Bremerhaven: Energiewende als Chance für die Häfen

Windkraft, Wasserstoff und Recycling – die Energiewende als Potenzial für bestehende und neue Hafenareale in der Seestadt soll eine Studie untersuchen, die der Bremer Senat in Auftrag geben will. Konkret ist der südliche Fischereihafen im Blick. Unter anderem geht es dabei auch um eine Alternative für den geplanten Offshore-Terminal (OTB), wobei aber die Windkraft nicht mehr im Zentrum steht.

Welche Möglichkeiten der südliche Fischereihafen hat und welche Hafeninfrastruktur dafür nötig ist, soll ein Gutachten prüfen, das der Senat in Auftrag geben will.

Welche Möglichkeiten der südliche Fischereihafen hat und welche Hafeninfrastruktur dafür nötig ist, soll ein Gutachten prüfen, das der Senat in Auftrag geben will. Foto: Scheer


Für diesen war kürzlich der Planfeststellungsbeschluss gerichtlich gekippt worden. Dagegen geht der Senat aber auf dem Klageweg vor. Dennoch soll zeitgleich geprüft werden, wie die 250 Hektar großen neuen Gewerbeflächen im Süden Bremerhavens seeseitig erschlossen werden können. Im dritten Quartal sollen die Ergebnisse der Potenzialstudie vorliegen.

Ging es beim OTB alleine um die Verschiffung von Bauteilen für Windparks auf See, ist die Aufgabe jetzt weiter gefasst: mit einer Potenzialstudie, „mit der die Akquisitions- und Wertschöpfungspotenziale für den Standort Bremerhaven im Kontext der Energiewende herausgearbeitet werden soll“, heißt es in der Senatsvorlage für die Sitzung des Senats kurz vor Weihnachten 2021, auf der die Studie beschlossen wurde.

Rückbau von Ölplattformen

Dabei sollen sämtliche Optionen geprüft werden. So geht es neben der Erschließung des Gewerbegebietes Green Economy auf der Luneplate um die Möglichkeit eines Basishafens für Wasserstoff und für den Rückbau von Ölplattformen aus der Nordsee. Aber auch die Windkraft spielt weiter eine Rolle:im Bereich Recycling von Offshore-Anlagen, dem kommenden Repowering auf See, aber auch bei der Verschiffung von On- und Offshorekomponenten für den Ex- und Import.

Dabei liegt der Fokus sowohl auf den Gewerbeflächen auf der Luneplate und dem ehemaligen Flughafengelände. Auf Letzterem entsteht derzeit das Elektrolyse-Testfeld, auf dem aus Windkraft „grüner“ Wasserstoff hergestellt werden soll. Zudem sollen mobile Wasserstoffanwendungen entwickelt werden. Der Senat weist darauf hin, dass für das Gelände bereits ein gültiger Bebauungsplan besteht und es zudem an das Gewerbegebiet Luneort/Luneplate mit einer Schwerlaststraße angebunden ist.

Aber während das Areal bereits straßenseitig angebunden ist und die Schienenanbindung über den Sanierungsplan für die Hafeneisenbahn im Fischereihafen sichergestellt werden soll, geht es jetzt um die seeseitige Anbindung – also um Hafenanlagen. Hier führt die Senatsvorlage die Erneuerung der Kajen im Fischereihafen an. So steht der Abschluss der Planungen für den Bau der westlichen Labradorkaje unmittelbar bevor, und der Abschluss einer Vorplanung für den Bau der Westkaje Fischereihafen II ist noch im Frühjahr vorgesehen.

Kommt der „Greenport“?

Ob das allerdings ausreicht, soll das Gutachten ebenso prüfen. Nämlich, „ob mit weiteren Hafen-, Logistik- und Umschlaganlagen im Bereich des südlichen Fischereihafens neue regionalwirtschaftliche Effekte erzielt und so ein substanzieller Beitrag geleistet werden kann, um die nationalen Ziele im Kampf gegen den Klimawandel zu erreichen“, heißt es in der Vorlage.

In diesem Zusammenhang könnte auch der sogenannte „Greenport“ eine Möglichkeit sein. Den hatte Hafenstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski Ende November vergangenen Jahres ins Spiel gebracht. Dazu gehört der Plan, ein zur Weser geöffnetes, schleusenfreies Hafenbecken – einen sogenannten Dockhafen – auf dem ehemaligen Flugplatzgelände zu bauen für den Offshore- und Schwerlastumschlag. Dazu müsste von der Weser eine Fahrrinne durch den Deich getrieben werden.

Der Senat geht von Kosten in Höhe von 250.000 Euro für die Potenzialstudie aus. Finanziert werden soll sie über das Sondervermögen Fischereihafen. Beauftragt werden sollen die Hafengesellschaft Bremenports und die Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS. „Die Beauftragung steht unmittelbar bevor“, bestätigt Bremenports-Sprecher Holger Bruns.

Christoph Bohn

Senior Content Manager im Content Pool

Christoph Bohn, Jahrgang 1968, ist seit 2024 Senior Content Manager bei der NORDSEE-ZEITUNG. Aufgewachsen im Cuxland hat er Wirtschaftswissenschaft und Politik studiert und vor seinem Volontariat als Controller gearbeitet. Von 2000 bis 2023 war er Redakteur beim SONNTAGSjOURNAL.

0 Kommentare
PASSEND ZUM ARTIKEL
nach Oben