Bremerhaven

Warum in Bremerhaven Friseure helfen, das Meer zu säubern

Bei „Germanys Next Topmodel“ sorgt Haareschneiden für Tränen, beim Friseur ist es Alltag. Im Haus des Handwerks in Bremerhaven werden Haare für ein Umweltschutzprojekt gesammelt. Es gibt eine Idee, wie Friseure das Thema den Kunden näher bringen.

Haarsalon mit Kundin und Frisörin

Angehende Friseure sammeln mit Sandra Wohlgemuth (rechts) Haare, um sie für den Umweltschutz zu spenden. Auch ihre Tochter Fee muss Haare lassen. Foto: Scheschonka

Auf Initiative der Ausbilderin und Friseurmeisterin Sandra Wohlgemuth sammeln angehende Friseure im Haus des Handwerks in Bremerhaven für das Projekt „Hair help the oceans“ abgeschnittene Haare.

Haare besitzen die Eigenschaft, Fett aufzusaugen. Daher eignen sie sich sehr gut dazu, Öl, Benzin und Sonnenmilchreste aus Gewässern wie Meeren, Flüssen und Seen zu filtern.

Die Idee stammt von einem französischen Friseur. Ein deutscher Kollege aus Bückeburg hat sie kopiert.

Aus Haaren, die Salons in Deutschland sammeln, werden Haarfilter gefertigt, die in Gewässern weltweit zum Einsatz kommen. Ein Kilogramm Haar kann bis zu acht Liter Öl filtern. „Egal ob die Haare gefärbt, gelockt oder grau sind“, erklärt Wohlgemuth.

Frisuer-Azubis lassen sich nicht lange bitten

Die Friseurmeisterin bildet im Haus des Handwerks junge Menschen aus. Die Ausbildung richtet sich an Jugendliche, die aus eigener Kraft keine Lehrstelle finden, eine abgebrochene Ausbildung fortsetzen oder wegen einer Benachteiligung Probleme haben, in eine Lehre zu starten.

Die Azubis musste Wohlgemuth nicht lange bitten, damit sie mitmachen. „Das ist eine tolle Sache. Wir alle wissen, wie verschmutzt die Meere sind. So können wir einen kleinen Beitrag leisten. Schließlich schaden wir der Umwelt auch, indem wir zum Beispiel so viel mit dem Auto fahren“, sagt Jasmina Dzaferov, die kurz vor der Prüfung steht.

Ob Azubis oder Lehrgangsteilnehmer, die an lebenden Modellen oder an Übungsköpfen mit Echthaar schnibbeln - alle Haare werden seit einigen Monaten zusammengefegt und gesammelt.

Die Haare werden in Kartons gelagert und gegen eine Gebühr von 21 Euro monatlich von „Hair help the oceans“ abgeholt. Aus den Haaren werden Filter gebaut, die nach einem Einsatz gereinigt und bis zu acht mal wiederverwendet werden.

Wie Friseure ihre Kunden einbinden können

„Ich habe vom Projekt in einem Fernsehbeitrag erfahren und fand es total spannend“, sagt Wohlgemuth, selbst Wassersportlerin. Der Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Michael Noetzelmann und Imke Lathwesen übernehmen die Kosten für die Abholung.

Laut Internetseite des Projekts „Hair help the oceans“ ist das Haus des Handwerks einziger Projektteilnehmer in Bremerhaven und umzu.

Sandra Wohlgemuth hat für Kollegen eine Idee: „Wenn man den Kunden vom Projekt berichtet und fragt, ob sie sich mit einem Euro beteiligen, damit die Haare gespendet werden können, kommt die Gebühr sicher schnell zusammen.“

Meer

Am Strand Mae Ramphueng in der Provinz Rayon werden Ölsperren errichtet. In solchen Ölsperren sind Haarfilter eingesetzt, für die nun auch Friseure in Bremerhaven Haare sammeln. Foto: picture alliance/dpa

Haaaare

Angehende Friseure sammeln mit Sandra Wohlgemuth Haare, um sie für den Umweltschutz zu spenden (von links): Imad Aldarwish, Ahmad Alabed, Ausbilderin Sandra Wohlgemuth, Ann-Christin Durigon und Jasmina Dzaferov. Foto: Scheschonka

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

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