Fischtown Pinguins

Pinguins verabschieden sich ehrenvoll von der europäischen Bühne

Die Fischtown Pinguins sind im Viertelfinale der Champions Hockey League nach einem 2:2 im Rückspiel gegen Titelverteidiger Servette Genf ausgeschieden. Aber sie verabschiedeten sich mit einem Spiel, das den starken Charakter dieser Mannschaft zeigte.

Die Fischtown Pinguins um Kapitän Jan Urbas (rechts) versuchten gegen Servette Genf alles, den 0:4-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen.

Die Fischtown Pinguins um Kapitän Jan Urbas (rechts) versuchten gegen Servette Genf alles, den 0:4-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Foto: Masorat

Auch wenn sie raus sind, bei ihrer zweiten Teilnahme an der Champions Hockey League haben die Fischtown Pinguins einen tollen Eindruck hinterlassen. Sie haben sich gegen schwere Gruppengegner durchgesetzt, im Achtelfinale den schwedischen Meister und CHL-Vize Skelleftea AIK mit insgesamt 10:1 besiegt und sich gegen den Titelverteidiger in allen Ehren verabschiedet. Vor allem, weil sie bis zum Ende an sich glaubten und mit einem risikoreichen Schachzug, schon 18 Minuten vor dem Ende den Torhüter vom Eis zu nehmen, Heldenmut bewiesen.

Lob vom Trainer des Gegners

Insgesamt war der Einzug ins Halbfinale drin, aber letztlich war die Hypothek der 0:4-Niederlage in Genf aus dem Hinspiel zu hoch. „Hut ab, Bremerhaven. Alles zusammen waren sie etwas besser als wir. Im ersten Spiel hatten wir Glück, dass wir die Tore im richtigen Moment gemacht haben. Und heute waren sie sehr mutig“, räumte Genfs Trainer Jan Cadieux anerkennend ein. Pinguins-Trainer Alexander Sulzer lobte sein Team trotz des Ausscheidens: „Es geht mir immer vor allem um die Art, wie wir spielen. Und wir haben auf die richtige Art gespielt. Die Mannschaft hat nie aufgegeben, darauf bin ich sehr stolz. Das ist eine große Qualität, die wir haben“, sagte er.

Pinguins-Fans feiern die Mannschaft

Die Pinguins-Fans feierten die Mannschaft trotz des Ausscheidens minutenlang, holten sie nach dem Spiel sogar mit Sprechchören aus der Kabine zurück aufs Eis. Sie feierten die Spieler dafür, dass sie in diesem Rückspiel selbst nach einem späten 0:1-Rückstand nicht aufgaben. Vor allem aber dafür, dass sie ihnen viele unvergessliche Abende im Europapokal beschert hatten. „Wir sind dankbar und stolz, dass wir in dieser Saison Teil der CHL sein durften. Es waren große Herausforderungen, die das Team weiter wachsen lassen haben“, sagte Sulzer.

Die Pinguins drängten vom ersten Bully an auf das genfer Tor.

Die Pinguins drängten vom ersten Bully an auf das genfer Tor. Foto: Masorat

Pinguins drängen auf ein schnelles Tor

Wie holt man diesen blöden Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel auf - das war die große Frage. Die am häufigsten gegebene Antwort vor der Partie: ein schnelles Tor muss her. Und so begannen die Pinguins auch. Sie spielten schnell und schossen viel, die 4.436 Fans gaben auch alles, um die Mannschaft mit ihrer Lautstärke anzuschieben.

Aber so einfach ließ sich der langjährige NHL-Torhüter Antti Raanta im Tor der Genfer nicht überwinden. Zumal seine Abwehrspieler flink auf den Beinen und bissig im Zweikampf waren und somit ein Kombinationsspiel der Pinguins im Angriffsdrittel verhinderten.

Franzreb hält stark beim Genfer Überzahlspiel

Möglicherweise musste ein Powerplay her, um Servette zu knacken. Auf diesem Niveau sind die Specialteams noch einmal wichtiger. Die Pinguins bekamen aber zunächst keine Überzahl-Gelegenheit, weil Genf sehr sauber spielte. Als die Gäste im ersten Drittel in Überzahl waren, musste Pinguins-Torhüter Maximilian Franzreb gleich fünf Schüsse abwehren. Das tat er souverän. Ein frühes Gegentor wäre wohl schon eine Vorentscheidung gewesen.

Jensen und Friesen fehlen den Pinguins

Mit Verteidiger Nicholas Jensen und Stürmer Alex Friesen fehlten den Pinguins zwei wichtige Stützen. Doch das kompensierten sie gut, die spielten auch im zweiten Drittel druckvoll. Und bekamen durch zwei Überzahl-Gelegenheiten die Chance, das Spiel an sich zu ziehen. Doch Christian Wejse traf mit einem Schuss rückwärts durch die eigenen Beine nur den Pfosten und Max Görtz verfehlte das nahezu komplett freie Tor.

Pinguins nehmen extrem früh den Torhüter raus

Wären nur diese beiden Topchancen drin gewesen, hätte das Spiel noch einmal eine zusätzliche Dynamik bekommen. So aber rannte den Pinguins die Zeit davon. Und die Gäste hatten ja auch noch einen ehemaligen NHL-Torhüter im Kasten. Raanta verhinderte in der 42. Minute das 1:0 durch Max Görtz.

Unmittelbar danach gingen die Pinguins schon auf volles Risiko und nahmen sage und schreibe 18 Minuten vor dem Ende den Torhüter für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Doch die cleveren Genfer ließen sich von dem mutigen Schachzug nicht überrumpeln, blockten zwei, drei Schüsse und kamen zu einem Konter, den Alessio Bertaggia zum 1:0 ins leere Tor vollendete (43.).

Durch zwei späte Powerplay-Treffer schöpften die Pinguins Hoffnung.

Durch zwei späte Powerplay-Treffer schöpften die Pinguins Hoffnung. Foto: Masorat

Zwei schnelle Treffer wecken Hoffnung

War’s das? Nein! Die Pinguins haben noch nie aufgegeben, und sie taten das auch bei einem Rückstand von insgesamt 0:5 aus Hin- und Rückspiel nicht. Phillip Bruggisser traf im Powerplay zum 1:1 (45.). Da in der CHL das Überzahlspiel auch bei einem Treffer weitergeht, legte Jan Urbas 16 Sekunden später das 2:1 nach und „zündete“ seine Mitspieler und die Fans noch einmal so richtig an.

Torwart Franzreb blieb danach draußen, die Pinguins spielten weiter mit sechs Feldspielern. Und waren wirklich ganz nah dran, das „Wunder von der Weser“ zu schaffen, Urbas traf den Pfosten (48.), Wejse scheiterte an Raanta (51.), ebenso Dominik Uher (53.) - das 3:1 lag in der Luft. Aber eben auch immer ein weiteres „Empty-Net-Goal“. Mehr als zehn Minuten lang spielten die Pinguins so sicher, dass Genf dieses Tor nicht gelang. Sechs Minuten vor dem Ende aber war dann der Weg frei für Sakari Manninen, der mit dem 2:2 den Genfer Einzug ins Halbfinale sicherstellte.

Die Statistik

Pinguins - Genf 2:2 (0:0; 0:0; 2:2)

Tore: 0:1 (42:26) Bertaggia (Völlmin, Lennström) ENG; 1:1 (45:27) Bruggisser (Scheel) bei 5/4; 2:1 (45:43) Urbas (Abt, Jeglic) bei 5/4; 2:2 (53:09) Manninen (Pouliot) ENG

Pinguins: Tor: Franzreb (Gudlevskis); Abwehr: Grönlund, Rausch - Abt, Bruggisser - Appendino, Eminger - Bettahar; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Mauermann, Vikingstad, Görtz - Uher, Kinder, Scheel - Herrmann, Wejse, Antonen - Büsing

Genf: Tor: Raanta (Mayer); Abwehr: LeCoultre, Vatanen - Berni, Chanton - Lennström, Karrer - Jacquement; Angriff: Granlund, Manninen, Praplan - Bertaggia, Richard, Loosli - Pouliot, Palve, Jooris - Imesch, Cavalleri, Völlmin

Strafzeiten: Pinguins: 4 Minuten - Genf: 8 Minuten

Schiedsrichter: Daniel Prazak, Jakub Sindel

Zuschauer: 4.436

Lars Brockbalz

Teamchef Sport

Lars Brockbalz, Jahrgang 1971, leitet die Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG, bei der er 1999 nach seinem Studium der Sozialwissenschaften ein Volontariat absolviert hat. Nach sechs Jahren bei der Kreiszeitung Syke ist er seit 2009 wieder zurück in Bremerhaven. Er ist Experte für Eishockey und Fußball.

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