Sport

Boykott oder nicht? Warum wir von der WM in Katar berichten

In eigener Sache: Warum wir in der Kreiszeitung Wesermarsch und auf www.kreiszeitung-wesermarsch.de von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar berichten

Ein WM-Hinweisschild in Doha

Ein Schild wesit an der Corniche von Doha auf die WM in Katar hin. Foto: Davy/dpa

Fußballfans sind sich gerne mal uneins, deswegen wird ja so so leidenschaftlich darüber diskutiert. Aber in einer Sache herrscht Konsens: die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar auszurichten, ist falsch. Geradezu absurd. Also sollten wir sie ignorieren? So einfach ist es nicht. Wir halten es trotzdem für sinnvoll, nach Katar zu schauen und vom Turnier zu berichten.

Einerseits fühlt es sich nicht richtig an, der WM in Katar große Aufmerksamkeit zu schenken. Zu viel ist falsch daran, ein solches Ereignis in einem autoritären Staat auszurichten, in dem Menschenrechte nichts zählen, Minderheiten diskriminiert werden, Gastarbeiter ausgebeutet werden. Die FIFA hat mit der Vergabe einmal mehr bewiesen, dass für sie nur eines zählt: Geld. Und das ist im Emirat reichlich vorhanden.

Dieses Turnier wird die Herzen der Fans und der Spieler nicht erreichen, das ist sicher. Von Vorfreude ist kaum etwas zu spüren, man hat das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, wenn man WM-Spiele schaut. Also sollte man es besser gleich lassen? Sollten wir als Zeitung einfach nicht berichten? Nein.

Es ist falsch, aus dem heimischen Sessel über ein Land zu urteilen, das man kaum kennt. Wir sollten uns auch keine Doppelmoral leisten. Öl und Gas aus Katar nehmen wir gerne, ist ja schön billig. Aber Fußball dort? Pfui! Und mal ehrlich: Wer hat sich für die Menschenrechtslage in Katar interessiert, bevor die WM dorthin vergeben wurde?

Auch wenn das nicht die Intention der FIFA war, ist es gut, dass jetzt einmal der Scheinwerfer auf das Land gerichtet ist. Damit man den Dreck in den Ecken hinter all dem schönen Schein in Katar sieht. Die Frage ist: Wird es nach der WM sauberer, nur weil wir Medien fünf Wochen berichten? Vielleicht. Wenn, dann nur in ganz kleinen Schritten. Aber sicher ist: Würden wir nicht hinschauen, würde sich garantiert gar nichts ändern. Wegschauen ist eben nie eine gute Lösung.

Für unsere Sport-Kooperation G14 sind drei Reporter in Katar, um zu berichten. Auch über Fußball, aber vor allem über das Land und die Umstände des Turniers. Wir werden das Geschehen immer wieder politisch und gesellschaftlich einordnen.

Das wird für die Kreiszeitung Wesermarsch unter anderem Wolfgang Stephan übernehmen. Für den freien Journalisten ist es das zehnte große Turnier seit der WM 2006, das er begleitet. Wolfgang Stephan ist Teil unserer Sport-Kooperation G14, in der sich mehrere Tageszeitungen aus Deutschland mit einer täglichen Auflage von zusammen mehr als einer Million Exemplaren zusammenschlossen haben. Er wird das Geschehen in einer täglichen Kolumne in der Tageszeitung kommentieren und vor allem über die deutsche Mannschaft und das Umfeld berichten. Zudem sind Tilmann Mehl (Augsburger Allgemeine Zeitung) und der freie Journalist Frank Hellmann für uns in Katar. Ihre Berichte werden in der gedruckten Zeitung auf täglich zwei Seiten zu lesen sein (montags vier Seiten), darüber hinaus berichten wir noch ausführlicher und schneller auf unserer Internetseite. Hier werden für unsere Abonnenten vor allem viele Hintergrund-Berichte zu lesen sein.

Lars Brockbalz

Teamchef Sport

Lars Brockbalz, Jahrgang 1971, leitet die Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG, bei der er 1999 nach seinem Studium der Sozialwissenschaften ein Volontariat absolviert hat. Nach sechs Jahren bei der Kreiszeitung Syke ist er seit 2009 wieder zurück in Bremerhaven. Er ist Experte für Eishockey und Fußball.

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