„Es bringt Spaß, Plattdeutsch zu lernen“, sagt der neunjährige Jan-Hinnerk Martens. Der Godenstedter besucht die Plattdeutsch-AG an der Grundschule Selsingen. „Es ist ja wie Hochdeutsch, nur mit einem Akzent.“ Auch die achtjährige Lena Schleßelmann findet das Niederdeutsche schön: „Es ist eine gemischte Sprache, etwas Besonderes.“ Die beiden Schüler verstehen alles.
Jan-Hinnerk hat von seiner Oma ein plattdeutsches Buch bekommen, entschied sich deshalb für die Plattdeutsch-AG: „Da wollte ich rein, weil ich ja gerne mein Buch verstehen und lesen möchte.“ Außerhalb der AG wird in der Schule auf Hochdeutsch kommuniziert. „Aber manchmal flutscht mir ein plattdeutsches Wort aus dem Mund“, sagt Jan-Hinnerk schmunzelnd. Und er erwähnt: „Oma spricht mit mir Plattdeutsch, aber ich spreche mit ihr Hochdeutsch.“
Plattdeutsch bedeutet ein Stück heile Welt
Lena Schleßelmanns Mutter Britta bekennt: „Ich schnacke zu Hause Platt mit den Kindern. Mein Mann und ich sprechen Hochdeutsch.“ Was das Plattdeutsche für die 41-Jährige bedeutet? „Für mich ist es ein Stück Heimat, ein Stück Kindheit und ein Stück heile Welt.“ Früher haben im Dorf alle „Platt“ gesprochen, erinnert sie sich an ihre Jugend in Haaßel. Zwar habe sie damit erst ab der 7. Klasse begonnen, aber das war in Ordnung. Heute sagt sie: „Ich finde es schön, das mit den Kindern zu sprechen.“ Schade findet sie, dass diese nicht auf Plattdeutsch antworten: „Grundsätzlich könnten sie es, aber sie machen es nicht.“
Jan-Hinnerks Mutter Alexandra Martens betont: „Ich wäre gerne plattdeutsch aufgewachsen, das ist einfach eine tolle Sprache.“ Sie empfindet eine Vertrautheit, wenn Menschen plattdeutsch miteinander sprechen. „Die Leute sind sich nicht so fremd wie im Hochdeutschen“, so ihr Eindruck. Man duzt sich eher: „Das finde ich so schön daran. Es ist persönlicher. Man spricht anders miteinander.“
Warum sich manche nicht trauen, „Platt“ zu sprechen
Dabei räumt sie überraschend ein: „Ich kann nicht wirklich richtig Plattdeutsch. Ich könnte es vielleicht, traue mich aber nicht.“ Das liege wohl an Kommentaren, es sei zu hören, wenn die Sprache nicht von Kindesbeinen an, sondern erst später gelernt wurde. „Das ist wie mit dem Englischen. Das traut man sich auch nicht, wenn man sich nicht sicher ist.“ Dabei hat sie früher auch selbst am plattdeutschen Lesewettbewerb teilgenommen, kann alles lesen und verstehen. „Aber ich habe es nie von klein auf gelernt.“
Sie weiß, dass manche Plattdeutsch sprechende Eltern kein „Platt“ mit ihren Kindern sprechen - aus der Sorge heraus, dass die kein Hochdeutsch beherrschen, wenn sie in die Schule kommen. Schade findet sie das. Und sie rät: „Man muss sich wirklich einfach nur trauen. Ich habe in meinem Umfeld genug Leute, die Plattdeutsch sprechen.“
Amüsante Erfahrungen beim Sprechen des Niederdeutschen
Britta Schleßelmann geht es ähnlich: „Mit den meisten spreche ich hochdeutsch, weil man sich so kennengelernt hat.“ Sie weiß aber auch: „Es kommt gut an, wenn Kinder ,Platt‘ schnacken. Man sieht, wie die Leute sich freuen.“
Dass Kinder früher manchmal gehänselt wurden, weil sie „Platt“ schnacken, das gibt es wohl nicht mehr. Alexandra Martens. „Das hat sich total gewandelt. Es ist wieder cool, Plattdeutsch zu sprechen.“ Britta Schleßelmann hat dabei schon amüsante Erfahrungen gemacht, wie sie lachend erwähnt: „Viele kennen das gar nicht: Ich ging auch schon als Dänin und als Holländerin durch. Und Finnin war ich auch schon mal.“