Der 1,5 Hektar große Acker ist eins von drei Pilotprojekten, für das die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Rotenburg gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz im Jahr 2020 finanzielle und fachliche Unterstützung für fünf Jahre zugesagt hatte. In Bittstedt ist von Anfang an auch die St.-Georg-Stiftung der Sottrumer Kirche aktiv beteiligt.
Ziel: Ein Artenschutzprojekt für Ackerwildkräuter sogenannter Segetalarten, das im Anbau mit Getreide integriert ist und so neue Lebensräume für Wildtiere und Nahrungsangebote für Vögel und Insekten schafft.
Kirchenstiftung aus Sottrum ergreift die Initiative
Die Initiative ergriff damals Heiner Schröder vom Vorstand der Sottrumer Stiftung, der mit seiner Idee beim Landkreis offene Türen einlief. „Es ist ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“, steht im Flyer, den die Kirchenstiftung aufgelegt hatte. Obwohl feststand, dass Landwirte keinen finanziellen Nachteil haben sollten, gestaltete sich in der Samtgemeinde Sottrum die Suche nach einer geeigneten Fläche schwieriger als gedacht. „Ich habe leider viele Absagen erhalten“, erinnert sich Schröder. Dagegen bekam er bei seiner Nichte, Maren Schröder-Meyer, sofort ein „Ja“.

Die Blüten tragen reichlich Samen, die im kommenden Jahr wieder für ein großes Nahrungsangebot sorgen werden. Foto: Holsten-Körner
Im Herbst 2020 wurden in Bittstedt rund 1.000 Quadratmeter mit Winterroggen im doppelten Reihenabstand und einer regionalen Mischung Acker-Wild-Kräuter eingesät. „Auf Pflanzenschutzmittel wurde vollständig verzichtet und nur eine geringe Menge organischer Dünger eingesetzt“, erklärt Maren Schröder-Meyer. Auch die weitere Bodenbearbeitung erwies sich als deutlich aufwendiger, da nur flach - also ohne Einsatz eines Pflugs - gearbeitet werden kann. Dies kommt beispielsweise der Wildbiene zugute, die im Boden nistet.
Ertragsausfall gegenüber konventioneller Ernte ist immens
Mehrarbeit kam auch bei der Ernte auf den Betrieb zu, da der Mähdrescher mit der Kombination aus Getreide und Beikraut nicht gut zurechtkam. „Der Ertragsausfall war gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung, wo für so wenig Konkurrenz wie möglich gesorgt wird, mit rund zwei Drittel Einbuße immens“, rechnet Maren Schröder-Meyer vor. Durch die Verunreinigungen mit den Ackerkräutern konnte das Getreide nicht in den Verkauf gehen, sondern wurde dem Futter für die hofeigenen Schweine zugegeben.
Trotz des erheblichen Aufwands und des Bewusstseins, dass die Ackerkräuter vielleicht immer im Boden erhalten bleiben, erklärte sich die Landwirtin im vergangenen Jahr bereit, die Fläche um die angrenzenden 1,4 Hektar auszuweiten. Nicht nur einmal verdeutlichte die 50-Jährige schon ihren Berufskollegen, die das Projekt teilweise belächeln, ihren Antrieb: „Wir möchten der Natur etwas zurückgeben.“
Zwei gesichtete Arten stehen auf der Roten Liste
„Leider wurden die anderen beiden Projekte nach einem Jahr abgebrochen“, bedauert Heike Vullmer von der Stiftung Naturschutz. Daher ist die Diplom-Biologin umso begeisterter vom Bittstedter Feld. „Mit Maren Schröder-Meyer und Heiner Schröder haben wir tolle Partner“, lobt sie die hervorragende Zusammenarbeit.
Nachdem sich im ersten Jahr auf dem Getreidefeld ein buntes Bild bot, war sie sehr angetan, dass im zweiten und dritten Jahr viele Ackerkräuter, die eine wichtige Nahrungsquelle und Lebensgrundlage für viele Insektenarten bieten, wieder aufgingen. Unter den rund 20 Arten sind sogar zwei, die auf der Roten Liste stehen. „Ein richtig tolles Projekt vonseiten des Naturschutzes“, so Vullmer.
Jeder Euro zählt
Da mit der Aussaat von Ackerkräutern auf Getreidefeldern erhebliche finanzielle Einbußen für Landwirte verbunden sind, wird das Projekt vom Landkreis Rotenburg und der Stiftung Naturschutz unterstützt. Über „Blühpatenschaften“ der Sottrumer St.- Georg-Stiftung können sich auch Privatleute beteiligen. „Jeder Euro zählt“, betont Heiner Schröder, der zum Stiftungsvorstand gehört. Die Spenden kommen vollständig dem Blühpflanzenprojekt zugute.