Butjadingen

Deshalb haben Gänse und Rabenkrähen in der Wesermarsch bald weniger Schonzeit

Grau-, Nil- und Kanadagänse sowie auch Rabenkrähen dürfen bejagt werden. Aber nur zu bestimmten Zeiten. Die will der Landkreis Wesermarsch nun mittels einer Verordnung ausweiten. Was sind die Gründe für dieses Vorhaben?

Graugänse rasten zu abertausenden in der Wesermarsch, werden immer zahlreicher, bleiben immer länger und richten dabei viel Schaden in der Landwirtschaft an.

Graugänse rasten zu abertausenden in der Wesermarsch, werden immer zahlreicher, bleiben immer länger und richten dabei viel Schaden in der Landwirtschaft an. Foto: dpa

„Sie fressen alles kahl, der Kot besorgt den Rest. Und es werden einfach immer, immer mehr“, stöhnt Jörg Kuck. Der Landwirt aus der Ruhwarder Wisch hat wie viele andere seiner Berufskollegen in der Wesermarsch ein Problem: Gänse. Der Landkreis will den Landwirten nun entgegenkommen und die Schonzeit für Grau-, Nil- und Kanadagänse verkürzen. Das Gleiche ist auch für Rabenkrähen geplant.

Einen entsprechenden Beschluss soll der Kreistag bei seiner nächsten Sitzung fassen. Sie findet am kommenden Montag, 26. Juni, ab 16.30 Uhr im Kreishaus in Brake statt.

Zu abertausenden kommen die Gänse im Herbst in die Wesermarsch und bleiben oftmals bis zum Frühsommer. In der Zeit kommt es zu Fraßschäden, die der Landkreis als „erheblich“ einstuft. Außerdem verunreinigen die Vögel mit ihrem Kot das Grünland. Beides führt dazu, dass die Landwirte gerade bei dem so wichtigen ersten Schnitt, der besonders hochwertiges Futter liefert, viel Ertrag einbüßen.

Entschädigung für Landwirte reicht oftmals nicht aus

Zwar werden die Landwirte für die Schäden, die Gänse in den extensiv bewirtschafteten Schutzgebieten anrichten, entschädigt. Doch an diese Gelder zu kommen, ist laut Jörg Kuck gar nicht so leicht. Weil die Gänse immer länger bleiben und immer zahlreicher werden, decke die Entschädigungssumme die entstandenen Schäden vielfach nicht mehr ab. Zudem wissen die Vögel natürlich nicht, wo ein Schutzgebiet anfängt und wo es aufhört.

Laut Bundesjagdgesetz gehören Grau-, Nil- und Kanadagänse zu den sogenannten jagdbaren Tierarten. Und sie werden in der Wesermarsch auch bejagt. Nach Auskunft des Landkreises wurden in den vergangenen drei Jahren pro Jagdjahr zwischen rund 1500 und 1900 Graugänse, zwischen 205 und 391 Nilgänse und zwischen 51 und 78 Kanadagänse geschossen. Doch es gibt eine Schonzeit, in der die Vögel nicht bejagt werden dürfen. Eben die soll nun verkürzt werden.

Die Staatliche Vogelschutzwarte vertritt die Auffassung, dass sich die Jagdzeit und die Brutzeit nicht überschneiden dürfen. Dem kommt der Landkreis nach. Per Verordnung aufgehoben werden soll die Schonzeit vom 16. Januar bis zum 15. Februar. Der Landkreis weist in der Beschlussvorlage für die Kreistagssitzung darauf hin, dass die Legeperiode bei Graugänsen in aller Regel erst Ende Februar beginnt.

Tonkuhle und Gebiete um Seeadler-Horste ausgenommen

Nicht gejagt werden darf in den Natura-2000- und in den EU-Vogelschutzgebieten. Und der Landkreis will bei der Reduzierung der Schonzeit auch noch zwei weitere Einschränkungen machen. In der Tonkuhle in Oberhammelwarden brüten sehr früh Rohrdommeln. Hier soll die neue Regelung ebenso wenig gelten wie im Umkreis von 300 Metern um die Standorte von Seeadler-Horsten. Denn auch die Seeadler brüten schon früh im Jahr und könnten dabei durch Jäger gestört werden.

Rabenkrähen richten in der Landwirtschaft ebenfalls große Schäden an, weil sie das Saatgut von den Feldern fressen und Silofolie aufpicken. Zudem gelten Rabenkrähen als die wesentlichen Prädatoren von Wiesenvögeln - sie fressen die Eier oder Jungvögel unter anderem von Kiebitzen und Austernfischern. Indem der Landkreis per Verordnung die Schonzeit für die Wochen vom 21. Februar bis zum 26. März aufzuheben vorschlägt, will er also auch etwas für den Schutz von Wiesenvögeln tun.

Die Legeperiode von Rabenkrähen beginnt erst Anfang April. Zwischen 2900 und 3657 der Tiere wurden in den vergangenen drei Jahren pro Jagdjahr geschossen.

Fressen das Saatgut von den Feldern und picken Silo-Folie auf: Rabenkrähen sind Landwirten ein Dorn im Auge.

Fressen das Saatgut von den Feldern und picken Silo-Folie auf: Rabenkrähen sind Landwirten ein Dorn im Auge. Foto: Archiv

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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