Selsingen

Warum in Seedorf eine gigantische Hallenschießanlage für Soldaten entsteht

Sie soll den Soldaten der Bundeswehr optimale Ausbildungsbedingungen verschaffen: In der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf entsteht für 20 Millionen Euro eine gigantische Hallenschießanlage. 2024 soll sie fertig sein. Die Truppe hat klare Erwartungen.

Am Bau beteiligte Repräsentanten von Firmen, Behörden und Bundeswehr verfolgen den Richtspruch an dem zweigeschossigen Hauptgebäude mit Anbau.

Am Bau beteiligte Repräsentanten von Firmen, Behörden und Bundeswehr verfolgen den Richtspruch an dem zweigeschossigen Hauptgebäude mit Anbau. Foto: Hilken

In den Neubau der Hallenschießanlage werden zwei Schießhallen untergebracht sein, in der vor allem Nahbereichs-Schießübungen stattfinden sollen. Daneben befinden sich in dem zweigeschossigen, 72 x 37 Meter großen Hauptgebäude sowie dem eingeschossigen Anbau, der 17 x 35 Meter misst, ein Waffenreinigungsraum, eine Munitionsausgabe, eine Werkstatt sowie Simulations- und Lagerräume. Die Nutzfläche umfasst rund 2.400 Quadratmeter.

Stefan Müller, Leiter des Staatlichen Baumanagements Elbe-Weser.

Stefan Müller, Leiter des Staatlichen Baumanagements Elbe-Weser. Foto: Hilken

Aus Lärmschutzgründen baut das Staatliche Baumanagement Elbe-Weser die Hallen schallisolierend und trennt angrenzende Räume von den Schießhallen ab, so dass dort kein Gehörschutz erforderlich ist. „Mit dem Neubau erfüllen wir die gestiegenen Anforderungen an die Schießausbildung der Bundeswehr bezüglich Schießsicherheit und Lärmschutz“, sagt Stefan Müller, Leiter des Staatlichen Baumanagements Elbe-Weser.

Anlage soll Schießausbildung spürbar aufwerten

„Wir sind noch nicht am Ziel“, räumt Staatssekretärin Siemtje Möller ein. Aber mit der Anlage bekomme die Fallschirmjägertruppe die Ausbildungsbedingungen, die sie verdient und benötigt. Sie werde die Ausbildung der Fallschirmjäger im Nahdistanzbereich spürbar aufwerten. „Mit dem Pilotprojekt haben wir in die moderne Ausstattung von gleich zwei Hallen investiert, die bis zu 50 Personen zeitgleich stehend, kniend oder liegend nutzen können.“ Das soll helfen, „schnelle Kräfte kaltstartfähig zur Verfügung zu stellen“.

Siemtje Möller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung.

Siemtje Möller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung. Foto: Hilken

Denn mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe sich auch „unsere Sicherheitslage grundlegend verändert“. Siemtje Möller: „Russland hat sich durch sein Handeln in feindselige Gegnerschaft zu uns positioniert.“ Die Investition in die moderne Schießanlage nennt sie ein „sichtbares Zeichen für unsere Wehrhaftigkeit“.

Seedorfer Truppe auf weltweite Einsätze vorbereitet

Oberst Eiko Zuckschwerdt findet als Standortältester und Kommandeur der Seedorfer Fallschirmjäger klare Worte zur gegenwärtigen Lage: Der Stellenwert der Schießanlage ist hoch: Das Richtfest hat aus seiner Sicht sehr viel mit dem Krieg im Osten Europas zu tun. „Als Kräfte der ersten Stunde, mit unserer in den vergangenen zwei Jahren wiederholt unter Beweis gestellten Kaltstartfähigkeit, sind wir zwingend darauf angewiesen, einsatzbereit jederzeit weltweit zu sein.“

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„Auch nach Fertigstellung der Hallenschießanlage ist zwingend weiterhin eine vollumfänglich sanierte und nutzbare Standortschießanlage nötig, um die uns erteilten Aufträge verlässlich erfüllen zu können.“

Oberst Eiko Zuckschwerdt, Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 31 in Seedorf

Einsatzbereitschaft definiere sich eben auch aus dem Beherrschen des Handwerkszeugs, den sicheren Umgang mit Waffen im scharfen Schuss. „Nur wenn unsere Männer und Frauen hier am Standort dies beherrschen, können wir militärischen Führer sie guten Gewissens in die Einsätze schicken beziehungsweise mit ihnen in die Einsätze gehen.“

Anlage bietet viele Vorteile, hat aber auch Nachteile

Zum Beherrschen benötige das Militär die nötigen Ausbildungsstätten: Mit der Fertigstellung der Hallenschießanlage werde die Truppe in Sachen Schießausbildung „einen großen Meilenstein nach vorne machen“. Die Vorteile der Anlage: Witterungsunabhängige Ausbildung, die Möglichkeit an sieben Tagen der Woche durchgehend zu schießen sowie der Wegfall zusätzlicher Lärmbelästigung am Standort.

Der Richtkranz hängt am Neubau der Hallenschießanlage auf dem Gelände der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf.

Der Richtkranz hängt am Neubau der Hallenschießanlage auf dem Gelände der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf. Foto: Hilken

Nachteile: fehlende Möglichkeiten zum Nachtschießen, kein Schießen bei unterschiedlichen Witterungen. Und keine Möglichkeiten für Schießübungen für spezialisierte Kräfte, von denen es viele in Seedorf gibt. „Das bedeutet, dass auch nach Fertigstellung der Hallenschießanlage zwingend weiterhin eine vollumfänglich sanierte und nutzbare Standortschießanlage benötigt wird, um die uns erteilten Aufträge verlässlich erfüllen zu können.“ Also das Schießen unter freiem Himmel.

Für ihre weltweiten Einsätze könnten die Soldatinnen und Soldaten die besten Ausbildungseinrichtungen erwarten. Das Richtfest sieht er als Meilenstein und hofft zugleich, dass die folgenden Bauabschnitte ebenfalls im Zeitplan bleiben.

Soldaten als schärfstes Schwert gegen Bedrohungen

Der CDU-Landtagsabgeordnete Marco Mohrmann hob das gute zivil-militärische Miteinander hervor. „Die Menschen in der Region wissen es zu schätzen, dass die Bundeswehr hier eine große Rolle spielt.“ Und: „Unsere Soldatinnen und Soldaten sind das schärfste Schwert, das wir gegen auswärtige Bedrohungen haben.“

Die Ehrengäste und Gastredner am Richtkranz der Hallenschießanlage in der Kaserne Seedorf.

Die Ehrengäste und Gastredner am Richtkranz der Hallenschießanlage in der Kaserne Seedorf. Foto: Hilken

Seedorfs Gemeindebürgermeister Harald Hauschild betont Bezug nehmend auf die Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro für die Hallenschießanlage: „Eine solche Summe wurde auf unserem Gemeindegebiet noch nie investiert.“ Sie werde dazu beitragen, „dass die hier stationierten Soldaten vernünftig für ihre Einsätze in aller Welt trainieren können“.

Lutz Hilken

Lutz Hilken ist in Zeven geboren und in der Region aufgewachsen. Seit 1987 schreibt er über so ziemlich alles, was die Menschen bewegt - außer Sport. Privat zieht es ihn mit Vorliebe in die Natur, um auf langen Wanderungen abzuschalten.

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