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Der Hamburger SV steht mit dem Rücken zur Wand

Der Hamburger SV steht wieder vor dem Scheitern. Nach dem einseitigen 0:3 beim Relegations-Hinspiel in Stuttgart spricht nicht mehr viel für die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Der Job von Trainer Tim Walter ist in Gefahr.

Hamburgs Trainer Tim Walter war Angesichts der Leistung seiner Mannschaft verzweifelt.

Hamburgs Trainer Tim Walter war Angesichts der Leistung seiner Mannschaft verzweifelt. Foto: Weller/dpa

Da saß er zu später Stunde wie ein Häufchen Elend neben seinem Kollegen Sebastian Hoeneß in der Pressekonferenz und rang förmlich um Worte. Tim Walter, Trainer des Hamburger SV, war bedient, für seine Verhältnisse sprachlos. Großartig analysieren mochte Tim Walter die Niederlage nicht. Was hätte er auch sagen sollen, um sich nicht selbst zu belasten? 0:3. Elversberg statt Bayern München. Nominell sind es die drei Tore der Stuttgarter, die der HSV am Montag im Rückspiel egalisieren müsste, um weiter vom Aufstieg zu träumen. Tatsächlich aber waren Spieler, Trainer und die Fans gleichermaßen schockiert, wie sich der HSV in Stuttgart düpieren ließ. Von einem Gegner, der dem HSV an diesem Abend in allen Belangen überlegen war.

Stuttgart entlarvt die Walter-Taktik

Und das war der Punkt: VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte seinen Matchplan so ausgerichtet, dass die Taktik von Tim Walter nicht fruchten konnte. Gegen Hoffenheim, Mainz und Leverkusen agierten die Stuttgarter zuletzt in der Liga überaus vorsichtig, standen von Anfang an sehr tief und waren vor allem daran interessiert, kein Gegentor zu bekommen. Damit hätte der HSV sein Spiel machen können, über viel Ballbesitz und mit Offensivgeist dem Gegner keine Räume lassen. Doch Hoeneß dechiffrierte den Walter-Plan und setzte von der ersten Sekunde an auf Offensive. Nach 15 Sekunden gab es den ersten Eckball, nach 46 Sekunden den ersten Torjubel und danach war der HSV von der Rolle und bekam die Stuttgarter nie unter Kontrolle. Mit viel Glück und einem überragenden Torhüter Daniel Heuer Fernandes rettete sich der HSV mit einem 0:1-Rückstand in die Pause.

Zwei Stuttgarter Tore nach Eckbällen

Danach spielten alle so weiter wie zuvor. Mit dem Ergebnis, dass die Schwaben mit einem Doppelschlag die desolate Hamburger Abwehr vorführten und nach 54 Minuten mit 3:0 führten. Dass die Stuttgarter mit zwei Eckbällen erfolgreich waren, macht das Hamburger Scheitern besonders qualvoll, denn dass beim VfB kopfballstarke Spieler agieren, hätte auch im Matchplan der Hamburger stehen müssen. „Wir haben das mit der Konsequenz bei den Standards nicht gut gemacht“, sagte Tim Walter, der dem HSV „einen gebrauchten Tag“ bescheinigte. Dazu gehörte auch, dass Anssi Suhonen nur neun Minuten nach seiner Einwechslung glatt Rot sah.

Einzig die Fans im Volkspark machen Hoffnung

Dass VfB-Trainer Hoeneß ihn mit seiner Taktik überrascht haben könnte, stritt Walter ab, er habe das erwartet. Ob die individuelle Qualität der VfB-Spieler entscheidend gewesen sei? „Mit Sicherheit auch“, sagte Walter. Ob er irgendetwas Optimistisches mit Blick auf das Rückspiel sagen könne? „Wir spielen im Volkspark.. Wir müssen uns strecken, um das Unmögliche noch möglich zu machen.“ Der Volkspark gebe ihm jetzt noch Glaube. „Wir schenken nichts ab, werden alles mobilisieren.“ Das verspricht auch Kapitän Sebastian Schonlau: „Was soll uns passieren? Wir haben 0:3 verloren, es kann nur noch bergauf gehen.“ Daniel Heuer Fernandes klang ähnlich: „Wir wollen uns am Montag bestmöglich präsentieren. Unser Ziel kann nur Vollgasfußball sein.“ Walter-Fußball. Wenn der klappt, ist es Spektakel, wenn nicht wird es desolat.

Sandro Wagner wird als Kandidat gehandelt

Möglich, dass dann auch Tim Walter in Frage gestellt wird. Rund um den Volkspark wird gemunkelt, dass Sandro Wagner, der seinen Vertrag bei Drittliga-Aufsteiger SpVgg Unterhaching nicht verlängerte, ein Kandidat beim HSV ist.

Wolfgang Stephan

Autor

Wolfgang Stephan war bis Ende 2021 Chefredakteur im Pressehaus Stade. Heute arbeitet er als freier Journalist für unserer Haus vor allem zu Themen aus Politik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Und: Seit 2006 ist Wolfgang Stephan als Fußballreporter bei allen großen Turnieren für die Redaktionsgemeinschaft Nordsee dabei.

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