Warum ist die Schaffermahlzeit so wichtig für Bremen und Bremerhaven? Bremen ist ein sehr offenes und sehr liberales Land. Die Schaffermahlzeit spiegelt diese Weltoffenheit in der heutigen Zeit wider, zum Beispiel durch den Kompetenz-Mix der Gäste aus dem In- und Ausland. Wir bekommen Impulse von außen, wir haben aber auch Botschaften nach draußen. Wenn es gelingt, eine gute Schaffermahlzeit auszurichten, dann ist das hoffentlich eine Werbung, ein Kompetenzzuwachs und ein Vertrauensgewinn für Bremen und Bremerhaven. Bremen ist ein starkes Bundesland. Das wird bei der Schaffermahlzeit transportiert.
Gibt es Beispiele, für welche Projekte oder Verbindungen die Schaffermahlzeit den Grundstein gelegt hat? Die Schaffermahlzeit ermöglicht einen Austausch mit Entscheidungs- und Wissensträgern. Sie kann Impulsgeber für Entwicklungen in bestimmten Branchen sein, zum Beispiel in der für unser Bundesland so wertvollen Windkraftbranche. Es macht einen Unterschied, ob man nur etwas über die Windkraftbranche im Land Bremen liest oder ob man in vertraulichem Rahmen vor Ort direkte Gespräche mit Geschäftsführern oder auch Gründern von Windenergiefirmen führen kann. Aus diesem Abend ergeben sich Folgegespräche. Die Schaffermahlzeit ist der Auftakt für ein Miteinander, um Bestehendes zu stärken und zu vertiefen. Wenn beispielsweise Vertreter aus dem Vorstand großer Unternehmen zu Gast sind, dann ist das für die Mitarbeiter vor Ort wichtig und ein Bekenntnis zum Standort. Das tut uns in dieser nicht immer einfachen Zeit sehr gut. Die Politik bekommt einen Eindruck, wie die Wirtschaft tickt. Und die Wirtschaft sieht Politik vielleicht noch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Ich erhoffe mir als Schaffer und als Bremer ein Standortbekenntnis für unser Bundesland.
Dürfen wir uns auf spannende Gäste freuen? Unbedingt: Es ist ein Mix hochrangiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Als Ehrengast erwarten wir den Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dr. Volker Wissing. Die Namen der anderen Gäste werden erst am Tag der Schaffermahlzeit veröffentlicht. Das hat Tradition. Es geht um Gespräche auf Augenhöhe. Die Chance ist da, losgelöst von Hierarchien und Organigrammen im Austausch zu sein. Das macht es nahbar und für Bremen und Bremerhaven wertvoll.
Was ist in diesem Jahr anders als in den Vorjahren? Der Frauenanteil ist bei dieser Schaffermahlzeit sehr viel stärker: Zum ersten Mal wird mit Janina Marahrens-Hashagen eine Schafferin die Traditionsveranstaltung mit ausrichten. Außerdem sind 16 von 100 Gästen weiblich. Die Freude ist bei allen Beteiligten da, dass wir dieses Thema gut und angemessen in die Zukunft tragen. Es tut dem Land Bremen gut, dass Weltoffenheit und Souveränität nach außen dokumentiert werden. Eine kleine Änderung: Wegen der Corona-Situation werden den Humpen, aus denen zum Zeichen der Verbundenheit getrunken wird, individuelle Gläser zur Seite gestellt.
Welche Bedeutung hat die Schaffermahlzeit auch heute noch für Haus Seefahrt und den Seefahrtshof? Mehr als 20 Generationen lang so eine Veranstaltung am Leben zu erhalten, ist ein tolles Ergebnis. Die Schaffermahlzeit dient Haus Seefahrt und der Unterstützung der Stiftung. Es ist ja nicht nur so, dass bei der Schaffermahlzeit nett ritualisiert gegessen wird, sondern es wird hoffentlich wieder ein hoher Spendenbetrag für die unterstützungsbedürftigen Bewohner des Seefahrtshofes zusammenkommen. Es ist ein Phänomen, dass wir es im Land Bremen seit fast 500 Jahren schaffen, das ununterbrochen längste Stiftungsfest weltweit aufrechtzuerhalten. Es ist nicht nur das älteste Sozialwerk für die Schifffahrt, die Kapitäne und ihre Angehörigen, sondern es geht auch um den Respekt vor dem Mut der Seeleute. Oft waren sie monatelang von ihren Familien getrennt mit einem hohen Risiko, gar nicht wiederzukommen. Es gilt mit Freude und Respekt, die Schaffermahlzeit in der Tradition zu erhalten, aber modern weiterzuführen.

Jens Lütjen richtet die 479. Schaffermahlzeit als zweiter Schaffer mit aus. Foto: www.ingasommer.de