Rotenburg

Mord in Fischerhude: Verwandter dringt bis zum Tatort vor

Unbemerkt von der Polizei gelangte am 28. Dezember 2021 ein Mann in ein Fachwerkhaus in Fischerhude. Darin waren unmittelbar zuvor zwei Menschen erschossen worden. Der 65-Jährige sagte jetzt im Mordprozess aus.

Am Landgericht Verden läuft derzeit der Prozess nach einem Doppelmord in Fischerhude. Der Angeklagte hatte Verbindungen nach Wehldorf (Samtgemeinde Zeven).

Am Landgericht Verden läuft derzeit der Prozess nach einem Doppelmord in Fischerhude. Der Angeklagte hatte Verbindungen nach Wehldorf (Samtgemeinde Zeven). Foto: picture alliance / Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Er wollte nach seiner 73 Jahre alten Cousine sehen, sagte der Zeuge in dem Mordprozess am Landgericht Verden. Weil einer ihrer vier Hunde im Schlafzimmer bellte, schaute er hinein und fand die Frau tot in ihrem Bett. Neben ihr lag der bellende Hund.

Zwei Hunde der Frau sollen weggelaufen sein, als der ebenfalls 65 Jahre alte Angeklagte das Grundstück der Opfer betreten hatte. „Immer wenn die ausgebrochen sind, sind die zu mir gekommen“, schilderte der Zeuge. Er wohne nur 200 Meter entfernt, habe nach dem Auftauchen der Hunde seine Cousine telefonisch nicht erreichen können.

„Dann bin ich irgendwann rüber mit den Hunden.“ Polizei und Krankenwagen seien schon vor Ort gewesen. An der Pforte habe er geklingelt. „Aber es hat sich keiner gemeldet. Auf einmal standen da Polizisten und fragten, ob ich da wohne.“

Trotz Verweises geht der Cousin in das Haus

„Ich wurde weggeschickt“, sagte der Zeuge. Was passiert war, habe er nicht gewusst. Von zu Hause habe er den überlebenden Sohn auf dessen Gestüt in Wehldorf (Samtgemeinde Zeven) angerufen. „Der hat gesagt: Guck nach Mama.“ Dem Wunsch sei er gefolgt. Trotz des vorherigen Platzverweises.

Er habe „keine Polizei gesehen“ und die „Chance“ ergriffen, zur Haustür zu gehen. „Die war offen.“ Drinnen habe er nach seiner Cousine gerufen. „Weil ich keine Antwort bekommen habe, wollte ich zum hinteren Teil des Hauses gehen.“ Dort hätte er vermutlich den anderen Sohn seiner Cousine gefunden - ebenfalls erschossen. Doch vorher bellte der Hund.

Zeuge glaubt, dass seine Cousine fest schläft

„Ich dachte, sie schläft. Sie sah ganz friedlich aus“, schilderte der 65-Jährige die Auffindesituation. Durch Rütteln am Bein habe er sie wecken wollen. Dann erst eine Wunde am Kinn gesehen. Immer noch glaubte er an einen festen Schlaf. Das ganze Blut habe er erst nach Anheben der bis über die Schultern reichenden Bettdecke gesehen.

„Sie war noch warm, muss gerade erst gestorben sein.“ Geschockt habe er keinen Puls fühlen können. „Ich bin raus, habe um Hilfe gerufen. Dann kamen Polizisten auf mich zugestürmt.“ Behandelt gefühlt habe er sich wie ein Verbrecher. „Ich habe nicht verstanden, warum die nicht gleich reingegangen sind. Vielleicht hätte man sie noch retten können.“

Laut Anklage war die Frau sofort tot und ihr Sohn nach einigen Minuten. „Es sieht so aus, dass der Zeuge die erste Tatortbegehung gemacht hat“, merkte der Vorsitzende Richter Nikolai Sauer bei der Befragung eines Kriminaloberkommissars an. Wie der Zeuge unbemerkt ins Haus gelangen konnte, blieb offen.

Behelmte Polizisten bringen den Notarzt ins Haus

Erst rund drei Stunden nach der ersten Meldung eines Schusswechsels betrat gegen 19.30 Uhr ein Bremer Spezialeinsatzkommando das Fachwerkhaus. Laut einem Polizeisprecher musste befürchtet werden, dass der oder die Täter noch im Haus waren.

Der Notarzt schilderte, dass er geschützt von Verdener Polizeibeamten, ausgestattet mit Maschinenpistolen, kugelsicheren Westen und ballistischen Helmen, in ein Nachbarhaus zu einer angeschossenen Frau gebracht worden sei. Weil man nicht wusste wo sich der Täter befindet, war die Frau zur Erstversorgung auf einen Parkplatz an einem Sportplatz gefahren worden.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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