Sieben Gegentreffer hatten die Pinguins in dieser Saison zuvor noch nicht kassiert. Im Gegenteil, die beste Abwehr der Liga stand immer für eher niedrige Ergebnisse. Erst am Donnerstag hatten die Pinguins einen 3:2-Sieg im Spitzenspiel beim ERC Ingolstadt gefeiert. Das Spiel am Sonntag war deutlich wilder. Die Gastgeber gaben vor 4.602 Zuschauern in der Bremerhavener Eisarena gleich vier Zwei-Tore-Führungen her und kassierten 66 Sekunden vor dem Ende den Ausgleich.
„Ich bin nicht so der Fan davon, sechs Gegentore zu kassieren. Von daher bin ich nicht zufrieden“, sagte Pinguins-Trainer Alexander Sulzer. Ratlos war er bei der Frage, warum seine sonst so stabile Mannschaft mehrfach die Führung verspielte. „Aber mir ist lieber, wir haben mal so ein Spiel, wo nichts zusammengelaufen ist und beim nächsten Mal läuft es wieder, als wenn man in jedem Spiel zwei, drei andere Dinge bemängeln muss.“
Doppeltorschütze Miha Verlic konnte ebenfalls kaum glauben, dass seine Mannschaft dieses Spiel verloren hatte. „Es ist seltsam, ein Spiel wie dieses zu verlieren. Wir haben mehrfach mit zwei Toren geführt, danach hätten wir das Spiel kontrollieren müssen.“

Ross Mauermann traf zum 6:5. Der Siegtreffer? Nein!
Jensen scheidet bereits früh aus
Im ersten Aufeinandertreffen hatten die Pinguins mit 9:0 den höchsten DEL-Sieg der Clubgeschichte gefeiert. Die Nürnberger machten von Anfang an deutlich, dass sie nicht noch einmal so untergehen wollten. Mit aggressivem und schnellem Spiel verlagerten sie das Geschehen ins Pinguins-Drittel. Doch erneut erwies sich die Bremerhavener Abwehr mit Torhüter Kristers Gudlevskis als Anker sehr seefest. Und das, obwohl Nicholas Jensen nach nur wenigen Minuten verletzt ausfiel.
Zwei abgefälschte Schüsse sorgen für die Führung
Im Angriff waren die Pinguins zu Beginn fast schon grausam effektiv. Kaum hatten sie eine Unterzahl überstanden, lenkte Miha Verlic einen Schuss von Nico Appendino zum 1:0 ins Tor (4. Minute). Und als sich die Ice Tigers gerade wähnten, auch ein zweites Pinguins-Powerplay schadlos gemeistert zu haben, zog Philip Bruggisser ab und Dominik Uher lenkte den Puck zum 2:0 ins Netz (15.). Im zweiten Drittel ging es noch rasanter zu. Das beste Powerplay der Liga (Nürnberg hatte bereits vor dem Spiel 29,2 Prozent Erfolgsquote) hielt die Gäste in der Partie. Aber auch die Pinguins hatten Schlagkraft in Überzahl.
Fünf Treffer im zweiten Drittel
Nürnberg erzielte mit einem Mann mehr das 2:1 durch Cole Maier (22.) und machte danach großen Druck. Die Pinguins antworteten mit dem 3:1 durch Jan Urbas (25.) - dem ersten Treffer des Kapitäns nach acht torlosen Partien. Der Jubel der Fans war noch nicht verklungen, als Ross Mauermann 22 Sekunden später einen Fehlpass im eigenen Drittel spielte und Jeremy McKenna zum 3:2 traf.

Die Fans hatten beim Spiel der Fischtown Pinguins gegen die Nürnberg Ice Tigers reichlich Gesprächsbedarf.
Es wurde noch wilder, denn es folgten drei Überzahl-Treffer. Powerplay Pinguins: Ziga Jeglic lenkt den Schuss von Miha Verlic zum 4:2 ins Tor (29.). Powerplay Nürnberg: Samuel Dove-McFalls erzielt das 4:3 (36.). Powerplay Pinguins: Miha Verlic trifft von der blauen Linie zum 5:3 (38.).
Nürnberg gleicht zum 5:5 aus
Ruhe kam aber auch durch die erneute Zwei-Tore-Führung nicht in die Partie. DEL-Topscorer Evan Barrett verkürzte in der 42. Minute auf 4:5 für Nürnberg. Und in der 46. Minute kamen die Gäste zum Ausgleich - der aber sehr umstritten war. Unmittelbar vor dem 5:5 durch Eugen Alanov hatten die Schiedsrichter einen klaren hohen Stock von Samuel Dove McFalls gegen Christian Wejse übersehen.
Die Pinguins hatten eine Antwort in Person von Ross Mauermann, der Torhüter Niklas Treutle verlud und zum 6:5 traf (49.). Der Siegtreffer? Nein. Evan Barratt glich 66 Sekunden vor dem Ende zum 6:6 aus, als Nürnberg mit sechs Feldspielern angriff. „Wir hatten Schwierigkeiten, unsere Geschwindigkeit und Handlungsschnelligkeit zu finden. Wir haben Entscheidungen minimal zu langsam getroffen“, sagte Sulzer als Erklärung der vielen Gegentore.
Am Dienstag CHL-Viertelfinale gegen Genf
Es gab eine Verlängerung, die weitgehend ereignislos blieb, und dann Penaltyschießen. Will Graber und Roman Ketcher trafen als Einzige und sorgten damit für den Nürnberger Sieg. „Wenn man so viele Tore schießt und ein Team ist wie wir, das weiß, wie man Gegentore verhindert, ist das eine Niederlage, die schwer zu verkraften ist“, sagte Pinguins-Kapitän Urbas.
Die Pinguins sind bereits am Dienstag wieder gefordert, und das wird ein ganz schweres Spiel. Im Viertelfinal-Rückspiel der Champions Hockey-League gegen Servette Genf müssen sie ein 0:4 aus dem Hinspiel wettmachen.

Will Graber schoss im Penaltyschießen das Siegtor für Nürnberg. Foto: Polgesek
Die Statistik
Pinguins - Nürnberg 6:7 n.P. (2:0; 3:3; 1:3; 0:0; 0:1)
Tore: 1:0 (3:35) Verlic (Appendino, Bruggisser); 2:0 (14:52) Uher (Bruggisser, Görtz) bei 5/4; 2:1 (20:55) Maier (Stoa, McKenna) bei 5/4; 3:1 (24:35) Urbas (Verlic, Rausch); 3:2 (24:57) McKenna (Barratt); 4:2 (28:06) Jeglic (Verlic, Abt) bei 5/4); 4:3 (36:00) Dove-McFalls (Alanov, Barratt) bei 5/4; 5:3 (37:15) Verlic (Bruggisser); 5:4 (41:17) Barratt (Maier, Braun); 5:5 (45:55) Alanov (Dove-McFalls, Shaw); 6:5 (48:41) Mauermann (Vikingstad, Görtz); 6:6 (58:54) Barratt (Gerard, Headrick) sechster Feldspieler; 6:7 (Penaltyschießen) Graber
Pinguins: Tor: Gudlevskis (Franzreb); Abwehr: Grönlund, Eminger - Abt, Bruggisser - Jensen, Appendino - Rausch; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Mauermann, Vikingstad, Görtz - Uher, Friesen, Herrmann - Büsing, Wejse, Kinder.
Nürnberg: Tor: Treutle (Hungerecker); Abwehr: Weber, Headrick - Braun, Shaw - Böttner, Halskanen - Heigl; Angriff: Stoa, Graber, Gerard - Ustorf, Dove-McFalls, Alanov - Barratt, Maier, McKenna - Ribarik, Kechter, Eham
Strafzeiten: Pinguins: 10 Minuten - Ice Tigers: 10 Minuten
Schiedsrichter: André Schrader, Seedo Janssen
Zuschauer: 4.602