Tarmstedt

Dieser junge Tarmstedter KGS-Schüler ist ein echtes Mathe-Ass

Die Runden eins und zwei waren für William ein Klacks. Ziemlich locker hat der Elfjährige die Aufgaben der Mathematik-Olympiade auf Schul- und Kreisebene gelöst. Doch nun steht für ihn in Göttingen der bislang größte Wettbewerb an.

William Lass besucht die 5. Klasse der KGS Tarmstedt und ist ein echtes Mathe-Ass. Am Wochenende will er in Göttingen zeigen, was er draufhat.

William Lass besucht die 5. Klasse der KGS Tarmstedt und ist ein echtes Mathe-Ass. Am Wochenende will er in Göttingen zeigen, was er draufhat. Foto: Saskia Harscher

Am Samstag geht es für William Lass zur Sache. Dann wird er sich in Runde drei der Mathematik-Olympiade mit den besten Schülerinnen und Schülern seiner Jahrgangsstufe messen. Die Teilnahme am Landesentscheid - das hat vor ihm an der KGS Tarmstedt noch niemand geschafft.

Mathe-Ass trifft auf die Besten aus Niedersachsen

Und wenn doch, dann muss das schon ziemlich lange her sein, denn an der Schule kann man sich niemand an so einen Erfolg erinnern.

William ist in diesem Jahr zudem der einzige Fünftklässler, der für eine Schule aus dem Landkreis Rotenburg im Hörsaal der Universität Göttingen Platz nehmen wird, um zu zeigen, was er kann.

Ganze Familie freut sich auf den Wettbewerb

William selbst freut sich auf das Wochenende. Seine Eltern werden ihn begleiten und sein jüngerer Bruder. „Wir werden das ganze Wochenende dortbleiben“, erzählt der KGS-Schüler. Bereits am Freitag wollen sie anreisen, vielleicht noch etwas unternehmen und die Zeit genießen. Sonnabendmorgen geht es dann früh los.

Um neun Uhr bekommen alle Teilnehmenden ihre Aufgaben und haben dann etwa vier Stunden Zeit, um alle zu lösen.

Der elfjährige William hat sich in diesem Jahr als einziger Schüler aus dem Landkreis Rotenburg für den Landesentscheid der Mathe-Olympiade qualifiziert.

Der elfjährige William hat sich in diesem Jahr als einziger Schüler aus dem Landkreis Rotenburg für den Landesentscheid der Mathe-Olympiade qualifiziert. Foto: Saskia Harscher

Mathe-Mythen

Julia Wedekind räumt mit vier Mathe-Mythen auf, die sich besonders hartnäckig halten.
Jungs sind in Mathe besser als Mädchen
: Dieses Gerücht widerlegen zahlreiche Studien.Im Matheunterricht muss man die ganze Zeit rechnen: Stimmt nicht. Heutzutage werden im Matheunterricht zahlreiche Knobel-, Logik-, Kombinatorik-, Zeichen- und digitale Problemstellungen so wie unterschiedlichste Methoden angewendet.Wer rechnen kann, ist gut in Mathe: Gut rechnen zu können hilft, Aufgaben schneller zu lösen, die entscheidenden Strategien zum Bewältigen einer Aufgabe sind aber andere.Ich konnte kein Mathe, darum kann mein Kind es auch nicht: Stimmt nicht. Es kommt darauf an, wer einen an die Mathematik heranführt und Interesse weckt. Das kann die Familie sein, Nachbarn, Lehrer, Freunde, Spiele. Bei dem einen wird das Interesse früh geweckt, bei anderen später. „Immer am Ball bleiben“, rät die Mathelehrerin.

Was William dann erwartet? Matheaufgaben, die es in sich haben, sagt Julia Wedekind. Auf dem Zettel werden Aufgaben mit viel Textanteil stehen, also kombinatorische Aufgaben mit komplexen Sachverhalten. Etwas Geometrie wird es auch geben, fasst Williams Mathematiklehrerin die Anforderungen zusammen.

„William weiß, welche Rechenschritte er umsetzen muss“

Die Herausforderung dabei: Die Schülerinnen und Schüler müssen erst einmal erarbeiten, was genau gefragt ist und wie sie die Aufgabe sinnvoll angehen können, um zur Lösung zu kommen. Williams großer Vorteil sei, dass er „sehr gut versteht, was er machen soll und welche Rechenschritte er wann und wie umsetzen muss“, sagt Julia Wedekind. „Außerdem kann er die Lösungen verbalisieren.“ Das mache den Unterschied und zeige genau „diese eine Windung mehr“.

Der Fünftklässler ist erst seit Sommer des vergangenen Jahres an der KGS. Doch er hat sofort Eindruck gemacht: „William ist mir gleich aufgefallen“, erzählt Julia Wedekind. Wieso? „Wegen der Art und Weise, wie er Aufgaben bearbeitet.“

Elfjähriger arbeitet bemerkenswert strukturiert

William schreibe sehr strukturiert auf, mache seine Rechenwege transparent und nachvollziehbar. „Er lässt mich an seinen Gedanken teilhaben“, fasst Julia Wedekind zusammen, was den Elfjährigen für sie, neben seiner sehr freundlichen und ruhigen Art, so herausragend macht.

Mathematik ist kreativ

William macht Mathe vor allem eines: Spaß. Ihm gefällt, dass er dabei kreativ sein kann, verrät er. Und so gesehen habe Mathe auch viel Ähnlichkeit mit Kunst. Man könne seinen eigenen Weg zur Lösung finden. „Künstlerisch bin ich auch gut“, sagt William. Für später könne er sich vorstellen, Häuser zu entwerfen und Baupläne zu zeichnen. Lehrer werden möchte er eher nicht, weil man dann auch mal laut werden müsse, was ihm nicht gefalle. Einen guten Tipp für Mathelehrer hat er allerdings: „Man muss die Kinder begeistern“. Sie zu zwingen bringe nichts.

Lerntipps von William

Auch für seine Mitschülerinnen und Mitschüler hat er zwei Tipps parat, wie man Matheblockaden lösen kann. Tipp eins: „Wenn der Kopf zu voll ist, dann atme kräftig durch, gehe vor die Tür und mache ein paar Schritte. Das Gehirn muss sich auch mal entspannen können.“

Tipp zwei: „Wenn du eine Aufgabe nicht verstehst, dann versuche sie, dir einfacher zu gestalten. Man kann Aufgaben zerlegen. Ein Beispiel: Statt 2 mal 11 kann man 11 plus 11 rechnen und es kommt das gleiche Ergebnis heraus.“

In seiner Freizeit geht der Elfjährige gern Segeln, spielt Blockflöte und Schach mit seinem Großvater. Gefragt, wer besser sei, antwortet William: „Mein Opa ist viel besser, aber er lässt mir auch Chancen.“

Siegerehrung in der Universität in Göttingen

Ganz gleich, wie William beim Landesentscheid abschneiden wird, Julia Wedekind ist schon jetzt ziemlich stolz auf ihren außergewöhnlich guten Schüler. Samstagabend werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Es wird Applaus und Urkunden geben. „Es geht um Ruhm und Ehre“, sagt Julia Wedekind. Heißt: Preisgelder oder dergleichen gibt es nicht. „Die Schüler sollen vor allem Spaß am Wettbewerb haben.“

Mathematik-Wettbewerb hat Bedeutung

Dennoch: Die Mathematik-Olympiade ist ein renommierter Wettbewerb, der zur Begabtenförderung gehört, unterstreicht die Lehrerin. Seit den Sechzigerjahren wird er jährlich durchgeführt. Wer hier teilnimmt und sogar gut abschneidet, für den könne das für die Zukunft Vorteile haben, etwa bei der Vergabe eines Stipendiums. Julia Wedekind und ihre Kollegen wollen sich künftig verstärkt um die Teilnahme von KGS-Schülern an diversen Wettbewerben bemühen, sie vorbereiten und ihnen Mut zusprechen. „Wir hoffen, dass wir künftig möglichst viele Schüler dafür begeistern können.“

Saskia Harscher

Reporterin

Saskia Harscher ist im Landkreis Rotenburg aufgewachsen. In Bremen hat sie Politikwissenschaften studiert. Sie arbeitet seit 2019 in der Redaktion der ZEVENER ZEITUNG. Dort ist sie stellvertretende Leiterin und zuständig für die Berichterstattung aus der Samtgemeinde Tarmstedt.

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