Fischtown Pinguins

Fehlpass-Festival der Pinguins mündet in CHL-Debakel gegen Grenoble

Die Fischtown Pinguins erwischten beim ersten Heimspiel der Saison einen rabenschwarzen Abend. Zahlreiche leichte Scheibenverluste mündeten in der Champions Hockey League in einer Niederlage gegen den französischen Meister Brûleurs de Loups Grenoble.

Der Puck fliegt bei einem Eishockey-Spiel ins Tor. Die Fischtown Pinguins wurden in der Champions Hockey LEague von Grenoble eiskalt ausgekontert.

Und drin ist der Puck: Die Fischtown Pinguins haben es den Franzosen über weite Strecken mit vielen Fehlern zu leicht gemacht und unterlagen gegen Grenoble. Foto: Masorat-f

Man sollte meinen, die Fischtown Pinguins hätten aus dem Spiel in Salzburg gelernt, doch erneut zeigte sich die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Sulzer gestern Abend in der Abwehr sehr anfällig. Wie bereits am vergangenen Sonntag war die Mannschaft extrem konteranfällig und konnte nur zwischenzeitlich durchblitzen lassen, wozu sie in der Lage ist.

Dabei war die Abwehr in der Vergangenheit das Prunkstück der Bremerhavener, die in der vergangenen Saison sogar lange Zeit die beste Defensive mit den wenigsten Gegentoren in ganz Europa stellten. Doch in dieser Verfassung gab es im dritten Hauptrundenspiel der Champions Hockey League (CHL) gegen den französischen Meister Grenoble mit 5:8 (1:3, 2:4, 2:1) die zweite Niederlage - und einen echten Dämpfer. Es war einer der bittersten Abende in der Eisarena, mit dem die erneute Teilnahme an den Playoffs der Königsklasse in weite Ferne gerückt ist.

Pinguins geraten bereits nach 21 Sekunden in Rückstand

Trainer Alexander Sulzer schien ob der Leistung seiner Mannschaft etwas konsterniert. „Grenoble hat hart gekämpft, viele Schüsse geblockt und aufopferungsvoll gekämpft. Damit waren sie sehr erfolgreich“, erklärte der 41-Jährige. Warum sich erneut so viele eingeschlichen haben und warum er sich nicht für einen Torwart-Wechsel entschied, dazu wollte er sich nicht äußern.

Dabei war zuvor (fast) alles angerichtet für ein rauschendes Fest. Beim Betreten der Eisarena gab es für die 3.977 Zuschauer gestern Abend zunächst einen anderen, ungewohnten Anblick. Über den noch im Rohbau befindlichen neuen Logen leuchten neue LED-Banden und werten die Halle weiter auf.

Ein Blick auf die Spielerbank. Die Gesichter der Fischtown Pinguins und Trainer Alexander Sulzer sprechen Bände.

Die Gesichter der Fischtown Pinguins und Trainer Alexander Sulzer sprechen Bände. Foto: Masorat-f

Das war kaum verarbeitet, folgte direkt eine kalte Dusche, die einen sehr bitteren Abend einläuten sollte. Gerade einmal 21 Sekunden waren gespielt, da lagen die Pinguins auch schon im Hintertreffen. Wie in Salzburg wurden die Bremerhavener eiskalt ausgekontert. Nicht nur bei den Fans, auch bei der Mannschaft schienen ungute Erinnerungen hochzukommen. Zwar drängte die Mannschaft auf den schnellen Ausgleich, doch es schlichen sich erneut stocktechnische Fehler und Scheibenverluste ein.

Pinguins lassen sich immer wieder eiskalt auskontern

Die Konsequenz: Ein weiterer Konter und es stand 0:2 (8.). Und dann kassierten die Pinguins gar in eigener Überzahl nach einem weiteren unsauberen Zuspiel und dem nächsten Gegenstoß gar das 0:3. Damit hatte der französische Meister nach nicht einmal zehn Spielminuten schon dreimal so viele Treffer erzielt wie in den vorherigen zwei CHL-Duellen in dieser Saison zusammen.

Immerhin: Die Mannschaft gab sich nicht auf und konnte sich zum Ende des ersten Drittels erstmals im gegnerischen Drittel festsetzen. Schon klingelte es und Kapitän Jan Urbas stellte auf 3:1 (20.).

Eine weiße Jubeltraube. Die Eishockeyspieler von Grenoble hatten viel zu feiern.

Statt Pinguins-Jubel gab es am Freitag in der Eisarena eine weiße Jubeltraube des französischen Gegners Grenoble. Foto: Masorat-f

Die Freude hielt jedoch nur kurz an. Eingangs des mittleren Abschnitts erhöhten die Franzosen mit zwei Mann mehr auf dem Eis mit einem Doppelpack spielentscheidend auf 5:1 (22.). Trainer Sulzer stand mit versteinerter Miene auf der Bank, daran konnte auch die schnelle Antwort durch Nino Kinder mit dem 2:5 (24.) nichts ändern.

„Manchmal wollten wir es vielleicht auch einfach zu sehr. Wir müssen mehr in unserem System bleiben, es vielleicht einfacher und langweiliger halten, anstatt zu viel zu riskieren.“

Ziga Jeglic

Die Fans jedoch peitschten die Mannschaft weiter nach vorn, an der Unterstützung lag es nicht. Und ab Mitte der Partie fanden die Pinguins phasenweise zwar besser in ihr gewohntes Spiel - da war das Duell aber längst vorentschieden und der nächste Streich mit dem 2:6 (29.) folgte sogleich. Zudem ließ Grenoble nicht nach, wollte etwas für das am Ende vielleicht entscheidende Torverhältnis machen und legte noch in Abschnitt zwei das 2:7 (32.) nach.

In Überzahl kämpfen sich die Pinguins noch einmal heran

Gefeiert wurde dennoch. Eigengewächs Justin Büsing konnte von der Strafbank kommend seinen eigenen Abpraller im Fallen zum 3:7 (40) verwerten. Zudem gelangen Christian Wejse mit einem schönen Schuss in den Winkel (43.) und Urbas per Schlagschuss in Überzahl gar noch das 5:7 (44.).

Doch die Leistungssteigerung kam zu spät und die Aufholjagd wurde mit dem 8:5 von Valentin Grossetete beendet (47.). Die Pinguins drückten, doch die Zeit lief ihnen davon.

Den Pinguins bleibt wenig Zeit, um Antworten zu finden

Nun gilt es, schnell Antworten zu finden und die richtige Reaktion zu zeigen. Viel Zeit bleibt nicht, denn schon am Sonntag um 16.30 Uhr gastiert mit Lukko Rauma aus Finnland ein europäisches Top-Team in der Eisarena, das sich am Freitag mit 6:2 bei DEL-Meister Eisbären Berlin durchsetzte.

Nur fünf Tage später, am 12. September, steht zudem der DEL-Saisonstart an, wenn die Schwenninger Wild Wings anreisen. Spätestens dann sollten die Pinguins ein anderes Gesicht zeigen.

„Wir sind eigentlich ein Team, das stolz auf sein defensives System ist und eigentlich nicht viele Tore zulässt. Wir müssen uns wieder mehr darauf besinnen und uns mehr fokussieren“, betonte Ziga Jeglic. „Manchmal wollten wir es vielleicht auch einfach zu sehr. Wir müssen mehr in unserem System bleiben, es vielleicht einfacher und langweiliger halten, anstatt zu viel zu riskieren.“

Pinguins - Grenoble 5:8 (1:3, 2:4, 2:1)

Pinguins: Tor: Hungerecker (Gudlevskis); Abwehr: Byström, Eminger - Abt, Bruggisser - Rausch, Jensen - Riedell; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Roßmy, Miele, Görtz - Krämmer, Friesen, Mauermann - Kinder, Wejse, Herrmann - Büsing.

Grenoble: Tor: Pintaric (Stepanek); Abwehr: Binner, Englund - Rautanen, Andersen - Prissaint, Crinon - Fertin; Angriff: Mallet, Beauchemin, Boivin - Treille, Weigel, Dair - Raveaud, Bachelet, Leclerc - Riu, Grossetete, Gueurif - De Smitt.

Tore: 0:1 (0:21) Boivin (Beauchemin) 0:2 (7:19) Binner, 0:3 (9:52) Bachelet (Dair/bei 4-5-Unterzahl), 1:3 (19:38) Urbas (Verlic), 1:4 (21:35) Mallet (Boivin, Beauchemin/bei 5-3), 1:5 (21:58) Mallet (Binner/bei 5-3), 2:5 (23:33) Kinder (Herrmann), 2:6 (18:49) Beauchemin (Boivin), 2:7 (31:35) Beauchemin (Boivin), 3:7 (39:17) Büsing (Eminger, Byström), 4:7 (42:41) Wejse (bei 5-4), 5:7 (43:30) Urbas (Jensen, Jeglic/bei 5-4), 5:8 (46:18) Grossetete (Bachelet).

Schiedsrichter: Seedo Janssen, Christopher Schadewaldt.

Zuschauer: 3977.

Ein Eishockey-Spieler stützt sich mit dem Schläger auf den Oberschenkeln auf. Die Pinguins um Ziga Jeglic zeigten gegen Grenoble eine schwache Leistung.

Ziga Jeglic kann es nicht fassen: Seine Fischtown Pinguins zeigten gegen Grenoble eine schwache Leistung. Foto: Masorat-f

Mareike Scheer

Reporterin

Mareike Scheer ist gebürtige Bremerhavenerin und hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert. Seit Juli 2019 arbeitet sie in der Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG und ist Expertin für Eishockey und Reitsport.

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