pressefreiheit und ihre Arbeit zum Thema zu machen, ist wichtiger denn je. Ich habe das Gefühl, nie wussten junge Menschen so wenig über unseren Beruf wie jetzt.

Doch ich will ehrlich sein, der Grund war ein anderer: Meine Gier nach Neuem und die Tatsache, dass ich mich für keinen anderen Beruf ausreichend begeistern konnte: Zoodirektorin und Meeresbiologin waren Kindheits- und Jugendträume. Tourismuskauffrau habe ich ausprobiert.

Kind grüßt.

An Bord der „Seuten Deern“: Die Reporterin salutiert als Achtjährige, allerdings mit der falschen Hand. Rechts und links (Steuerbord und Backbord) hat sie auch als Erwachsene noch verwechselt … Foto: Bernd Wessolowski

Doch am Journalismus fasziniert mich, dass es eine gewisse Form von Alltag nicht gibt. Im Büro sitzen, der Tag zieht sich und auf Feierabend warten? Das kenne ich nicht.

Journalismus: Ein Beruf ohne Routine

Bei uns ist immer was los. Und damit meine ich nicht nur Brände und Polizeieinsätze, Streik im Hafen, Montags-Demonstrationen oder Aufreger aus der Politik.

Warum Lokalzeitung, nicht Radio oder Fernsehen? Wer mich mit Begriffen wie „Provinzblatt“ ärgern will, den lache ich aus: Wir sind viel schneller und viel näher dran als andere. Videos und Podcasts machen wir heute auch.

Zwei Menschen im Riesenrad

Arbeiten in der Pandemie: Maike Wessolowski fährt trotz Höhenangst mit Otfried Hanstein in dessen Europa-Riesenrad auf dem Theodor-Heuss-Platz. Foto: Lothar Scheschonka

Reporterin zu sein, ist ein Traumjob: Wir sind bei jedem Großereignis dabei. Jeden Tag treffen wir Menschen, dürfen sie an ihren Arbeitsplätzen oder in ihren Wohnungen besuchen. Und manchmal auch an Orte, die sonst verschlossen sind.

Zugucken, ausprobieren, einordnen

Wir dürfen ihre Sorgen hören, ihre Motivation verstehen. Zugucken, ausprobieren, einordnen. Mutig gegen Ungerechtes vorgehen. Akteuren kritisch auf die Finger schauen.

Manchmal dürfen wir auch verliebt in die Stadt am Meer und das Cuxland sein und die Vorzüge herausstellen. Bremerhaven und der Landkreis Cuxhaven haben in dieser Hinsicht viel zu bieten.

Innerhalb von sieben Jahren habe ich hier zwei Bundeskanzler mehrfach getroffen, das niederländische Königspaar und zweimal den Bundespräsidenten begleitet.

Menschen liefern die Geschichten

Ich habe unter dem legendären Forschungsschiff „Polarstern“ gestanden und auf dem Leuchtturm „Alte Weser“ aufs Meer geschaut. Ich war bei der Taufe des weltgrößten Containerschiffes dabei und habe den Molenturm als erste Journalistin in Schieflage gesehen.

Ich habe mit wildfremden Menschen in Bülkau ein Landfrauen-Dinner genossen, einen Seehund adoptiert und bin nach Langlütjen II gewandert.

Ich habe mit Ortsdurchwahl in die Antarktis telefoniert und Weltumsegler Boris Herrmann interviewt. Immer, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine gute Geschichte liefern zu können.

Manchmal kommen die Promis auch am Schreibtisch vorbei – wie hier Kickbox-Weltmeister Pascal Schroth.

Manchmal kommen die Promis auch am Schreibtisch vorbei – wie hier Kickbox-Weltmeister Pascal Schroth. Foto: Overschmidt

Das Wichtigste aber: Ich treffe so viele Menschen, die selbst spannende Geschichten zu erzählen haben: schöne, traurige, hoffnungsvolle, wütend machende, kontrovers diskutierte.

Von der Landratte zum Küstenkind

Ich treffe Menschen, die in Bremerhaven etwas bewegen wollen – ob innovative Unternehmer und Unternehmerinnen, engagierte Planer, tatkräftige Bürger oder umtriebige Schiffsliebhaber.

Zum Schluss verrate ich Ihnen noch ein Geheimnis: Zur NORDSEE-ZEITUNG wollte ich schon immer. Allein wegen des schönen Namens.

Nach18 Berufsjahren als Binnen-Landratte erlebe ich eine neue Welt. Mit Meeresbiologen am Alfred-Wegener-Institut, dem Zoo am Meer und dem vielfältigen Tourismus vor der Haustür. Da schließt sich wohl ein Kreis.

Frau sitz im Speedboot.

Mutig sein – das kann man auf viele Arten für den Leser. Foto: Overschmidt

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

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