Am Mittwoch versammelten sich die BLG-Aktionäre im Bremer Congress Centrum. Es gab viele Nachfragen, gerade zur Krise des Autoterminals Bremerhaven (ATB). Obwohl die Beschäftigten dort auf Lohn verzichten, sind im vergangenen Jahr hohe Verluste eingefahren worden. Die Produktivität stimmt nicht, der Terminal ist zu voll, etliche Fahrzeuge stehen zu lange herum.
GHB-Mitarbeiter kritisiert Führung
Wer eine der 3,8 Millionen BLG-Aktien besitzt, hat ein Rederecht auf der Versammlung. Ein Beschäftigter des Gesamthafenbetriebs (GHB), der seit Jahrzehnten auf dem ATB eingesetzt wird, nutzte die Gelegenheit, um seine Kritik loszuwerden. Der GHB ist die Personalreserve im Hafen. Nach einer Insolvenz mussten Kollegen gehen. Der GHB wurde neu aufgestellt. Etliche Mitarbeiter dort machen die BLG dafür verantwortlich, dass der GHB finanziell nicht ausreichend abgesichert wurde. Und sie kritisieren, dass die BLG immer wieder auf Personaldienstleister zurückgreift.
Der Mann hält das für „fahrlässig“. Qualifizierte GHB-Kollegen hätten gehen müssen, während nicht qualifizierte Mitarbeiter von Personaldienstleistern zum Einsatz kämen. Schiffe hätten deshalb nicht rechtzeitig abgefertigt werden können. Er sprach zudem von Beschädigungen in erheblichem Ausmaß.
„Wir haben den GHB gerettet“
BLG-Chef Frank Dreeke bat ihn, seine „wichtigen Erkenntnisse“ den ATB-Führungskräften mitzuteilen. Aber er machte auch deutlich: „Wir haben den GHB gerettet.“ Die BLG trage 96 Prozent der Kosten. „Wir werden ihn weiterhin nutzen“, versprach er. Aber der wirtschaftliche Rahmen müsse stimmen. Und das sei nur in der neuen Struktur als GmbH möglich. Die BLG werde gern weniger Personaldienstleister einsetzen, und sie würde sogar ganz verzichten, sagte Dreeke. Aber das sei angesichts hoher Krankenstände bei GHB und BLG nicht möglich gewesen.
Den Aktionären stellte Dreeke in Aussicht, dass das Autoterminal bereits zum Ende des Jahres den Wendepunkt erreichen wird. „Das ist das Ziel“, sagte er. Und im kommenden Jahr sollen dann wieder schwarze Zahlen geschrieben werden.
Viel Geld hat die BLG auch verloren, als sie sich im vergangenen Jahr vorzeitig von Automobil-Chefin Andrea Eck trennte. Josef Gemmeke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sprach von einer Abfindung in Höhe von 1,3 Millionen Euro. „Wieso ist die so hoch?“, fragte er.
Probleme wurden nicht gelöst
Klaus Meier, der als BLG-Aufsichtsratsvorsitzender für die Abfindung verantwortlich war, rang um eine Erklärung. Er verwies auf die Turbulenzen, in denen das Terminal steckt. Die Probleme seien nicht so gelöst worden wie erhofft. Deshalb habe sich „die Trainerfrage“ gestellt. Im August vergangenen Jahres verließ Eck die BLG. Allerdings habe der Aufsichtsrat nur wenig Spielraum, wenn es um die Entlassung eines Vorstands gehe. „Letztlich kann ein Vorstandsmitglied nur selbst gehen“, betonte er. Es sei denn, es gehe um Verfehlungen. Aber darum sei es nicht gegangen, nur um unterschiedliche Einschätzungen. Angesichts der anstehenden Vertragslaufzeit nennt Meier die Abfindung einen „großen Erfolg“.
Bernd Günther ist seit Jahrzehnten BLG-Aktionär. Er forderte Dreeke auf, die ins Stocken geratenen Kooperationsverhandlungen zwischen BLG-Tochter Eurogate und der Hamburger Hafen- und Logistik AG voranzutreiben und nicht das Feld der Politik überlassen. Er halte die Wiederaufnahme der Gespräche für sinnvoll, sagte Dreeke. „Aber wir sind auch allein hervorragend aufgestellt“.