Sittensen

25 Busse an A1 abgefackelt: Was der Firmenchef und die Polizei zum Brand sagen

36 Stunden nach dem Großbrand bei einem Fahrzeughändler an der A1 in Sittensen: 25 Busse sind in Flammen aufgegangen, die Region ist tief beunruhigt. Die unheimliche Brandserie geht weiter. Wir konnten mit dem Chef der Firma und der Polizei sprechen.

Einen Tag nach dem verheerenden Großbrand: So heftig sah es am Montag beim Nutzfahrzeughandel Alga in Sittensen aus. Rund 25 Busse waren in der Nacht zum Sonntag auf dem Gelände an der A1 zwischen Bremen und Hamburg völlig ausgebrannt.

Einen Tag nach dem verheerenden Großbrand: So heftig sah es am Montag beim Nutzfahrzeughandel Alga in Sittensen aus. Rund 25 Busse waren in der Nacht zum Sonntag auf dem Gelände an der A1 zwischen Bremen und Hamburg völlig ausgebrannt. Foto: Saskia Harscher

Dramatisch sieht es auf dem Gelände der Firma Alga in Sittensen aus: Unter dem teils eingestürzten Dach der Halle des Nutzfahrzeughandels direkt an der A1 stehen die ausgeglühten Wracks von über 20 Bussen, immer noch sind Reste des Löschschaums zu sehen. Und die Polizei vermutet Brandstiftung.

Alga-Chef Gaßmann: "Schon wieder so ein Drama"

Wir treffen Firmenchef Horst Gaßmann auf dem Gelände. Er wirkt am Montagmorgen gefasst. Ein Mitarbeiter hatte ihn in der Brandnacht gegen 3 Uhr vom Feuer auf dem mit Stacheldraht eingezäunten Firmengelände informiert. Was ihm dabei durch den Kopf gegangen ist? „Schon wieder so ein Drama“, erzählt der Unternehmer im Gespräch mit der ZEVENER ZEITUNG.

Vor fünf Jahren brannte es dort schon einmal

Vor fünf Jahren hatte es schon einmal bei Alga gebrannt. Damals gingen eine Werkstatthalle und ein Bürogebäude in Flammen auf. Ursache war ein Brand im Motorraum einer Baumaschine.

Auch Dennis Ilmers, Teamleiter Verwaltung bei Alga, kann sich noch gut daran erinnern. „Das war schlimmer“, sagt er, „damals gingen auch Arbeitsplätze verloren, heute sind es ‚nur‘ Busse.“

Ilmers und Gaßmann sind froh, dass beim Feuer in der Nacht zu Sonntag keine Menschen zu Schaden gekommen sind. „Das ist doch das Wichtigste“, sagt der Firmenchef.

Mitarbeiter waren wegen der Brandserie bereits wachsamer

Was bleibt, ist das mulmige Gefühl wegen der Brandstiftung. Nach dem Feuer in Mulmshorn, bei dem in der Nacht zum 5. Februar 21 Autos auf dem Parkplatz eines Autovermieters verbrannten, waren die Alga-Mitarbeiter gehalten worden, wachsamer zu sein, sagt Ilmers. Doch Zaun und Wachsamkeit reichten nicht.

Doch wie kann es sein, dass gleich so viele Busse verbrennen? „In den modernen Bussen ist sehr viel Plastik verbaut“, erläutert Gaßmann. „Sie entzünden sich leicht und so wandern die Flammen schnell von einem zum anderen Fahrzeug.“

15 Brände seit Oktober 2022 halten die Polizei in Atem

Das weiß auch die Polizei. Sie rät Autohändlern deshalb, die Fahrzeuge nicht so dicht zusammenzustellen. Leichter gesagt als getan, ein weiträumiges Gelände für die Fahrzeugflotte hat nicht jeder Autoverkäufer zur Verfügung.

15 Taten halten Feuerwehr und Polizei seit Oktober 2022 in Atem: Quer durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) brennen immer wieder Fahrzeuge. Die Ermittler schließen Brandstiftung nicht aus. Alles deutet auf eine Brandserie hin.

Die Ermittlungsgruppe Hohenesch arbeitet unter Hochdruck

Die Beamten richten im Dezember 2022 die Ermittlungsgruppe Hohenesch bei der Polizeiinspektion Rotenburg ein, um sich intensiv mit den Fahrzeugbränden zu beschäftigen.

„Die Kollegen arbeiten mit Hochdruck an der Geschichte und wollen den Fall lösen“, sagt Heiner van der Werp, Pressesprecher der Rotenburger Polizei, am Tag nach dem Feuer bei Alga in Sittensen.

Nachdem die Ermittlungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen hat, hat es eine längere Pause bis zur nächsten Tat gegeben, erzählt van der Werp. „Wir hatten gehofft, dass das Eindruck gemacht hat. Hat es aber leider nicht.“

Polizei fährt an gefährdeten Objekten vermehrt Streife

Die Brandserie hat mit kleinen Fällen angefangen. Van der Werp: „Täter lernen aus Taten und ziehen eine gewisse Motivation daraus.“

Auch Autohändler sind verunsichert und wünschen sich mehr Präsenz durch die Polizei. „Wir fahren vermehrt Streife und sind bei Objekten, die besonders gefährdet sind“, bestätigt der Polizeisprecher. Aber: „Wir haben einen großen Landkreis und können Streifenwagen und Personal nicht aus dem Hut zaubern.“

Bislang fehlt eine heiße Spur - Ermittler sind aber zuversichtlich

So könne die Polizei nur hoffen, zufälligerweise an der richtigen Stelle zu sein. „Parallel dazu setzen wir große Hoffnungen in die Ermittlungsgruppe.“

Heiner van der Werp ist guter Hoffnung, dass der Fall gelöst wird. „Insbesondere hier im ländlichen Raum ist die Welt eigentlich in Ordnung, deshalb wirbelt die Brandserie viel durcheinander und bewegt jetzt alle.“

Die Ermittler stehen auch gerade deshalb unter Druck und wollen den oder die Täter fangen. „Wir möchten, dass sich die Leute wieder sicher fühlen.“

Eine heiße Spur oder den entscheidenden Tipp aus der Bevölkerung gab es bisher allerdings noch nicht. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 04261/947-0 entgegen.

Orte der Brandstiftung

Karte: Mapcreator.io | OSM.org

Die Chronologie der beunruhigenden Fahrzeug-Brände

14.10.2022: Pkw-Brand, ehemaliges Autohaus Jeschke, Zeven

16.10.2022: Pkw-Brand, Visselhövede

30.10.2022: Pkw-Brand, Sottrum

05.11.2022: 2 Pkw-Brände, Hassendorf

19.11.2022: Brand Autohaus Brunkhorst, Hetzwege

26.11.2022: Brand Stretchlimousine, Hemslingen

27.11.2022: Brand Bagger, Elsdorf

03.12.2022: Pkw-Brand, ehemaliges Autohaus Jeschke, Zeven

04.12.2022: Versuchte Brandstiftung, Ober Ochtenhausen

04.12.2022: Brand Autoverwerter Hohenesch, Rotenburg

05.12.2022: Einrichtung der Ermittlungsgruppe Hohenesch

01.01.2023: Brand Nutzfahrzeuge, Westeresch

05.02.2023: Brand Pkw, Mulmshorn

11.02.2023: Brand Kleinbus, Weertzen

12.02.2023: Brand Fahrzeughandel Alga, Sittensen

Der Schaden beim Nutzfahrzeughändler geht in die Millionen. Ermittler gehen von Brandstiftung aus und vermuten eine Brandserie.

Der Schaden beim Nutzfahrzeughändler geht in die Millionen. Ermittler gehen von Brandstiftung aus und vermuten eine Brandserie. Foto: Saskia Harscher

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