Bremerhaven

So geht Journalismus: NZ-Reporter im Klassenzimmer zu Medienkompetenz

So geht Journalismus – das war das Motto des Bremer Medienschultags, der am Donnerstag, 19. Juni, stattfand. Redakteure der NORDSEE-ZEITUNG haben Schüler in Bremerhaven besucht, um mit ihnen über Medienkompetenz und Journalismus zu sprechen.

Eine Frau steht in einem Klassenzimmer an einer Tafel, Schüler sitzen im Klassenraum und hören zu.

NZ-Reporterin Marie Petersen (Mitte) gibt Schülern der Paula-Modersohn-Schule einen Einblick in den Journalismus. Foto: Scheschonka

Reporterin Marie Petersen besuchte die Paula-Modersohn-Schule in Wulsdorf. Es ging ging um journalistische Grundlagen und Verantwortung, erklärt anhand des Pressekodex und Beispielen aus dem Arbeitsalltag. Um Nähe zur Zeitung zu schaffen, brachte die Reporterin mehrere Exemplare der NORDSEE-ZEITUNG mit. Einige Schüler der „Gelb E“ richteten so zum ersten Mal gezielt ihren Blick auf die Berichterstattung einer Zeitung.

Denn die 14- bis 16-Jährigen beziehen ihre Informationen größtenteils aus sozialen Medien wie Instagram und TikTok. Petersen macht deutlich, dass es bei der Flut an Posts und vermeintlichen Informationen umso wichtiger ist, Fakten von Falschinformationen zu unterscheiden.

Für die Schüler ist das bereits klar - im Unterricht haben sie über das Thema Fake News gesprochen. Theoretisch wissen sie, wie sie Informationen prüfen können. Auf die Frage, wie oft sie dieses Wissen in der Praxis anwenden, folgt betretenes Schweigen.

Eine Karte an einer Tafel, auf der Begriffe wie Recherche und Meetings stehen.

Bei einer Übung sollten Schüler der Heinrich-Heine-Schule Begriffe aufschreiben, die sie mit Journalisten und ihrem Beruf verbinden. Foto: Bechmann

Besonderer Aktionstag, um mit Journalisten ins Gespräch zu kommen

Der besondere Schultag entspringt einer Initiative der Interessengemeinschaft Medienmeile Bremen, ein Zusammenschluss Bremer Medienunternehmen, in Kooperation mit der Senatorin für Bildung und Kinder, dem Schulamt Bremerhaven, der Landeszentrale für politische Bildung sowie der bremischen Landesmedienanstalt. Er fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt.

Ziel ist es, Schülern aus Bremen und Bremerhaven mit Journalisten ins Gespräch zu bringen - im Fokus soll dabei die Verantwortung für eine faktenbasierten Berichterstattung stehen, um demokratiefeindlichen Tendenzen und Manipulation entgegenzuwirken. Im Land Bremen gab es insgesamt 61 Anmeldungen - doppelt so viele wie im Vorjahr.

Großes Interesse in der Schule am Ernst-Reuter-Platz

Die Volontäre Feenke Hornbostel und Moritz Camin waren zu Gast in der Schule am Ernst-Reuter-Platz in Lehe. In den Klassen 9f und 9j trafen sie auf Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren – und auf großes Interesse am Journalismus.

Auch hier stand das Thema Fake News im Mittelpunkt der Gespräche. Viele der Jugendlichen berichteten, dass ihnen schon häufig Falschinformationen begegnet sind – vor allem in sozialen Netzwerken.

Auch der Beruf des Journalisten stieß auf Neugier. Die Schüler hatten zahlreiche Fragen zum journalistischen Alltag, aber auch, welchen Quellen man eigentlich noch vertrauen kann. Hornbostel und Camin erklärten anschaulich, wie professionelle Medien arbeiten, welche Recherchestandards gelten und woran man glaubwürdige Informationen erkennt.

Auch eine Berufsschule hatte Interesse am Journalismus

Die Schüler der beruflichen Schule für Dienstleistung, Gewerbe und Gestaltung (BSDGG) befinden sich im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zum Dachdecker.

An diesem Tag standen nicht wie gewohnt ihre Lehrer vor der Klasse, sondern Ann-Kathrin Kröger und Robert Ebner von der NORDSEE-ZEITUNG. Die beiden Volontäre berichteten den Schülern von ihrem Beruf und den Herausforderungen - etwa Künstliche Intelligenz. Die Klasse hörte konzentriert zu und stellte spannende Fragen, etwa zur Neutralität im Journalismus, zur Gefährdung von Journalisten und zur sorgfältigen Quellenprüfung.

Anschließend ging es bei den Fachpraktikern Maler und Holzverarbeitung weiter. In einer simulierten Redaktionsrunde sollten sie Themen nach Relevanz sortieren: Ameos-Klinikum, Bundestagswahl, Fischtown Pinguins und die sportlichen Fähigkeiten von Olaf Scholz. Ein Schüler bewertete den letzten Artikel über Scholz völlig treffend mit: „Das juckt doch nicht.“

Eine Tafel, auf die eine Präsentation projiziert wird. Ein Lehrer steht vor einer Schulklasse.

NZ-Volontär Robert Ebner vor den Schülern der beruflichen Schule für Dienstleistung, Gewerbe und Gestaltung (BSDGG). Foto: Kröger

Schulzentrum Carl von Ossietzky: Wo bleibt das Schüler-Abo?

Von NZ-Redakteur Jan Iven wollte der Deutsch-Grundkurs der 12. Klasse am Schulzentrum Carl von Ossietzky in Geestemünde wissen, ob er sich Sorgen macht, dass die Künstliche Intelligenz ihm eines Tages seinen Job streitig machen wird. Tatsächlich setzt die NORDSEE-ZEITUNG KI unter anderem als Korrekturprogramm ein. Die KI kann auch Vorschläge für Überschriften von Texten machen. Doch die Ergebnisse sind noch nicht wirklich überzeugend. Das dürfte sich zwar in Zukunft ändern, vorerst dürfte es für Journalisten aber noch genug zu tun geben.

Mit dabei beim Medienschultag am Schulzentrum Carl von Ossietzky: Jan (v.r.), Alex, Fabian und Lehrerin Inga Syring vom Deutsch-Grundkurs der 12. Klasse. 

Mit dabei beim Medienschultag am Schulzentrum Carl von Ossietzky: Jan (v.r.), Alex, Fabian und Lehrerin Inga Syring vom Deutsch-Grundkurs der 12. Klasse. Foto: Jan Iven

Und was für Medien konsumieren die 17 und 18 Jahre alten Gymnasiasten? Das wollte der Reporter wissen. Auf Platz eins landet die Videoplattform TikTok, was wenig überrascht. Die eine oder andere Internet-Seite von Zeitungen, Magazinen oder dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird von einigen Schülern bereits genutzt. Einige lesen auch die NORDSEE-ZEITUNG. Wobei der Wunsch nach einem Schüler-Abo fürs Internet deutlich wurde.

Wie kann man überhaupt herausfinden, ob Infos von der KI stimmen?

Um die KI ging es auch bei NZ-Reporter Dirk Bliedtner. Er die Schule am Ernst-Reuter-Platz in Lehe. Die 8WM wollte unter anderem wissen, wie ein Journalist arbeitet, wie Infos überprüft und wie Fake News erkannt werden können. Sie informieren sich hauptsächlich durch Social Media, berichteten die Schüler. Doch welchen Aussagen dort - zum Beispiel in Videos - kann man gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz überhaupt noch vertrauen? Dass es schwierig ist, herauszufinden, ob eine Quelle vertrauenswürdig ist, wurde deutlich. „Fast jeder von uns hat ChatGPT auf dem Handy“, hieß es aus der Klasse.

Mit ChatGPT können Nutzer wie mit einem echten Menschen kommunizieren, Suchanfragen senden, Bilder oder Texte erstellen - alles mithilfe künstlicher Intelligenz.

Doch auch wenn die KI Daten einfach zusammenträgt, heißt es ja noch längst nicht, dass das alles Hand und Fuß hat. Auch da lohnt es sich, genauer hinzuschauen und auf die Quellen zu blicken, schlussfolgerte die Klasse. Das Thema soll künftig noch häufiger mal im Unterricht zur Sprache kommen.

Eine Schulklasse steht in einem Klassenzimmer.

Redakteur Dirk Bliedtner (li.) mit der Klasse 8 WM der Schule am Ernst-Reuter-Platz in Lehe. Foto: privat

Was verdient man denn eigentlich als Journalist?

Zum Abschluss des Medientages waren die Volontäre Mareike Blumenthal und Max Bechmann zu Gast in der Heinrich-Heine-Schule in Leherheide. Die Klassen 8c und 8d lauschten gespannt und stellten zahlreiche Fragen - etwa, wie viel so ein Journalist eigentlich verdient. Die Antwort, dass es dabei sowohl auf die Position im Unternehmen, als auch die Berufserfahrung ankommt, stellte die 14- bis 16-jährigen Schüler nur bedingt zufrieden. Sie wollten aber auch wissen, wie die angehenden Redakteure täglich an ihre Themen für die Zeitung kommen und wie man überhaupt Journalist wird.

In einer Übung sollten die Schüler dann aufschreiben, welche Begriffe sie mit der journalistischen Arbeit bei der NORDSEE-ZEITUNG verbinden. Von „Kaffee trinken“, über „Interviews führen“ hin zu „Suche nach seriösen Quellen“ war alles dabei. Bei einem Quiz sollten sie dann noch echte Nachrichten und Fotos von denen einer KI unterscheiden. Da das Thema Fake NEWS bereits im Unterricht behandelt wurde, stellte das für die Schüler kaum eine Herausforderung dar. Bechmann und Blumenthal gaben Tipps, woran die Schüler KI-Bilder erkennen können und mahnten, Nachrichten erst nach ausführlicher Prüfung der Quelle weiterzuleiten.

Redaktion

Wir arbeiten täglich an den wichtigsten News und spannendsten Themen aus Bremerhaven, dem Cuxland, der Wesermarsch und dem Landkreis Rotenburg und bringen sie zu Ihnen auf das Smartphone, den Computer oder in die Zeitung.

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