Drei gemischte Chöre, ein aufwendig besetztes klassisches Orchester inklusive Orgel sowie drei Gesangssolisten hatte Gebhard von Hirschhausen, Kreiskantor und Organist von Brake, in der Braker Stadtkirche, in der St. Hippolyt-Kirche in Blexen und in der Garnisons-Kirche in Oldenburg an den vergangenen beiden Wochenenden zusammengeführt, um zwei besondere Kompositionen miteinander zu verweben. Das eine Werk bestand aus Teilen des auch heute noch berühmten Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn (1732-1809). Diesem gegenübergestellt wurden Ausschnitte der bisher unbekannten gleichnamigen Kantate aus der Feder des österreichischen Zeitgenossen Benedictus Krauß (1725-um 1813). Gleiche Thematik, fast identische Besetzung, ähnliche klassische Tonsprache ließen das Fusions-Experiment beider „Schöpfungen“ zu einem spannenden Erlebnis in diesen etwa zweistündigen Konzerten werden.
Feinfühlige Ouvertüre
Diese begannen mit der sehr feinfühlig dargebotenen c-Moll-Ouverture aus Joseph Haydns „Schöpfung“. Hier wurde das Chaos vor dem Schöpfungsprozess tonmalerisch und klangschön im Orchester umgesetzt. Ralf Mühlbrandt (Bariton) rezitierte im Anschluss die ersten Worte der biblischen Schöpfungsgeschichte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“ Leise, sehr filigran übernahm der Chor im folgenden Abschnitt den weiteren Text … „und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht“. Die Worte „...und es ward Licht“ wurden durch ein plötzliches strahlendes Fortissimo erlebbar gemacht.
Diese tonmalischen Effekte charakterisieren nicht nur das Werk von Joseph Haydn, sondern sind auch in der Version von Benedictus Krauß zu entdecken. Überhaupt, so könnte man im direkten Vergleich beider Kompositionen festhalten, wurde hier wie dort schöne, abwechslungsreiche und durchaus vergleichbare Musik komponiert. So auch zu hören in den großartigen und mitreißenden Schlusssätzen beider „Schöpfungen“.
Beeindruckende Aufführungen
Nach zwei Jahren durch Corona bedingtem kulturellem Sparmodus tat es wieder gut, Werke dieser Dimensionen und Qualität in angemessener Atmosphäre und guter Akustik zu hören. Die intensive Vorbereitung der St.-Hippolyt-Kantorei aus Blexen durch Kantorin Mareen Osterloh und der Braker Kantorei sowie des Chores für geistliche Musik aus Oldenburg durch Gebhard von Hirschhausen ließ durch die differenzierte und klangschöne Einstudierung der Chorsätze eindrucksvolle Momente erlebbar machen. Die Chöre hatten sich monatelang auf die drei Konzerte vorbereitet. Das Ergebnis waren drei beeindruckende Aufführungen aller Beteiligten.
Anna Gann, Sopran, Jörg Heinemann, Tenor, und Ralf Mühlbrandt, Bariton, wussten in den inhaltlich wichtigen Rezitativen und emotional zu gestaltenden Arien ihr Können ideal einzusetzen und trugen somit ebenfalls zu den gelungenen Konzerten bei, die mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations des zahlreich erschienenen Publikums gewürdigt wurden.