Werder Bremen

Werder-Legende Thomas Schaaf feiert Buch-Premiere mit 1.400 Fans

Er ist eine der größten Legenden des SV Werder Bremen – jetzt erzählt Thomas Schaaf erstmals seine ganze Geschichte. Bei der Vorstellung der Biografie des Double-Trainers waren 1.400 Gäste dabei. Ein Star-Schauspieler las Auszüge vor.

Fußballtrainer Thomas Schaaf winkt

Thomas Schaaf ist eine Legende bei Werder Bremen. Spätestens, seit er als Trainer 2004 das Double mit dem Club gewann. Foto: Gumzmedia

Als der Schlussapplaus verklungen, sich der Große Saal des Konzerthauses „Glocke“ in Bremen allmählich geleert hatte, gönnte sich Thomas Schaaf einen kurzen Moment der Ruhe und des Genießens. „Es war unglaublich. Das ist alles noch sehr schwer zu greifen für mich“, sagte der 64-Jährige schließlich und lächelte glücklich. „Wir haben so viele besondere Momente erlebt. Es waren so viele Menschen da, zu denen es eine ganz besondere Beziehung gibt. Das ist außergewöhnlich. Und dann noch solch einen Zuspruch zu bekommen, ist ganz wunderbar – da kann ich nur danke sagen.“ 1.400 Gäste waren live dabei, als die neue Biografie der Trainer-Legende des SV Werder Bremen, der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Geschrieben hat das Buch Daniel Cottäus, Chefreporter unseres Partner-Portals Deichstube.

Emotionale Zeitreise und lustige Anekdoten

Als zum Auftakt der knapp dreistündigen Veranstaltung Bilder aus Schaafs Leben über eine riesige Leinwand flimmerten, tauchte irgendwann auch jener Moment auf, der sich ins kollektive grün-weiße Gedächtnis eingebrannt hat: Schaaf, wie er nach dem Gewinn der Meisterschaft 2004 fahneschwenkend aus der Dachluke jenes Flugzeugs grüßt, das soeben den feiernden Werder-Tross zurück aus München in die Heimat gebracht hat. Lautstarker Jubel brandete bei dieser Szene in der „Glocke“ auf – und als sich der Double-Coach Sekunden später dann persönlich blicken ließ, schenkte ihm das Publikum minutenlang stehende Ovationen. Sichtlich bewegt meinte Schaaf: „Für mich ist das alles total surreal. Heute dieser Abend hier - dass es ein Buch über mich gibt. Das ist immer noch unglaublich.“

Ein Autor auf einer Bühne

Schauspieler Matthias Brandt las Auszüge aus der Schaaf-Biografie vor. Foto: Gumzmedia

Was folgte, war eine nicht minder emotionale Zeitreise auf den Spuren des gebürtigen Mannheimers, der durch einen familiären Umzug schon früh in unmittelbarer Nähe zum Weserstadion aufwuchs. Schauspieler und Werder-Fan Matthias Brandt („Das ist ein Abend, zu dem ich auch zu Fuß gekommen wäre.“) las fünf Kapitel aus dem 320 Seiten starken Werk vor, insbesondere die turbulente Anekdote über einen feuchtfröhlichen Abend während einer mannschaftlichen Asienreise nach dem verpassten Titelgewinn 1986 sorgte für allerlei Lacher – ebenso wie Grußbotschaften von Per Mertesacker, Rudi Völler und Miroslav Klose. Letzterer nahm dabei seinen einstigen Chef gehörig wegen dessen „überschaubarer Technik“ beim Fünf gegen Zwei aufs Korn und produzierte so mächtig Gejohle im Saal.

Doch auf dem mit den ehemaligen Weggefährten Torsten Frings, Klaus Allofs, Clemens Fritz und Thomas Wolter gespickten Podium wurden auch ernstere Töne angeschlagen – es ging um den Tod und schmerzhafte Verluste. Ein Thema, das für Schaaf allein durch sein jahrelanges Engagement für den Bremer Verein Trauerland von Bedeutung ist. Aber auch, weil Momente größter sportlicher Erfolge, nämlich die Meistertitel 1988 und 2004, für ihn eng mit lebensverändernden Abschieden von Vater und Bruder verbunden sind. „Das ganze Buch war für mich sehr emotional. Es war mir auch wichtig, dass darin nicht nur Jubelklänge sind, sondern auch bedrückende Momente vorkommen“, sagte Schaaf, der in der Vergangenheit nur selten Einblicke in sein Privatleben gewährte, im Gespräch mit Moderatorin Janna Schierenbeck und lobte in diesem Zusammenhang Autor Cottäus: „Er hat es fantastisch aufgeschrieben.“

Lob von Werder-Präsident und Ex-Bürgermeister

Dieses Urteil teilte auch Hubertus Hess-Grunewald, der zu den 200 geladenen Gästen dieses Abends gehörte und das Buch bereits im Vorfeld gelesen hatte. Dem Werder-Präsidenten imponierte die Sensibilität der gewählten Sätze – weil sie damit umso mehr zum Protagonisten passten. „Thomas ist mit seiner Bodenständigkeit, seinem Erfolg, aber auch mit seiner Klarheit eine absolute Identifikationsfigur. Er hat sich nie verbiegen lassen“, betonte der 64-Jährige, der Schaaf bereits aus Kindertagen kennt, als beide gemeinsam von einer Profikarriere am Osterdeich träumten. „Und solche Menschen haben wir im Sport und auch in der Politik leider viel zu wenig.“

Zwei lächelnde Männer

Buchautor Daniel Cottäus (links) mit Thomas Schaaf. Foto: Gumzmedia

Bremens ehemaliger Bürgermeister Henning Scherf, der einst 1999 mit grün-weiß bemaltem Gesicht zusammen mit Schaaf auf dem Rathausbalkon den DFB-Pokalsieg feierte, sah es ganz ähnlich: „Thomas ist ein ganz großartiger Mensch. Er ist integer, vertrauenswürdig und kein Angeber.“ Ailton, Torjäger des legendären Doubleteams, nutzte die Gelegenheit, um sich mit brüchiger Stimme bei seinem „deutschen Vater“ für all die Unterstützung und Zuneigung früherer Tage zu bedanken, während Tim Borowski erklärte: „Thomas hat eine extrem hohe Bedeutung für mich, wir kennen uns schon seit meinem 14. Lebensjahr. Er war Mentor, Förderer und auch Forderer für mich, fast schon wie ein Ziehvater.“

Familie und Privatleben hat Schaaf immer geschützt

Wie wichtig Schaaf als Papa bei allen familiären Entbehrungen aber auch in den eigenen vier Wänden war, brachte zum Abschluss eine bewegende Rede von Tochter Valeska zum Ausdruck. „Trotz der großen Aufmerksamkeit, die dir und uns zuteilwurde, haben Mama und du es immer geschafft, dass unser Privatleben auch privat bleibt“, sagte sie. „Ich konnte ganz normal aufwachsen und war für meine Freunde immer nur Valeska und nicht ,die Tochter von…‘. Das ist ein immens großes Geschenk. Für mich bist du dabei nie der Trainer gewesen, sondern immer mein ganz toller Papa.“ Worte, die ihre Wirkung nicht verfehlten und nicht nur bei Thomas Schaaf für glasige Augen sorgten.

Rückkehr auf die Trainerbank ist nicht ausgeschlossen

Ob er irgendwann noch einmal auf die Trainerbank eines Clubs zurückkehren wird? „Es kommt immer auf eine spannende Aufgabe an. Wenn mich da irgendetwas packt, dann bin ich dabei“, sagte der 64-Jährige. „Es ist einfach so: In diesem Geschäft kannst du nie sagen: Jetzt ist Schluss. Es haben so viele schon gesagt: Ich höre auf - und nächste Woche waren sie wieder da.“ Schaaf wurde als Spieler und Trainer insgesamt dreimal deutscher Meister mit Werder Bremen. 14 Jahre trainierte er die Bundesliga-Mannschaft. Weitere Stationen waren Eintracht Frankfurt in der Saison 2014/15 sowie Hannover 96 in der ersten Jahreshälfte 2016.

Keinerlei Zweifel gab es daran, dass er den SV Werder – seinen SV Werder – auch nach einigen unschönen Erlebnissen zum Ende des gemeinsamen Weges immer lieben werde. „Werder Bremen und ich – das wird niemand zerstören. Das kann keiner zerstören.“

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