Heino Brockhage (77) sammelt leidenschaftlich gerne maritime Stück. Zu jedem Stück weiß er eine Geschichte. Als er mal wieder das Internet durchforstete und auf die Kleinanzeige aus Süddeutschland stieß, überlegte er nicht lange: In wenigen Minuten war der Handel perfekt, er hatte zu einem annehmbaren Preis ein Bild des Bremerhavener Malers Paul Ernst Wilke erstanden.
Wilke hatte die Weser und die Geeste-Einfahrt mit Nordmolen-Turm dargestellt. Vor einem Jahr war dieser plötzlich abgesackt, mittlerweile ist er abgerissen. Dass das Gemälde ausgerechnet den Nordmolen-Turm zeigt: „Was für ein Zufall“, sagt Brockhage.
Den Künstler vor seinem Atelier gesehen
Als Junge war er gerne am Alten Hafen, an der Geeste und im Fischereihafen herumgestromert. Er sah den Maler oft vor seinem kleinen Atelierhaus, wo er draußen seine Bilder zum Verkauf anbot und mit Passanten verhandelte. „Ich habe damals mitbekommen, dass ein Bild von Paul Ernst Wilke so um die 300 D-Mark kostete.“ Brockhage lernte Wilke auch persönlich kennen. „Ich habe in meiner Lehrzeit immer mal wieder bei Kunden die herrlichen Bilder als einen besonders schönen Schmuck in den Wohnzimmern entdeckt und bewundert. Lange war für mich der Besitz eines Wilke-Bildes nur ein Traum.“
„Ich werde es niemals wieder hergeben“
Heute besitzt er vier, und der Neuzugang gefällt ihm deshalb so besonders, weil Wilke den Nordmolen-Turm mal aus der Perspektive des Weserstrandbades gemalt hat. Das Bauwerk mit der roten Kappe spiegelt sich in den Pfützen der Sandwatten. Auch als Segler verbindet Brockhage Erinnerungen mit dem Nordmolen-Turm, als er zum Beispiel in dickster Nebelsuppe, von Lotsen geleitet, in den Geestevorhafen manövrierte. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte plötzlich die rote Turmhaube auf; die Crew konnte sich entspannen. Es sind solche Erinnerungen, die Brockhage mit dem vermutlich rund 75 Jahre alten Gemälde verbinden. „Ich werde es niemals wieder hergeben.“