Die Maßnahme ist gravierend: Der SV Werder Bremen hat gegen seinen ehemaligen Spieler Tim Wiese ein Stadionverbot verhängt, weil er gegen die Stadionordnung verstoßen hat. Der Keeper, der schon wegen öffentlicher Auftritte mit Personen aus der rechten Szene im Clinch mit dem Club lag, darf auch nicht mehr für die Traditionsmannschaft auflaufen. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht, Werder möchte das Thema aktuell nicht kommentieren.
Auch Wiese wartet ab. Dabei spielt ein offizielles Schreiben des Clubs an den Ex-Profi eine entscheidende Rolle. Dessen Zustellung will Werder wohl erst gesichert wissen.
„Ich habe keinen Brief bekommen“, erklärte Tim Wiese am Karfreitag auf Nachfrage der Redaktion. Tags zuvor war das Thema durch einen Bericht von Radio Bremen bekanntgeworden.
Vorfall beim Heimspiel gegen Leverkusen
Nach unseren Informationen soll es am 12. März beim Heimspiel des SV Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen zu einem Vorfall im Weserstadion gekommen sein. Dabei habe Wiese eine andere Person beleidigt, wofür es auch Zeugen geben soll. Danach wurde ein Stadionverbotsverfahren eingeleitet. Das sieht auch eine Anhörung des Beschuldigten vor.
Wiese will sich in den nächsten Tagen äußern
Wiese ist also über das Vorgehen des Clubs informiert. Nach Informationen unserer Redaktion geht er bereits rechtlich gegen die Vorwürfe vor. Der 41-Jährige wollte sich zu dem Thema nicht groß äußern, kündigte aber an: „Ich werde in den nächsten Tagen etwas dazu sagen.“
Das Verhältnis zwischen Werder und dem Spieler hatte sich gerade erst entspannt. Ausschlaggebend dafür war ein Interview vor rund einem Monat. „Ich bin kein Rechter“, hatte Wiese gegenüber der „Sport-Bild“ betont und angeboten, Werder bei Projekten im Kampf gegen Rechts und Rassismus zu unterstützen. Der Club ist da seit Jahren stark engagiert und zeigt stets eine „Klare Kante gegen Rechts“.
Deshalb war Tim Wiese bei den Grün-Weißen auch in Ungnade gefallen. In der Vergangenheit hatte er sich in den sozialen Medien auf Fotos mit Personen aus der rechten Szene gezeigt. Darauf machten im Herbst Fans in der Ostkurve mit einem Banner aufmerksam und forderten Werder Bremen zum Handeln auf.
Wiese musste zum Rapport
Der Club bat Wiese zum Rapport und drohte mit Konsequenzen. Der 41-Jährige beteuerte, keine Kontakte in die rechte Szene zu haben. Wenig später tauchten Bilder von Wiese beim Besuch des Bremer Freimarkts auf – wieder mit Personen aus dem rechten Milieu. Werder reagierte, distanzierte sich deutlich vom ehemaligen Spieler und untersagte dessen Einsatz in der Traditionself.
Doch die Tür blieb noch einen Spalt offen. Denn es mochte niemand bei Werder Bremen so wirklich glauben, dass Tim Wiese möglicherweise rechts denkt und handelt. Man kennt sich schließlich seit Jahren.
Sportchef Frank Baumann und Clemens Fritz als Leiter Profifußball haben mit dem Keeper zusammen für Werder gespielt. Als Wiese sich in dem „Sport-Bild“-Interview erneut klar von einer rechten Gesinnung distanzierte, meinte Baumann: „Wir haben das Interview von Tim positiv zur Kenntnis genommen. Es ist nun an ihm, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Wenn er das macht, würde für uns auch einer Rückkehr in die Traditionself bei den nächsten Spielen im Sommer nichts im Wege stehen.“
Das Verhältnis ist kaputt
Der neuerliche Vorfall hat das verhindert, Werder endgültig mit Wiese gebrochen. Warum genau, das wird der Club sicher in den nächsten Tagen mitteilen. Denn ein Stadionverbot gegen einen bei vielen Fans immer noch sehr beliebten Ex-Profi auszusprechen, wird sich Werder gewiss nicht leicht gemacht haben. (kni)