So haben nach Einschätzung vieler Festakt-Teilnehmer sowohl linke Gruppierungen als auch eine wohl nicht der eigentlichen Mehrheitsmeinung entsprechende Entscheidung des damaligen Stadtrates einen erheblichen Anteil an der Gründung des Freizeit- und Kulturzentrums gehabt.
Vor rund 50 Vertretern aus dem Stadtrat und der Verwaltung sowie vor Freunden, Förderern und Kooperationspartnern der Einrichtung erinnerte der frühere Stadtdirektor Wilfried Fugel als Zeitzeuge in einem humorvollen Festbeitrag an die Entstehungsgeschichte des Freizeit- und Kulturzentrums.
Autonome, selbstverwaltete Jugendstätten waren damals gefragt
Der Ruf nach autonomen, selbstverwalteten Jugendstätten war laut Wilfried Fugel als Folge der 1968-Bewegung auch in Nordenham laut geworden. Dabei hätten sich verschiedene kommunistische Organisationen, von denen es seinerzeit mehrere in Nordenham gab, besonders hervorgetan.
Als 1973 die neue Förderschule am Siel in Atens in Betrieb genommen wurde, nutzten Nordenhams Stadtväter die Chance, den Wunsch nach einem Jugendzentrum in der ehemaligen Sonderschule am Marktplatz zu erfüllen. Mit der Selbstverwaltung habe es dann aber schon bald nicht mehr funktioniert, so Wilfried Fugel. Die Stadt musste als Leiter einen Sozialarbeiter einstellen.
Darum gab es in der Körnerstraße Ärger
Als das ehemalige Schulgebäude der Marktplatz-Randbebauung weichen musste, zog das Jugendzentrum in die damalige Mehrzweckeinrichtung an der Körnerstraße (heutige Sprachheil-Kindergarten) um. Die gemeinsame Nutzung dieser Einrichtung durch strukturierte Gruppen und der Chaoten aus dem Jugendzentrum habe dort dann aber Probleme aufgeworfen, berichtete Wilfried Fugel.
Weil am Plaatweg die neue Großsporthalle erbaut wurde, entstand Anfang der 1980er-Jahre eine Diskussion um die Zukunft der als Sporthalle nicht mehr benötigte Jahnhalle. Auch diese sollte der Marktplatz-Randbebauung weichen. An ihrer Stelle sollte ein weiteres mehrgeschossiges Wohngebäude errichtet werden. Dies rief jedoch den erheblichen Protest der Bürger und der Sportvereine hervor, erinnerte sich Wilfried Fugel.
Gegen diesen Vorschlag gab es erheblichen Widerstand
Auch gegen den Vorschlag des seinerzeitigen SPD-Fraktionschefs Bernd Junge, nach dem Muster des Pumpwerks in Wilhelmshaven die Jahnhalle in ein Freizeit- und Kulturzentrum umzuwandeln, gab es erhebliche Widerstände im Stadtrat. Letztlich habe die SPD, die über die absolute Mehrheit im Stadtrat verfügte, zehn ihr 19 Mitglieder von dieser Idee überzeugen können. Dank der Fraktionsdisziplin sei dieser Vorschlag im Stadtrat dann auch durchgesetzt worden, so Wilfried Fugel. Dies war die Geburtsstunde des heutigen Freizeit- und Kulturzentrums.
Einblicke in die Anfangsjahre des Hauses gab Jürgen Lange. Er gehörte nicht nur zu den Akteuren, die ein Jugendzentrum für Nordenham forderten, sondern war von 1985 bis 1987 auch der erste Zivildienstleistende in der Jahnhalle. Er erinnerte sich an die Auftritte bekannter und internationaler Bands, die mit eigenem Equipment in 40-Tonnern anreisten, wobei nach dem Aufbau der Anlagen kaum noch Platz für Besucher vorhanden war. Auch die Catering-Wünsche, was sowohl die Speisen als auch die Getränke betraf, seien schon außergewöhnlich gewesen. Zudem habe die Stromversorgung der Jahnhalle den Bedürfnissen mancher Band nicht standgehalten.
Denkwürdiger Höhepunkt in der Historie der Jahnhalle
Als einen denkwürdigen Höhepunkt in der Historie der Jahnhalle bezeichneten Wilfried Fugel und Jürgen Lange unisono den Auftritt der Toten Hosen. Weil deren Gastspiel auf Helgoland wegen Krawallen mit Fans bei vorherigen Auftritten in Nordrhein-Westfalen abgesagt worden war, suchte die Band eine alternative Spielstätte. So kam sie 1985 in die Jahnhalle. Die Entscheidung, dies zuzulassen, wurde trotz erheblicher Bedenken der Nordenhamer Kaufmannschaft und der Polizei getroffen. Letztere hielt in der Nähe eine Hundertschaft in Bereitschaft. Die musste jedoch nicht eingreifen.
Das sagt der Bürgermeister über die Jahnhalle
Nordenhams Bürgermeister Nils Siemen hob die überregionale Bedeutung der Jahnhalle nicht nur als Kulturzentrum hervor. Sie sei auch eine Anlaufstelle für die Jugend und das Zentrum der städtischen Jugendarbeit. Mit Kooperationspartnern wie der Musikschule Wesermarsch oder dem Nordenham Gymnasiums würden zudem Musikworkshops angeboten.
Manche Nordenhamer Band habe ihre ersten Fußstapfen in der Jahnhalle hinterlassen, so Nils Siemen. Im Zuge der Innenstadt-Entwicklung werde die Stadt durch neue Wegeführung die Bedeutung des Freizeit- und Kulturzentrums weiter stärken, kündigte der Bürgermeister an.
Leiter der Musikschule hält Kurzreferat
Auf die positiven Auswirkungen der musikalischen Bildung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wies Thomas Schröder hin. Das Musizieren helfe jungen Menschen, ihre Kreativität, ihr Selbstvertrauen und ihr soziales Miteinander zu stärken, so der Leiter der Musikschule Wesermarsch.
In seinem Kurzreferat forderte Thomas Schröder auch das Recht der jungen Menschen auf eine Bildungsteilhabe ein. Dabei komme der Jahnhalle eine große Bedeutung zu, denn diese trete dafür ein.